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LVV 2015: Positionen der Strategiegruppe Stadt/Land
Als Vorsitzender der Strategiegruppe Stadt/Land stellte Matthias Schuster erste Ergebnisse aus der Arbeit der letzten Monate vor. Auch hier war das Thema Flüchtlingsströme präsent. Bei Stadtplanung und Landschaftsarchitektur ginge es nicht um Design, sondern darum Städte, Dörfer und Freiräume zu gestalten und menschliche Maßstäbe zu setzen, damit Identifikation stattfinden kann. Durch Trabantensiedlungen blieben Menschen ausgegrenzt und fremd. Hier müsse man aus der Vergangenheit lernen und Fehler vermeiden, denn Integration bedeute Beheimatung in der Gesellschaft, gab Schuster zu bedenken.
Zwei wichtige Handlungsfelder – Planungsinstrumente sowie aktuelle Herausforderungen für Stadt und Land – hatten sich aus der Veranstaltung „Aufbruch Impulse Strategien“ im Frühjahr herauskristallisiert, die in Projektgruppen weiter verfolgt wurden.
Schuster beschrieb zunächst die anvisierte Zukunft des städtischen Raums mit drei Adjektiven: urbaner, durchmischter und grüner. Das Thema Innenentwicklung stehe an vorderster Stelle mit Berücksichtigung von freiräumlichen Qualitäten, städtebaulicher Maßstäblichkeit sowie funktionaler (Wohnen und Arbeiten) und sozialer/kultureller Durchmischung. Ein breites Angebot im Quartier sei auch in Hinblick auf das Wohnen im Alter wünschenswert. Insbesondere für Städte wird eine Chance in Bezug auf veränderte Mobilität gesehen: Wenn attraktive und vernetzte Angebote von öffentlichen Verkehrsmitteln und Carsharing die Anzahl von eigenen Autos reduziere, könne man den öffentlichen Raum zurückgewinnen.
Im ländlichen Raum sähe die Lage anders aus: In strukturschwachen Regionen sollten möglichst überall Gemeindeentwicklungskonzepte umgesetzt und Förderprogramme ausgeweitet werden, um gezielt Rahmenbedingungen für beispielsweise die Stärkung der Ortskerne zu schaffen. Auch gelte es Konzepte für neue Quartiers- und Wohnmodelle oder geplanten Rückbau zu entwickeln. In diesem Zusammenhang wies Schuster darauf hin, dass auch in den ländlichen Regionen Baukultur nicht zu vernachlässigen sei. Die Aktivitäten rund um die Auszeichungsverfahren „Baukultur Schwarzwald“ und „Baukultur Schwäbische Alb“ zeigten gute Beispiele, wie dieser Aspekt als Motor für Entwicklung und zur Schaffung von Attraktivität beiträgt. Der Themenbereich ländlicher Raum sei noch nicht abschließend diskutiert und bliebe weiterhin für die Strategiegruppe eine wichtige Baustelle.
Was die Planungsinstrumente betrifft, wünsche man sich eine Änderung des Planungs- und Baurecht, berichtete Schuster. Die Novellierung der Baunutzungsverordnung beispielsweise wäre sinnvoll in Bezug auf sich ändernde Lebens- und Arbeitsformen, stelle aber eine Herkulesaufgabe dar, die gewisse Zeit brauche. Der Stadtplaner regte an, die im Landesbaurecht beschriebenen Möglichkeiten für Ausnahmen und Befreiungen kreativ zu nutzen, räumte jedoch auch ein, dass es hierfür politischen Willen brauche. Bei den Klimaschutzzielen sollte es keine Abweichung der Zielrichtung geben, da sich Planungen nicht auf die nächsten fünf Jahre bezögen, sondern Gebäude für Zeiträume von 50 bis 80 Jahren erstellt werden.
Auch mit dem Thema Beteiligungsverfahren beschäftigte sich die Strategiegruppe. Forderungen und Erwartungen an die Politik sind in die Wahlprüfsteine eingeflossen. Zur Optimierung von Aufgabenstellungen und zur Förderung der Akzeptanz von geplanten Projekten könnten zum richtigen Zeitpunkt und mit passenden Instrumenten gute Ideen aus der Bevölkerung eingebracht werden. Besonders Anregungen durch lokales Know-how könne die Fachkenntnis ergänzen. Selbst bei kleineren Projekten sei es wünschenswert, diesen Weg zu gehen und Betroffene zu integrieren. Die Strategiegruppe Stadt/Land hat in den Projektgruppen viele Mitglieder beteiligt - für deren Engagement bedankte sich Matthias Schuster herzlich.