Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Foto: LEHENdrei Martin Feketics
Breitscheidstraße 10170176 Stuttgart-West
BAUGRUPPE UND BEWERBUNGDas Gebäude befindet sich auf dem Olgäle-Areal, benannt nach dem bekannten Kinderkrankenhaus im Stuttgarter Westen. Die Baugruppe wurde bereits 2009 mit dem Ziel gegründet, auf diesem Areal zu wohnen. Das Krankenhaus wurde aber erst 2016 abgebrochen. Etwa zeitgleich verlief in einem Auswahlverfahren der Stadt Stuttgart die Bewerbung der Baugemeinschaft. Die Gruppe benannte sich selbstironisch als „Baulöwen“ und konnte sich im Vergabeverfahren auf ihrem Wunschgrundstück durchsetzen. Sowohl das Konzept der Baugemeinschaft als auch der architektonische Entwurf erhielten die die höchste Punktzahl... Die Errichtung eines Bauwerks durch eine Baugemeinschaft hat häufig nicht nur qualitative Auswirkungen, sondern zahlt sich - wie auch hier - für den einzelnen Bauherrn finanziell aus. Das Gebäude konnte für unter 3800 € je Quadratmeter Wohnfläche errichtet werden (brutto, einschl. Grundstück sowie Nebenkosten der Leistungsphase 7).
SITUATIONAn der Kreuzung Senefelder-/Breitscheidstraße im Stuttgarter Westen entstand – nach Abbruch eines Gebäudes mit wenig Qualitäten - gegenüber von drei charakteristischen Gebäuden der Gründerzeit das neue Wohn- und Geschäftshaus mit zehn Wohnungen und zwei Gewerbeeinheiten. Die Gewerbeeinheiten beleben den öffentlichen Raum. Die größere Gewerbeeinheit neben dem Büroraum wird zur Zeit umgenutzt und umgebaut.
STÄDTEBAULICHE EINBINDUNG - HAUSTYPEin Erdgeschoss, vier Obergeschosse und ein Staffelgeschoss bilden den winkelförmigen Baukörper, der unmittelbar an der Senefelder- und die Breitscheidstraße liegt. Eine gemeinsame Tiefgarage, teilweise unter die Gebäude geschoben, verbindet die sechs neuen Häuser um den Innenhof Nr. 2, die alle durch Baugemeinschaften errichtet wurden. Der Hauszugang und der Zugang zum Gewerbe erfolgen im Sinne einer Adressbildung jeweils direkt von der Straße. Die beiden Straßenfronten des Gebäudes sind als Lochfassade ausgebildet, zum geschützten Innenhof nach Süden und Westen liegen die großzügigen Loggien und Terrassen.
Besonderer Wert wurde auf die Einbindung in die Günderzeitumgebung und die Auseinandersetzung mit den charakteristischen Haustypen gelegt. Das Gebäude stellt eine zeitgemäße Interpretation der Bausteine des Stuttgarter Westens dar, durch die Übernahme zahlreicher Merkmale aber auch durch Elemente zeitgemäßer Gestaltung. Anders als in anderen Regionen Deutschlands wurden die Gebäude der Gründerzeit in Württemberg nicht aneinander gebaut sondern weisen Lücken von etwa 3 m Breite, dem sogenannten Bauwich auf. Erst dadurch entsteht der Konflikt, die Straßenfassade direkt in Zusammenhang mit untergeordneten Gebäudeseiten zu sehen. Die Antwort auf diesen Konflikt sieht eine klare Unterscheidung in eine repräsentative (Straße) und eine sparsame Fassade (Bauwich) vor. Vorne Naturstein oder aufwändige Ziegelbauweise, seitlich und hinten einfache Ziegel- oder Putzoberfläche. Diese Unterscheidung der Fassaden ist auch im Gebäude der Baulöwen ablesbar: Vorne Klinkerriemchen und strenges Fensterraster der Obergeschosse, seitlich und hinten Putzfassade. Im Bauwich wurde den einzelnen Bauherren sowohl die Lage als auch die Größe der Fenster ausdrücklich freigestellt...
