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„Nehmen Sie es wie ein Mann, Madame“1 war 2005 mein Beitrag der Architektinnen für die Festschrift „50 Jahre Architektenkammer Baden-Württemberg“ übertitelt. Seit der AKBW-Gründung 1955 – eine Zeit, in der die Hausgeräte Firma Bauknecht damit warb, zu wissen, was Frauen wünschen – hat sich manches getan: Die weibliche Stimmlage bei Wortbeiträgen in Versammlungen führt nicht mehr zu Irritationen, die Kammer verwendet gendergerechte Sprache, in den Gremien engagieren sich immer mehr Kolleginnen, auch im Netzwerk. Die Kammer hat zwei Vize-Präsidentinnen, die Sitzungssäle werden nach Architektinnen benannt und das Haus unserer „Zunft“ in der Danneckerstraße 54 „darf“ – 30 Jahre nach ersten, erfolglosen Diskussionen über die Namensgebung mit dem damaligen Kammer-Präsidenten Prof. Peter Schenk – nun Haus der Architektinnen und Architekten heißen. Und: Wir werden einen Architektinnenpreis vergeben. Der Weg zur Sichtbarkeit von Frauen in der Architektur und zu deren Anerkennung war lang, beschwerlich – und er ist noch nicht zu Ende.
Ein Blick weit zurück: Architektur studieren und als Architektin, gar freiberuflich, arbeiten war vor dem Krieg schon kaum möglich und wurde auch in den 1950er Jahren nicht leichter. Frauen konnten sich angeblich nicht an der Baustelle durchsetzen oder ihre „wahre“ Bestimmung lag in der Verantwortung für Familie und Heim. Diese Klischee-Vorstellungen hatten sich über den Krieg und die nationalsozialistische Ideologie hinweg unbeschadet halten können, obwohl die Lebenspraxis eine andere Realität zeigte. Der Mut und die Durchhaltefähigkeit der ersten Architektinnen reichten nicht aus, um bessere Rahmenbedingungen für die Frauen in der Architektur zu erkämpfen. Erst das Wachrütteln durch die sogenannte Neue Frauenbewegung Anfang der 1970er Jahre und der Austausch untereinander ließ Frauen ihre eigene Rolle als Architekturstudentinnen und Architektinnen überdenken.
1978 startete, bundesweit einmalig, das Frauenkulturzentrum / Café SARAH in Stuttgart – unter den Gründerinnen waren auch Architektinnen, die sich ihrerseits zu einer Architektinnengruppe zusammenschlossen. Sie traf sich nicht zufällig außerhalb von Hochschule und Architektenkammer und thematisierte die eigenen Wohnsituationen in einer öffentlichen Ausstellung. „Das Private ist politisch“ als Devise der Frauenbewegung wurde hier fachspezifisch umgesetzt.
Die eigene berufliche Etablierung als Architektin schärfte Ende der 1980er Jahre das Bewusstsein, wie wichtig es ist, sich auch in bestehenden berufsständischen Organisationen zu engagieren. Entschlossen konfrontierte unsere Architektinnengruppe 1990 den damaligen Kammer-Präsidenten Schenk mit der Frage, wie die Architektenkammer die Interessen der Architektinnen vertrete. Im Januar 1991 kamen fast 70 Kolleginnen aus ganz Baden-Württemberg zu einer ersten Veranstaltung – darunter auch Dorothee Keuerleber. Das Spektrum der Fragen und Situationsbeschreibungen verdeutlichte die vielfältigen Hürden, die damals von den Kolleginnen zu nehmen waren. 1992 erläuterte ich zusammen mit Dorothee Keuerleber, die bereits besser in der Kammer vernetzt war, im AKBW-Landesvorstand die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses von Kolleginnen und unsere Ziele. Bei manchen stieß das auf Zustimmung, bei anderen erzeugte es ein eher gönnerhaft-amüsiertes Lächeln. Dennoch etablierte sich 1992 der Arbeitskreis Architektinnen formal mit Zustimmung des Landesvorstandes.
Auch in den Kammerbezirken Karlsruhe, Tübingen und Freiburg bildeten sich daraufhin Arbeitskreise von Architektinnen. Gemeinsame Exkursionen, Vorträge und informeller Austausch wirken dem Einzelkämpferinnen. Dasein entgegen und dienen der fachlichen Weiterbildung. Bei Stadtspaziergängen mit Gemeinderätinnen beispielsweise sensibilisierten wir für unsere Sicht auf Architektur und Stadtplanung und verliehen unserer Kritik. Ausdruck. Wir suchten den Kontakt zur Universität, z. B. durch die von uns initiierte Vortragsreihe „Frauen bauen“ und Podiumsdiskussionen zu den Berufsmöglichkeiten von Architektinnen. Mitte der 1990er Jahre begann auch der Austausch mit Kolleginnen aus anderen Länderkammern. Heute gibt es ein etabliertes Netzwerk der Architektinnen auf Bundesebene und landesweite Tagungen alle zwei Jahre – „Highlights“ der Begegnung und gegenseitigen Motivierens.
Parallel nahm das Interesse, das Fach Architektur und Stadtplanung zu studieren, bei Frauen erheblich zu und die Barrieren wurden weniger. Um das Thema der Freiburgerinnen von 2003 „Grenzbereiche: Grenzen setzen – Grenzen akzeptieren – Grenzen überschreiten“ aufzugreifen: Ja, wir arbeiten als Netzwerk noch immer daran, Architektur als gebauten Ausdruck westlich geprägter, „männlicher“ Realität zu thematisieren und aufzuzeigen, dass ihre Bedeutung für die Gesamtgesellschaft so lange nur eine Teilrelevanz hat, so lange Architektinnen nicht ganz selbstverständlich die bauliche Umwelt auf Augenhöhe mitgestalten. Die Auseinandersetzung mit dieser feministischen Kritik ist in der etablierten Architektur-Diskussion noch nicht wirklich angekommen. Die Fachzeitschriften sind weiterhin voll mit Gebäuden der Selbstdarstellung und Eitelkeiten. Gehälter und Positionen unterscheiden sich noch deutlich von denen der männlichen Kollegen. Aber: Es gibt immer mehr mutige, selbstbewusste und kreative junge Kolleginnen. Vielleicht qualifiziert uns nicht zuletzt gerade die Auseinandersetzung um gerechtere Strukturen für unseren Beruf als Architektinnen, Innenarchitektinnen, Stadtplanerinnen und Landschaftsarchitektinnen. Wir haben viel zu gewinnen!
ODILE LAUFNER, Freie Architektin und Stadtplanerin FOPA BDA, Frauen-Netzwerkerin der ersten Stunde
Wir bieten Kolleginnen aller Fachrichtungen ein Forum zur Klärung genderspezifischer Fragestellungen innerhalb der Kammerstruktur.