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Der international renommierte Architekt Prof. Dietmar Eberle sprach in der Kunsthalle Göppingen über nachhaltige Architektur. Die Göppinger „Nacht der Architektur“ hat sich über die Region hinaus als bedeutende Veranstaltung etabliert. Rund 120 Architekten und Stadtplaner sowie Architekturinteressierte aus Politik und Wirtschaft waren der Einladung zur diesjährigen Architekturnacht in der Kunsthalle Göppingen gefolgt.
Gastredner 2016 war der renommierte österreichische Architekt und Hochschullehrer Prof. Dietmar Eberle. In seiner Präsentation reflektierte Eberle über Nachhaltigkeit in der Architektur. Zuvor hatte Christian Gaus, Vorsitzender der Architektenkammergruppe Göppingen, in seiner Begrüßung die Bedeutung des Nachhaltigkeitskonzepts in der Praxis und insbesondere der EU-Gesetzgebung herausgestellt.
„Wir verbrauchen immer weniger Energie pro Quadratmeter Wohnfläche, gleichzeitig steigt der individuelle Flächenbedarf, so dass wir in der Summe kaum vom Fleck kommen“, beschrieb der Vorsitzende der regionalen Architektenkammergruppe Christian Gaus die derzeitige Entwicklung.
Deshalb sei eine breite gesellschaftliche Diskussion darüber nötig, ob und wie sich der individuelle Flächenbedarf reduzieren lasse. Diese Debatte müsse auch wegen der großen Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt geführt werden. „Es ist unter finanziellen und planerischen Gesichtspunkten absolut unrealistisch, dass wir in kurzer Zeit den nötigen Wohnraum mit den üblichen individuellen Durchschnittsflächen schaffen werden“, erklärte Gaus zur Krise im Wohnungsbau.Von anderen einfach nur Verzicht zu fordern, sei in einer freien Gesellschaft aber nicht angemessen. „Wir können als Architekten jedoch Lösungen bieten, wie sich weniger Wohnfläche durch andere Qualitäten ausgleichen lässt“, sagte der Kammergruppenvorsitzende. Er verwies in diesem Zusammenhang auf ältere Menschen, die wegen fehlender Alternativen häufig in zu großen Wohnungen lebten. Hier können Architekten Generationen verbindende Wohnformen schaffen. „Versorgungssicherheit, soziale Treffpunkte im Quartier, vor allem Geborgenheit durch gelebte Nachbarschaft haben meist eine wesentlich höhere Priorität als die individuelle Wohnfläche“, verwies Christian Gaus auf die Erfahrungen vieler Architekten.
Gastredner Professor Dietmar Eberle hob im Folgenden auf die funktionale Offenheit als Grundbedingung nachhaltiger Architektur ab. „Die einem Gebäude zugedachte Funktion ist im Durchschnitt schon nach zwanzig Jahren nicht mehr aktuell, die Gebäudetechnik veraltet noch wesentlich früher“, erklärte Eberle. Am Beispiel des von seinem Architekturbüro geplanten Gebäudes „2226“ erläuterte Eberle, wie mit einfachen gestalterischen Mitteln und Einsatz modernster Technologien nachhaltige Architektur realisiert werde könne.
„Für die Räume existieren keine funktionalen Vorgaben, es gibt auch keine Heizung, Lüftungs- oder Klimaanlage, jedoch werden mit modernster Software die Energieströme gesteuert“, beschrieb Eberle das „2226“-Konzept. „Lowtech“ einer reduzierten Architektur verbinde sich so mit „Hightech“ einer Steuerungssoftware, die geballtes Wissen und Erfahrung repräsentiere. Eine einfache Bauweise ermögliche über lange Zeiträume unterschiedliche Nutzungen, reduziere so die „graue Energie“, die als energetischer Aufwand für Baustoffproduktion, Errichtung, Abriss und Entsorgung in jedem Gebäude stecke.
Die konzeptionelle Offenheit müsse sich zudem am städtebaulichen Umfeld orientieren, um die globale Vielfalt der Baukulturen zu erhalten. „Alle wollen Fußläufigkeit, Erreichbarkeit und Durchmischung, und was machen wir? Wir Trennen!“, sagte Eberle. Mit seinen Analysen und Thesen provozierte Eberle einige Nachfragen aus dem Publikum, die auch beim folgenden Stehempfang der Architektenkammergruppe für reichlich Gesprächsstoff sorgten.
Fragen beantwortet:Christian Gaus, Dipl.-Ing. (FH), Freier Architekt, Vorsitzender der Architektenkammergruppe Göppingenchristian.gaus spamgeschützt @ spamgeschützt gaus-knoedler.de, Telefon 07161 40231-0
Dipl.-Ing. (FH) Christian Marcel Gaus, Freier Architekt
Dipl.-Ing. Rainer MittnerArchitekt