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Im Memorandum zur Zukunft Internationaler Bauausstellungen steht der auf den ersten Blick so unscheinbar daherkommende Satz: „Eine IBA verhandelt das Leben.“ Dieser Satz trifft aber voll ins Schwarze; denn „Planungsprozesse sind Kommunikationsprozesse“, wie es Prof. Dr. Klaus Selle beschreibt, die stets das Leben verhandeln: Das Leben im Quartier, in einem Dorf oder in einer Stadt, das Leben in einer Region und – wie im Fall der IBA Basel – das Leben im Dreiland Deutschland, Frankreich, Schweiz.
Somit ist die IBA Basel die erste grenzüberschreitende Internationale Bauausstellung, in welcher unter dem Motto „Gemeinsam über Grenzen wachsen“ seit über zehn Jahren das Leben der Menschen in der Region Basel, mit Lörrach als deutschem Zentrum, verhandelt und in Projekten gestaltet wird. Und damit ist die große Besonderheit der IBA Basel, nämlich das grenzüberschreitende Verhandeln und die grenzüberschreitende Kommunikation, bereits genannt. Auch das klingt zunächst wieder banal, ist es aber nicht. Gemeinsam in der Grenzregion Basel zu planen heißt, immer Grenzen zu überschreiten, immer die verschiedenen Planungssysteme und Planungsgesetze im Blick zu haben, immer die unterschiedlichen politischen Entscheidungssysteme zu beachten und die zahlreichen Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger einzubinden, stets die Bevölkerung des Dreilandes mit den unterschiedlichen Sprachen zu integrieren.
Und so verwundert es nicht, dass in manch einem Meeting geflachst wurde, die IBA Basel sei eher eine IKA, eine Internationale Kommunikationsausstellung. Die Protagonisten verharmlosen zu Unrecht dieses wichtige Lernmoment der IBA Basel, wenn man sich folgende Grundsätze in Erinnerung ruft: Für deutsche Kommunen ist der Begriff der kommunalen Planungshoheit elementar, bedeutet aber auch, dass der Planungsauftrag, das Recht zur Planung an der eigenen Gemarkungsgrenze endet. Dieses Moment aufzubrechen in einer Region, in welcher sich Gemarkungs- und EU-Außengrenzen durch gebaute Stadträume ziehen, ist logisch, aber nicht leicht. Die IBA Basel hat es geschafft, diese wichtige Projektmitsprache über Grenzen hinweg stattfinden zu lassen. Fachlich ist dies genau der richtige Weg. Denn, wenn man Lörrach und Basel zusammen betrachtet, ergibt sich das Bild einer einzigen gebauten Stadt, zu welcher auch Saint-Louis gehört: Eine Stadt mit zwei Sprachen und drei Grenzen. Und diese eine Lörrach-Basel-Saint-Louis Stadt sollte auch gemeinsam geplant werden.
Ein schönes Grenz(überschreitungs)projekt in dieser Dreilandstadt ist das Projekt „Am Zoll Lörrach / Riehen“. Das Projektgebiet liegt sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz. Die Grenze, eine EU-Außengrenze, verläuft zwischen den Häuserzeilen im Quartier. Im Kern beinhaltet das Projekt die Transformation durch den Verkehr geprägter Räume in Lebensräume. Das Projektverfahren ist hochkomplex und die Vielzahl der Akteure, von den beteiligten Kommunen bis hin zu den jeweiligen Bundesbehörden in Deutschland und der Schweiz, macht das Projekt zur Herausforderung. Als Teil des Förderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat sind die Ansprüche hinsichtlich Gestalt- und Prozessqualität hochgesteckt. Alle sind sich einig, dass das Projekt nicht nur für diesen spezifischen Ort, sondern beispielgebend für viele Städte ist, weil es eine Zukunftsaufgabe bearbeitet, aus der allerorts verfügbaren Ressource „Verkehrsraum“ Lebensraum zu schaffen. Aus diesem Grunde erreicht das Projekt, in dem auf die Zukunftsfragen des Wandels Antworten gegeben werden, schon jetzt die für ein IBA-Projekt erwartete Strahlkraft.
Neben dem Ergebnis hat dieses Projekt stets den Prozess in den Fokus genommen, wobei der Einbezug der Bürgerschaft eine wichtige Rolle eingenommen hat. Den Höhepunkt der Beteiligung erreichte die pinke Provokation im Frühjahr 2019. Um der Bevölkerung zu zeigen, welche Flächenpotenziale durch eine Umgestaltung des Straßenraumes entstehen können, wurden eine Straßenspur mit einem pinken Teppich ausgelegt, Bäume und Sitzgelegenheiten aufgestellt und das knallrote IBA Kit, ein umgestalteter Hochseecontainer, aufgestellt. An diesem neuen Ort fanden innerhalb eines Monats zahlreiche Begegnungsmöglichkeiten statt, mit dem Ziel, erste Rückmeldungen aber auch weitere Anregungen aus der Bevölkerung zu generieren. Der pinke Teppich als temporäre Intervention im öffentlichen Raum und Reallabor verfolgte darüber hinaus das Ziel, zu überprüfen, ob die Reduktion des Straßenraums auch funktioniert. Und ganz nebenbei sollte den kritischen Stimmen geantwortet werden: „Ja, es klappt, der Verkehr fließt weiter und neue Qualitäten entstehen.“ Die IBA hat dabei den Projektbeteiligten stets den Rücken gestärkt und immer wieder die Chance offeriert, solche Prozessformate auszuprobieren. Vor allem die Rückmeldung einer Dame: „Der pinke Teppich ist eine Hoffnung für mich“, bringt wunderbar auf den Punkt, dass Hoffnung eine tolle Triebfeder in der Stadtentwicklung ist. Deren Ziel muss sein, Projekte und Prozesse zu unterstützen, die das Leben zum Besseren verändern. Dabei war und ist die IBA Basel 2020 eine einzigartige Chancenmachmaschine.
In der ersten Nachschau auf die IBA Basel hätten solche positiven Projektresonanzen viel früher erfolgen sollen. Denn dadurch entstehen auch weitere positive Prozessresonanzen, die wichtig sind, wenn man, wie eine IBA, einen Planungsmarathon absolviert. Dennoch kann nach über zehn Jahren IBA Basel festgehalten werden, dass die Beteiligten viel verhandelt und viel geplant haben. Aus Plänen sind Projekte für eine gute Zukunft des besonderen Dreilands entstanden und haben viel Leidenschaft und Mut zu Tage gebracht.
Zusammenfassend kann man sagen: Eine IBA macht Mut und tut gut. Die IBA Basel hat unsere Region (Basel) zum Besseren verändert.
www.iba-basel.net