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Karlheinz Fuchs:Baukunst im deutschen Südwesten. Architekten und Baumeister aus acht Jahrhunderten256 Seiten mit 400 meist farbigen Abbildungen, DRW-Verlag Leinfelden-Echterdingen 2004ISBN 3-87181-491-1Bestellung grundsätzlich über den BuchhandelEuro 49,-
Eine ganz wunderbare Konzeption verfolgt diese Quasi-Architekturgeschichte Baden-Württembergs, indem sie die einzelnen Epochen knapp charakterisiert und dann streng nach Architekten gegliedert aufarbeitet. Mögen die lokale Renaissance und der Barock schon mehrfach bearbeitet worden sein, so ergibt sich durch diese Baumeisterordnung ein anderer Rhythmus mit einer neuen Einprägsamkeit. Als genereller Architekturliebhaber wünscht man sich sofort eine ganze Reihe für alle Bundesländer, was eine hervorragende Vergleichsmöglichkeit böte. Da es bisher noch keine Bücher zu Klassizismus, Historismus oder Frühmoderne in Baden-Württemberg gab, füllt dieses Buch zudem eine eklatante Lücke, denn Architekten wie Barth, Gaab, Hübsch, Leins, Billing, Curjel & Moser oder Eisenlohr & Pfennig haben einen enormen Stellenwert, der zwischen den touristischen Highlights übersehen wird und doch viel zum Verständnis der von den Architekten geschätzten Moderne beiträgt. Mit seiner klaren verständlichen Sprache und guten Abbildungen, die oft von den abgelutschten Postkartenmotiven abweichen ist dieses Buch auch für Laien absolut empfehlenswert. Auch wenn Fuchs seine "subjektive Enzyklopedie" als nicht vollständig absichert – mehr gibt es dazu nirgends.
Und so sei bei allen Vorschusslorbeeren die Kritik erlaubt, dass die Qualität der überwiegend scharfen Profiaufnahmen durch gelegentlich auffallend flaue Knipsbilder getrübt wird. Manchmal geben auch die aktuellen Aufnahmen vom groben Wiederaufbau kriegsbeschädigter Bauten nicht deren vormals hohe Qualität wieder und werden dem Genius der Architekten nicht gerecht. Hier wären historische Fotografien besser gewesen, auf die Fuchs bei verlorenen Bauten ja auch zurückgreift.
Fuchs zitiert viel aus altertümlichen Quellen wie Koepf, Dehio und Thieme-Becker, um die historische Wertschätzung der Architekten zu belegen. Dabei kolportiert er einerseits schwülstige Lobeshymnen, wo eine eigene Charakterisierung in heutiger Sprache wirkungsvoller, ja notwendig wäre. Andererseits werden zeitbedingte, doch überholte Urteile wie etwa Weinbrenners angeblich fader Klassizismus fortgeschrieben.
Der Schwerpunkt liegt klar auf den Biografien der Architekten, ihrer Herkunft, Ausbildung und Karriere, gefolgt von einer Auflistung der wichtigen Werke. Leider vermag der Autor nicht hinreichend das jeweils individuelle Formenrepertoire zu charakterisieren oder die räumliche, plastische und materielle Eigenheit der Objekte sprachlich mit Leben zu füllen und somit interpretierend anschaulich zu machen. Weshalb das Stuttgarter Wilhelmspalais trocken sein soll, andere Bauten dagegen wohlproportioniert bedürfte der Erklärung, um dem Leser die Wirkungskraft der Architektur wirklich zu vermitteln und die Personalstile vergleichbar werden zu lassen.
Des Autors Vorlieben werden schließlich deutlich, wenn nach Theodor Fischer (für Fuchs der Impulsgeber zur retrospektiven Bestandsaufnahme) die Sorgfalt der Objektauswahl und Fotografien merklich nachlässt. Ob Corbusier oder Schmitthenner, Postmoderne oder Dekonstruktivismus, das 20. Jahrhundert erscheint geradezu liederlich abgeknipst. Die Poesie der traditionalistischen Wohnhäuser der Stuttgarter Schule oder die spielerische Leichtigkeit der 50er Jahre kommen damit nicht gebührend zum Ausdruck. Dennoch: als Nachschlagewerk unverzichtbar.
Marc Hirschfell