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"6. Nacht der Architektur" mit international bekanntem Gastredner: Experten und Architekturinteressierte diskutierten in der Kunsthalle Göppingen über die gesellschaftliche Bedeutung der Architektur.
Wie bereits in den Vorjahren konnte die Architektenkammergruppe Göppingen auch 2015 einen international renommierten Gastredner gewinnen. Der über Fachkreise hinaus bekannte niederländische Architekt Jacob van Rijs (Rotterdam) sprach in der Kunsthalle Göppingen über "Die gesellschaftliche Verantwortung des Architekten".
Zu der mittlerweile über die Region hinaus bekannten Veranstaltung kamen in diesem Jahr rund einhundert Besucher. Neben Architekten und Stadtplanern waren darunter viele Vertreter aus Politik, Verwaltung und regionaler Wirtschaft. In seinem Grußwort ging der Vorsitzende der regionalen Kammergruppe, der Göppinger Architekt Christian Gaus, besonders auf das Flüchtlingsthema ein.
"Viele Flüchtlinge werden lange Zeit bei uns bleiben, viele für immer", sagte der Vorsitzende der Architektenkammergruppe Christian Gaus. Eine der wichtigsten anstehenden Fragen, so Gaus, sei die Schaffung von Wohnraum. "Klassische Programme des sozialen Wohnungsbaus allein werden hier nicht ausreichen", zeigte sich Christian Gaus überzeugt und verwies auf die jüngsten Vorschläge der Landesarchitektenkammer. "Wir benötigen eine andere Qualität des Wohnens, die mehr Nachbarschaftsorientierung ermöglicht, basierend auf Wirtschaftlichkeit und rationellen Bauweisen", forderte der Kammergruppenvorsitzende.
Jacob van Rijs nahm diesen Faden in seinem Vortrag auf. "Wir können eine exklusive Wohnarchitektur schaffen, die ihren Bewohnern sowohl Individualität als auch Gemeinschaft ermöglicht", erklärte der Gastredner. Am Beispiel der von seinem Architekturbüro MVRDV entworfenen "Future Towers" im indischen Pune erläuterte van Rijs, wie eine solche Architektur zudem mit einem geringen Flächenverbrauch realisiert werden kann.
"Wir müssen die Stadtplanung künftig vertikal denken", appellierte der niederländische Architekt an seine deutschen Kollegen. Zum Konzept der "vertikalen Stadt" gehöre in der Konsequenz, neben Gemeinschaftseinrichtungen auch Grünflächen und Geländestrukturen in die Gebäude selbst zu integrieren.Der niederländische Gastredner ging in seinen Ausführungen abschließend auf das Wechselverhältnis von Tradition und Innovation ein. "Viele Menschen stehen moderner Architektur ablehnend gegenüber", berichtete Jacob van Rijs. Er zeigte am Beispiel der "Glass Farm" in der niederländischen Gemeinde Schijndel, wie bei diesem zentralen Gebäude für Einzelhandel und Gastronomie das Konzept traditioneller Bauernhöfe der Region neu interpretiert wurde. Dieser Ansatz sei zukunftsweisend. "Die Architekten stellen Bezüge zu kollektiven Erwartungen her, wecken aber gleichzeitig Neugierde auf das Neue und Ungewohnte", erläuterte Jacob van Rijs.
Fragen beantwortet:Christian Gaus, Dipl.-Ing. (FH), Freier Architekt,Vorsitzender der Architektenkammergruppe Göppingen christian.gaus spamgeschützt @ spamgeschützt gaus-knoedler.de Telefon 07161 40231-0
Vita von Jacob van Rijs (www.mvrdv.com)Jacob van Rijs gründete 1992 zusammen mit Winy Maas und Nathalie de Vries das niederländische Architekturbüro MVRDV. Die 1997 fertiggestellte Rundfunkanstalt "Villa VPRO" in Hilversum und der niederländische Pavillon auf der EXPO 2000 in Hannover machte MVRDV international bekannt. Von Beginn an beschäftigte sich MVRDV mit der weltweit zunehmenden Bebauungsdichte und fand mit der Stapelung und Variation von Blockelementen eine überzeugende und stilbildende Antwort, angewandt unter anderem bei den Projekten WOZOCO in Amsterdam, immeuble Mirador in Madrid, DNB House in Oslo, peruri 88 in Jakarta oder Folie Richter in Montpellier.
Zu den neueren Projekten gehört die 2014 fertiggestellte Markthalle in Rotterdam, die Wohnen und Handel in einem Gebäude vereint. Bedeutend für die Arbeit von MVRDV ist die Verbindung von Architekturpraxis und Grundlagenforschung wie im Projekt "The Why Factory". Mit rund 100 Mitarbeitern in den Hauptbüros in Rotterdam und Shanghai plant und realisiert MVRDV weltweit Projekte in Architektur und Stadtplanung. Neben seiner Aufgabe als MVRDV-Direktor ist Jacob van Rijs als Juryvorsitzender, Referent und Publizist tätig. Er hat regelmäßig Gastprofessuren an Hochschulen in Europa (u.a. TU Berlin und TU München), USA und Japan.
Dipl.-Ing. (FH) Christian Marcel Gaus,
Freier Architekt
Dipl.-Ing. Rainer Mittner
Architekt