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Nein, er bereue es nicht,* antwortete Dr.-Ing. Eckart Rosenberger in seinem letzten Bericht als Vizepräsident. Er erinnerte an die „Geburtswehen“ bei der Bildung der Großen Kammer und damit dem Weg zu einem besseren Verständnis untereinander.
* Telefonanruf bei Wolfgang Riehle im Frühjahr 1998
Bild:Udo W. Beier
Angesichts aktueller Tendenzen habe es erst recht keinen Sinn mehr, „uns nach Tätigkeitsarten auseinander dividieren zu lassen“, befand Rosenberger. „Deregulierung und Privatisierung sind schließlich Entwicklungen, die allgemein schwer mit unseren baukulturellen Zielen in Einklang zu bringen sind.“„Wo zum Beispiel der Bauherr öffentliche Hand nicht mehr durch Architekten vertreten ist, wird zunächst weniger und später hin gar nicht mehr mit freien Architekten geplant und gebaut“, so Rosenberger weiter. Baukultur sei immer auch Verfahrenskultur, und dort stelle sich im Hinblick auf den Städtebau mehr denn je die Frage, „wer letztendlich das Sagen hat“: Kommunen oder Investoren?
Damit verbunden ist für Rosenberger die Frage der Qualifikation. Besorgnis erregend sei, dass in den neun Großstädten Baden-Württembergs nur noch drei Baubürgermeister Architekten seien. Wenn aber zunehmend fachfremde Besetzungen auch auf Amtsleiterebene die Regel würden, „dürfte die baukulturelle Kompetenz solcher Stadtverwaltungen gegen Null gehen. Dort wird nur noch verwaltet und nicht mehr gestaltet.“
In diesem Zusammenhang wies Rosenberger auf einen aktuellen Flyer des Arbeitskreises der angestellten und beamteten Architekten hin, „mit dem auch Laien klargemacht werden kann, dass Architekten und Stadtplaner auf Grund ihrer Ausbildung besonders prädestiniert sind, Führungsaufgaben im Planungs- und Baubereich zu übernehmen“. Überdies zeigten positive Beispiele, dass sich Engagement von Kammergruppen vor Ort auszahle: So gelang es in Schorndorf die schon beschlossene Einsparung der Baubürgermeisterstelle wieder rückgängig zu machen; wurde in Leonberg die Stelle des Baudezernenten nach zwei Jahren wieder eingerichtet; und rang die Freiburger Architektenschaft dem Freiburger Oberbürgermeister ab, die von ihm gestrichene Baubürgermeisterstelle wieder zu besetzen.
Welcher Stellenwert einer fachlich qualifizierten Bauverwaltung zukommt, belegen laut Rosenberger zudem Public Privat Partnership-Maßnahmen (PPP). „Immer dort, wo es qualifizierte Bauverwaltungen gibt, sind die Ergebnisse befriedigend“, in Mittelstädten und kleineren Kommunen sei dagegen häufig das Gegenteil der Fall. Hierzu wies Rosenberger auch auf das Buch „PPP – Besser Planen“ hin, das von der Expertengruppe der BAK erarbeitet und gemeinsam mit dem Bundesbauministerium herausgegeben wird. Allgemein, so Rosenberger, sei PPP „nach diversen Pannen eher auf dem Rückzug“. Im Vormarsch dagegen seien Generalübernehmerprojekte, „die uns in der Wettbewerbsstatistik abhanden kommen“.
Im Zuge der Deregulierung gerate auch das Kammerwesen immer wieder in die politische Diskussion. „Die Politik wird nicht müde, bewährte Instrumente der Qualitätssicherung in Frage zustellen“, warnte Rosenberger. Dabei sei „niemand besser als die Kammer“ in der Lage, der Öffentlichkeit zu erklären, was Planungs- und Baukultur für unsere Gesellschaft bedeute. „Damit Architekten auch zukünftig gefragt sind.“ Voraussetzung sei dafür jedoch eine ständige Modernisierung. Angesichts von 12.700 freiwilligen Mitgliedern, einem stark ausgebauten Dienstleistungsangebot sowie der immer wichtigeren Rolle des Versorgungswerkes zeigte sich Rosenberger am Ende seiner Amtszeit optimistisch, dass das Ziel erreicht wird.
Bereits vor zwei Jahren hatte der heute 66-Jährige angekündigt, sein Amt als Vizepräsident in jüngere Hände legen zu wollen. Er dankte allen Kollegen und insbesondere den Präsidenten Prof. Peter Schenk und Wolfgang Riehle, denen er acht bzw. zwölf Jahre zur Seite stand – und erklärte mit Blick auf die nächste Legislaturperiode. „Wolfgang Riehle ist ein Glücksfall für die Kammer.“
Rede von Vizepräsident Dr.-Ing. Eckart Rosenberger zum Download