Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
In den Städten des Landes bot sich das gleiche Bild: Gebäude, Plätze, Straßenzüge, Promenaden ohne Menschen. Wir dokumentieren mit dieser Online-Galerie die Momentaufnahmen des ungewollten Stillstands durch die Covid-19-Pandemie und den dadurch freien Blick auf städtische Räume. Die Architektenkammer beauftragte dazu Fotografen aus allen Landesteilen. Lassen Sie die Bilder aus Freiburg, Stuttgart, Heidelberg, Pforzheim, Ulm, Heilbronn, Überlingen und Friedrichshafen auf sich wirken – und lesen Sie, was die Architektinnen und Architekten dazu sagen.
Vor 75 Jahren war mit Kriegsende in den zerbombten Städten die Stunde null. Ein Blick auf Architektur und Städtebau nach dem Zweiten Weltkrieg.
Damit den Städten die Menschen nicht verloren gehen, sollten wir die Corona-Krise als Impuls für sinnvolle städtebauliche Entscheidungen nutzen.
Bürgerinnen und Bürger erlebten und erleben ihre "Phantomstadt" subjektiv, Architektinnen und Architekten werfen einen professionellen Blick auf die leeren Stadträume: Wann ist eine Stadt eine gute Stadt?
Markus Müller, freier Architekt/Stadtplaner, Friedrichshafen, und Präsident der AKBW: "Die Städte tun, als ob. Sie zeigen uns die dunkle Vision funktionsbefreiter Stadtlandschaften. Corona war wie ein Schock. Wir müssen ihn ummünzen in neues Denken: Stadträume brauchen Diversität in der Nutzung, also Wirtschaften UND Leben. Vielfalt ist urbanes Vertrauenskapital. Dann werden wir überrascht sein vom Potenzial unserer Städte."
Christof Luz, freier Landschaftsarchitekt, Stuttgart, Landesvorstand AKBW: "Die Stadt ist nicht leer, die Menschen sitzen alle in zu engen Wohnungen oder in Parks. Jetzt wird deutlich, dass manche Stadt schlecht dran wäre ohne Park oder Grünflächen. Oder ohne die Möglichkeit, in die Außenbereiche auszuweichen. Das bringt mich zur nur scheinbar im Widerspruch zu den Bildern stehenden Frage: Wann ist die Stadt voll?"
Sara Vian, Stadtplanerin, Stuttgart, Landesvorstand AKBW: "Zu Zeiten des 'social distancing' zeigt sich, welche Bedeutung und Verantwortung uns Planern zukommt. Die vermeintlichen Vorzüge des Stadtlebens verlieren ihre Bedeutung, die Städter flüchten, so gut es geht, aufs Land oder nach Balkonien. Wer keinen Balkon hat, flüchtet zu den oft zu kleinen und überfüllten Freiflächen, die die Stadt bietet. Wir müssen die Verantwortung dafür tragen, wie unsere Stadt in Zukunft aussehen soll. Es wird nicht die letzte Krise sein, die unser Leben auf den Kopf stellt. Wenn wir gemeinsam für eine vielfältige, lebenswerte, großzügige und ökologische Stadt eintreten, tut das uns UND dem Klima gut!"
Matthias Schuster, freier Stadtplaner/freier Architekt, Stuttgart, Landesvorstand AKBW: "Die Stadt ist nicht leer, sinnentleert, nur weil die Geschäfte stillstehen. Denn Stadt ist viel mehr. Statt 'Social Distance' erleben wir gerade Achtsamkeit, einen anderen Rhythmus und ein verbindendes Bewusstsein als Stadtgesellschaft. Das könnte ein Programm für vielfältigen Städtebau sein."
Stephan Weber, freier Architekt, Heidelberg, Vizepräsident der AKBW: "Aber was passiert, wenn der Rückzug in virtuelle Einkaufswelten nicht nur ein vorübergehender ist? Wenn auch die Kultur künftig die Nähe zur peripheren Shoppingmall sucht? Sehen wir dann in Coronazeiten die Zukunft unserer Innenstädte oder zeigt uns die verstörende Gegenwart den Wert dessen, was wir zu verlieren Gefahr laufen?"
Fred Gresens, Architekt, Offenburg/Hohberg, Landesvorstand AKBW: "Die leeren Städte erinnern an surrealistische Bilder von Giorgio de Chirico und imaginären Erzählungen von Italo Calvino. Architektonische Kulissen, verlassene Idealarchitekturen, die 'unsichtbar' Geschichten erzählen, Strukturen offenbaren und in eine metaphysische Stimmung tauchen."
Prof. Susanne Dürr, Architektin, Karlsruhe, Vizepräsidentin AKBW: "Die Innenstädte erinnern an Architekturfotografien, die das Recht am eigenen Bild nur zu gern umsetzen – menschenleer, damit verlassen und bedrohlich. Sie bieten uns aber auch – ohne Fahrzeuge – mehr und aussichtsreichen Bewegungsraum. Anstelle der Sicht auf parkende PKWs werden Häuser und Räume wieder sichtbar, natürliche Geräusche unterscheidbar. Die Krise schult unsere Wahrnehmung."
Carmen Mundorff, Architektin und AKBW-Geschäftsführerin Architektur/Medien: "Vor 75 Jahren war mit Kriegsende in den zerbombten Städten die Stunde null. Die Suche nach einem neuen, von demokratischen Idealen geprägten Bauen begann. Die ehrliche Bestandsaufnahme zeigt: Ohne Kompromisse wird es wohl nie gehen. Dennoch sollte immer das Beste für die Stadt und ihre Bürgerschaft angestrebt werden, denn wir planen und entwickeln Lebensräume. An unseren Lieblingsorten und täglichen Wegen merken wir, welche gebauten Räume uns guttun und welche nicht. Achten Sie mal darauf!"