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Anlässlich des Jubiläums 25 Jahre Stadtplanung in der Architektenkammer Baden-Württemberg widmete sich der 6. Stadtplanertag am 14. November dem Berufsstand selbst: mit einem historischen Blick zurück auf die Anfänge, einem kritischen auf die Gegenwart und einem spannungsvollen in die Zukunft. Eine partizipative Sitzordnung in konzentrischen Kreisen, ein Wurfmikrofon und ein digitales Abstimmungstool schufen die Grundlage für einen lebendigen, interaktiven Austausch zwischen den Akteuren der Tischrunden und den über hundert Teilnehmenden.
Wie alles begann
Seit 1955 existiert die Architektenkammer Baden-Württemberg. Fast vierzig Jahre – bis 1994 – unterschied das Architektengesetz nur drei Fachrichtungen: Architektur, Innenarchitektur und Landschaftsarchitektur (früher: Gartenarchitektur). Seit Ende der 1960er Jahre hat sich die Stadtplanung zu einem neuen Berufsfeld entwickelt und ist zu einem eigenen Aufgabengebiet geworden. Dies wurde, nach langjähriger Überzeugungsarbeit seitens der Kammer, durch den Beschluss des Landtags zur Änderung des Architektengesetzes vor 25 Jahren besiegelt. Seitdem ist die Berufsbezeichnung Stadtplanerin oder Stadtplaner in der AKBW verankert, geschützt und nur Mitgliedern vorbehalten. Bei fast allen Veränderungen gibt es Skepsis. So gab es damals große Widerstände anderer Verbände und anfangs auch innerhalb der Architektenschaft, wo die Haltung bestand: „Jeder gute Architekt ist ein Stadtplaner“.
Rückblick: 25 Jahre Stadtplanerliste
Sebastian Zoeppritz, Freier Architekt + Freier Stadtplaner
Alfred Morlock, ehem. Justiziar der AKBW
Markus Müller, Freier Architekt und Freier Stadtplaner, Präsident AKBW
Sara Vian, Stadtplanerin, Vertreterin der AiP/SiP im Landesvorstand
Matthias Schuster, Freier Stadtplaner und Freier Architekt - siehe Bild oben
Stärkere Abgrenzung – ja oder nein?
Bei der Live-Umfrage, an der sich 75 Personen beteiligten, votierten 64 Prozent für eine weitere Öffnung. Vorab war das Thema auf mehreren Ebenen diskutiert worden. Die Eintragungsvoraussetzungen für die Fachrichtung Stadtplanung sind klar definiert. Die Vielfalt an zusammengesetzten Studiengängen ist gestiegen, deshalb muss teils individuell überprüft werden, ob die Qualitätsanforderungen an die Studieninhalte erfüllt sind. Nicht alle Anträge können deshalb positiv beschieden werden. Auf die Berufsbezeichnung Stadtplanerin oder Stadtplaner hat die Kammer das Copyright. Aber eine Vorlageberechtigung beispielsweise für Bebauungspläne, anlog zur Regelung der Entwurfsverfasser für Architekten nach §43 der LBO, gibt es nicht. Plakativ ausgedrückt, könnte jeder Zahnarzt einen B-Plan erstellen. Über die formellen Planaufstellungen hinaus, sieht sich die Profession für die Organisation und Koordination aller technischen, wirtschaftlichen und gestalterischen Belange der Stadt sowie für die Prozessbegleitung und Beteiligungsverfahren verantwortlich. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage diskutiert: Wie werden Stadtplanerinnen und Stadtplaner von außen wahrgenommen? Hierzu wurden Defizite benannt und der Wunsch nach einer Marketingstrategie geäußert, um die qualitätvolle Marke Stadtplanung in die Breite zu tragen.
Legitimation und Anforderungen von innen und außen
Dr. Bernd Fahle, Freier Stadtplaner
Hartmut Klein, Architekt
Julia Brocke, Stadtplanerin im Praktikum
Prof. Christina Simon-Philipp, Architektin und Stadtplanerin, HfT Stuttgart
Kann Stadtplanung die Welt retten?
Die erste spontane Antwort lautete: Ja! Die Stadt ist ein komplexer Organismus, der einen Generalisten (= Stadtplanerin oder Stadtplaner) braucht, um die Komplexität des Mikrokosmos zu überblicken, zu analysieren und Ziele zu entwickeln. Dem entgegen stand in der Diskussion die Position, dass die einzelnen Fragestellungen und Herausforderungen zur Stadtplanung/Stadtentwicklung heute wesentlich vielschichtiger sind. Das bedinge den Zusammenschluss sowie Input von verschiedenen Professionen und erfordere neue interdisziplinäre Herangehensweisen und Arbeitswelten.
Herausforderungen der Zukunft für die Stadtplanung
Christian Kuhlmann, Baubürgermeister Biberach
Prof. Dr.-Ing. Barbara Engel, Architektin, KIT Karlsruhe
Philipp Beck, atelier 522, Markdorf
Irene Sperl-Schreiber, Freie Architektin und Freie Stadtplanerin, Stuttgart
Gedankengymnastik
Die Impulsgeberin und Trendforscherin Birgit Gebhardt aus Hamburg gab einen gesellschaftlichen Ausblick in die Lebenswirklichkeit einer Smart City in ca. 20 Jahren. Dabei lud sie die Teilnehmenden zu einer Gedankengymnastik ein, um alte Bilder, die meist in den Köpfen vorherrschen, beiseite zu schieben und sich auf neue Szenarien einzulassen. Dabei eröffnete sie viele, heute teils noch unvorstellbare, spannende Aspekte, die jedoch ausschnittsweise aus Sicht des Publikums weniger anzustreben sind. Die Trendforscherin selbst sieht der Zukunft optimistisch entgegen. Sie meint: Die zunehmende intelligente Vernetzung und der schon begonnene Strukturwandel bergen viele Chancen, wenn es möglich ist, Verlustängste und Wertediskussionen zur Bestandssicherung, also bestehende Überzeugungen über Bord zu werfen