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„Das neue Bild vom Land“: Mit diesem programmatischen Titel war eine Tagung der Akademie ländlicher Raum (angesiedelt beim Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz) in Baiersbronn überschrieben. Vertreter:innen der Kommunen und Kreise, von Regionalverbänden, der AKBW sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen – von der Soziologie bis zur Stadt- und Raumplanung – befassten sich mit der Bewältigung der großen Transformationen in ländlichen Räumen. Am Ende stand das Plädoyer für visionäre, positive Leitbilder sowie ein veränderter Blick auf Räume, woraus sich eine zukunftstaugliche Matrix für den neuen Landesentwicklungsplan (LEP) ergebe.
„Unser Land neu denken“ war bereits im vergangenen Jahr Deutschlands größter, von der AKBW veranstalteter Architekturkongress ARCHIKON überschrieben. Dort prägte der Zukunftsforscher Daniel Dettling den Begriff der „progressiven Provinz“. Präsident der Architektenkammer BW, Markus Müller, sah erheblichen Redebedarf über den im derzeit gültigen LEP verankerten Antagonismus Stadt und Land. „Das Denken in Wirtschaftszentren ist überholt. Die wirtschaftliche und kulturelle Stärke unseres Bundeslandes ist breit angelegt in allen Raumschaften mit ihren individuellen Qualitäten“, sagt auch Stadtplaner und AKBW-Landesvorstand Matthias Schuster. „Ein neuer, zukunftsfester LEP muss darauf reagieren, indem er ermöglicht: flächendeckende physische und virtuelle Erreichbarkeit, flexible Wohnungsangebote für dynamische Generationen, flächen- und ressourcensparendes Bauen sowie eine gerechte Verteilung regenerativer Energiegewinnung.“
Das „neue Bild vom Land“, so der übereinstimmende Tenor auch in Baiersbronn, heiße, unterschiedlichste Bereiche und Lebensbezüge der Bewohnerinnen und Bewohner (Sozialraum, Mobilitätsraum, Identifikationsraum, Arbeitsraum, Versorgungsraum, Siedlungsraum, Grünraum etc.) zu einem gesamtheitlichen „Raumwissen“ zusammenzubinden und auf dieser Basis strategische Entwicklungen aufzusetzen. Jeder Ort sei anders und berge Besonderheiten, so Prof. Dr. Marc Redepenning. Entsprechend neue, individuelle Aufgabengebiete der Transformation kämen auf Politik, Verwaltung und Planung zu, die sie nur mit guter personeller Ausstattung und zusammen mit den Menschen qualitätvoll steuern könne. So auch Prof. Dr. Monika Gonser: „Niemand kennt die beste Lösung allein.” Sie plädierte für die Gestaltung von Entscheidungsprozessen zusammen mit den Bürgern vor Ort und deren Expertise.
„Wir müssen uns trauen, auf Basis begründeter Vermutungen zu handeln“, appellierte Prof. Mark Michaeli, TU München, der auch auf dem ARCHIKON die These vertrat, der ländliche Raum sei längst weiter als man gemeinhin annehme. Prof. Dr. Ing. Thomas Weith, ZALF, Potsdam, forderte: „Räume nicht über Funktionen definieren, sondern über Leistungen – weg von Top-Down zum Ermöglichen“, beispielweise neue Kreislaufsysteme und Multifunktionalität der Flächen wie die Kombination von Energieerzeugung und Landwirtschaft bei der Agri-PV.
Alle Ebenen und Akteure müssten bereit sein, Brüche zuzulassen, so der Tenor der Wissenschaftler. „Nicht nachhaltige Gewohnheiten und Muster überprüfen, verändern zunächst in Reallaboren, dann über andere Rahmensetzungen“, ist für Prof. Manfred Miosga, Bayreuth, der Weg, aktiv die Transformationen in Wirtschaft und Gesellschaft zu gestalten – Transformationen, die ja keine Zukunftsvision seien, sondern bereits Realität. Alles zu lassen, wie es ist, nur etwas besser, sei ebenso wenig eine Option wie restaurative Ansätze – der Blick zurück ins bessere Gestern. „Digitalisierung löst keine Strukturprobleme“, ist etwa Prof. Jörn Birkmann, Institut für Raumordnung und Entwicklungsplaung Uni Stuttgart, überzeugt. Wenn die Bedürfnisse und Bedarfe nicht ehrlich ermittelt würden, könnten auch keine passenden Strukturen entstehen.
Nach zwei Tagen regen Austauschs zog die Architektin und Stadtplanerin, Professorin Ute Meyer von der Hochschule Biberach, das Fazit: „Es gibt Beratungsbedarf!“
Wie kann sich „the Länd“ Baden-Württemberg weiterentwickeln? Welche Belange können aus Sicht der Architektur, Landschaftsarchitektur, Innenarchitektur und Stadtplanung identifiziert werden, um Impulse für die Landesentwicklung zu geben?