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Dass die Welt sich wandelt, sieht man oft an der Art von Problemen, mit denen man sich beschäftigen muss. Während sich vor nicht allzu langer Zeit noch der Architekten-Nachwuchs Sorgen machen musste, muss man sich nun um den Nachwuchs sorgen.
Wer Anfang/Mitte der 2000er-Jahre sein Architekturstudium begonnen hat, wurde von den Dozenten darauf hingewiesen, dass die Situation schwierig sei und man sich darauf einstellen solle, keinen Job zu finden. Auch der Start des Arbeitskreises der AiP/SiP im Jahre 2013 stand eher unter den Vorzeichen schlechter Arbeitsbedingungen. Absolventinnen und Absolventen wurden als billige Arbeitskräfte gesehen, die froh sein mussten, überhaupt eine Stelle zu bekommen – was zu teilweise erschreckenden Gehältern und aberwitzigen Arbeitszeiten führte. Die Begrifflichkeit „.… im Praktikum“ diente dabei sicherlich nicht zur Stärkung der Position von Berufsanfängern. Zudem hatte der Nachwuchs mit dem Ruf zu kämpfen, von den Hochschulen nur bedingt auf die Praxis vorbereitet worden zu sein. Im Großen und Ganzen konnte man also von schwierigen Startbedingungen für das Architektendasein sprechen.
Die Jahre des konjunkturellen Aufschwungs haben die Rahmenbedingungen nun massiv verändert. Viele Büros – aber auch die öffentliche Hand – haben Probleme, die dringend benötigten Fachkräfte zu finden und zu binden. Man sollte also meinen, die Situation der Absolventen hätte sich ebenfalls gedreht. Die Büros müssten sich eigentlich gegenseitig mit guten Verträgen überbieten, um den dringend benötigten Nachwuchs zu akquirieren.
Leider ändern sich aber Geisteshaltungen nicht so schnell wie die Realität. So wundern sich die Arbeitgeber, warum es schwer ist, neues Personal zu rekrutieren. Warum haben Architekturbüros Probleme Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, während die Industrie scheinbar weniger Schwierigkeiten hat? Bei genauerer Betrachtung verwundert das nicht wirklich: Während in der Industrie auskömmliche Gehälter, Überstundenregelungen und ein Verständnis von Work- Life-Balance Standard sind, fällt es Büros anscheinend schwer, Architektur als „normalen Job“ mit all den dazugehörigen Faktoren zu erkennen. Dazu gehört auch, die Arbeit als Arbeit zu sehen und nicht als Lebensinhalt. Es ist eben keine Selbstverständlichkeit, in zahllosen Nachtschichten Wettbewerbe zu „schrubben“ oder an Wochenenden zu arbeiten – nur aus Spaß an der Freude wird man keine 60-, 80- oder gar 100-Stunden-Wochen absolvieren.
Was für die Industrie oder andere Berufe nichts Neues ist, scheint jedoch in einigen Planungsbüros noch nicht angekommen zu sein. Wenn ein Arbeitnehmer die Möglichkeit einer 40-Stunden-Woche mit Überstundenausgleich und guter Bezahlung hat, warum sollte er sich dann für eine schlechter bezahlte Arbeit mit ungeregelten Arbeitszeiten ohne Überstundenausgleich entscheiden? Um sich selbst zu verwirklichen? Für Ruhm und Ehre? In Zeiten steigender Lebenshaltungskosten und unklarer Zukunftsaussichten wohl eher nicht.Solange Büroinhaberinnen und -inhaber die Zeichen der Zeit von Work-Life-Balance und neuer Schwerpunktsetzung der Mitarbeitenden nicht erkennen, müssen sie sich weiterhin um Nachwuchs sorgen.
Aber auch der Nachwuchs muss sich weiterhin Sorgen machen, solange Architektinnen und Architekten zu den Akademikern mit der schlechtesten Bezahlung zählen. Wie sich das ändern lässt, gilt es nun herauszufinden. Dabei kann die Erkenntnis, dass faire Arbeitsbedingungen Grundlage für eine gute Bürostruktur sind, ein Anfang sein, um sich für die Zukunft entsprechend aufzustellen.Die aktuelle Marktlage sollte daher zum Anlass genommen werden, sich über seinen eigenen Wert klar zu werden. Dies gilt dabei nicht nur für angestellte Architekten, die sich nicht mehr auf alle Arbeitsbedingungen einlassen sollten. Auch die Büros dürfen ihre Arbeit und Leistung am Markt nicht unter Wert verkaufen. Nur wenn sie ein auskömmliches Einkommen generieren, können auch die Angestellten davon profitieren.