Aufnahme typischer Merkmale der Bebauung des Stuttgarter Westens:- Einteilung in Sockel, Mittelzone und oberstes Geschoss- stehende Fensterformate und- Klinker zur StraßeZeitgemäße Gestaltungsmittel:- Flachdach und zurückspringendes Dachgeschoss- frei angeordneten und große Fensterflächen im Bereich des Gewerbes im EG und amHauseingang- überdachter, großzügiger Hauseingangsbereich- moderne Materialien der Fenster und in der Fassade- frei angeordnete Fenster im Bauwich- große Loggien vor den Wohnräumen zum Innenhof
ERSCHLIESSUNGDer Hauptzugang des Gebäudes erfolgt über eine leicht zurückgezogene Nische. Gleich daran schließt die großzügige Eingangshalle an, einem Begegnungsort für die Hausbewohner. Die Eingangshalle vermittelt zwischen dem Straßenniveau und dem zwei Meter höher gelegenen Innenhof. Die Höhendifferenz wird durch eine breite Sitztreppe vertikal erlebbar gemacht. Der große Durchlader-Aufzug und das Treppenhaus erschließen elegant und barrierefrei zwei TG-Geschosse, ein Kellergeschoss, die Eingangs- und die Gartenebene, die Galerie in der Gewerbeeinheit sowie in den Obergeschossen zwei Wohnungen je Etage.
Die schwierige Aufgabe der Erschließung unterschiedlicher Geschossniveaus wurde als Chance wahrgenommen: in der Gewerbeeinheit ist ein Galeriegeschoss eingezogen, die Eingangshalle vermittelt durch die sehr repräsentative Dimension und Wegeführer geschickt zwischen den verschiedenen Höhen und den Zu- und Ausgängen.
VIELFALT DER GRUNDRISSEDer Ausrichtung des Gebäudes entsprechend sind die Schlafräume nach Norden und Osten zur Straße, die Wohnräume nach Süden und Westen zum ruhigen Innenhof hin orientiert. Die Baugemeinschaft besteht aus jüngeren und älteren Menschen, aus Singles und Familien. Entsprechend sind in dem nach außen hin sehr gleichmäßigen Baukörper unterschiedlich große und unterschiedlich organisierte Wohnungen untergebracht. Kein Geschoss gleicht dem anderen. Auf der obersten Geschossebene befindet sich eine gemeinschaftliche Dachterrasse. Im Erdgeschoss dient die großzügige und kommunikative Eingangshalle dem Austausch und der Begegnung der Hausbewohner.
FASSADENDie innere Zuordnung spiegelt sich in der Fassade wider. Die Straßenseiten sind in den Obergeschossen als strenge Lochfassaden ausgebildet. Der gewerblich genutzte Sockel setzt sich mit unterschiedlich großen Fensterflächen vom oberen Gebäudeteil ab. Zum Innenhof hin öffnet sich die Fassade mit breiten Fensterflächen. Diesen sind großzügige Loggien vorgelagert.
KONSTRUKTIONDas Gebäude besteht aus nachhaltigen Materialien:- massives Mauerwerk für die tragenden Wände- Wärmedämmung der Außenwände Mineralwolle d = 20 cm, zu den Straßen hin vorgesetzteKlinkerriemchen- Betondecken mit erhöhtem Schallschutz, d = 25 cm- Holz- oder Holzalufenster in den Obergeschossen- Alu-Pfosten-Riegelfassade im Erdgeschoss- Flachdach wärmegedämmt d = 20 cm, bituminöse Abdichtung, intensive Begrünung bzw. Terrassen aus Betonwerksteinbelag- Decke über Staffelgeschoss als Flachdach mit vollständiger Bedeckung durch Photovoltaikelemente
ENERGIEKONZEPTAls Energiestandard wurde ein KfW-Effizienzhaus 55 realisiert:- Kompakter Baukörper mit gutem A/V-Verhältnis- Beheizung und Warmwassererzeugung über Blockheizkraftwerk (Kraft-Wärme-Kopplung)- Be- und Entlüftungsanlage mit Wärmetauscher separat in jeder Wohnung- Dreifachverglasung der Fenster- Wärmedämmung der Außenwände und Decken d = min. 20 cm- Photovoltaikanlage vollflächig auf dem Dach des Staffelgeschosses- Batteriepufferung zur deutlichen Erhöhung der Selbstnutzung des PV-Stroms
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.