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Solarenergie zählt zu den wichtigsten regenerativen Energiequellen. In Baden-Württemberg wird der Einsatz von Photovoltaik gesetzliche Pflicht. Damit wird sie auch für Planerinnen und Planer zentrales Kompetenzfeld, ist gleichzeitig aber für viele noch Neuland. Zur adäquaten Anpassung unseres Fortbildungsangebots, aber auch zur Gewährleistung unserer Sprechfähigkeit gegenüber Politik und Öffentlichkeit, sind wir an unsere Mitglieder mit einer Umfrage herangetreten. Die Ergebnisse gibt es hier.
An der Befragung im Zeitraum Mitte Juli bis Mitte August 2021 haben insgesamt 190 Personen teilgenommen. Die Ergebnisse präsentieren relevante Daten und Eckpunkte, sind jedoch nicht repräsentativ.
Von den 190 Teilnehmenden sind 91 Prozent Architekt:innen. Davon haben 82 Prozent angegeben, bereits konkrete Erfahrungen mit Photovoltaik-(PV)-Anlagen gemacht zu haben.
Photovoltaik-Anlagen gibt es in verschiedenen Ausführungen. Vom klassischen Standardmodul über die Maßanfertigung bis zum Solarziegel ist auf dem Markt vieles erhältlich. Nichtsdestotrotz wird noch immer vorrangig mit Standardmodulen gebaut; 93 Prozent der Befragten geben an, Standardmodule bei den geplanten Vorhaben eingesetzt zu haben.Hinsichtlich der Installationsfläche geben knapp zwei Drittel der Befragten an, eine Photovoltaik-Anlage auf einem oder in ein Steildach integriert geplant zu haben. In 27 Prozent der Fälle wurde auf einem Flachdach installiert, 10 Prozent haben eine PV-Anlage auf einem Carport, in der Fassade o.ä. realisiert.
Flachdach (Standardmodule):
verifiziert und ausgewertet sind 19 Projekte von 18 Büros, Anlagen der letzten 7 Jahre zwischen ca. 50 m² und ca. 800 m². Die installierte Leistung lag zwischen ca. 10 kWp und ca. 135 kWp.
je m² Anlagenfläche
je kWp installierte Leistung
Steildach (Standardmodule):
verifiziert und ausgewertet sind 30 Projekte von 24 Büros. Anlagen der letzten 6 Jahre zwischen ca. 20 m² und ca. 225 m². Die installierte Leistung lag zwischen ca. 5 kWp und ca. 40 kWp.
In ein Steildach integriert:
verifiziert und ausgewertet sind 6 Projekte von 5 Büros. Anlagen der letzten 3 Jahre zwischen ca. 25 m² und ca. 185 m². Die installierte Leistung lag zwischen ca. 5 kWp und ca. 30 kWp.
Festzustellen ist, dass die Angaben zu den Kosten breit streuen und die Kosten sehr stark vom konkreten Einzelfall abhängen. Bei einem Faktor 3 zwischen niedrigstem und höchstem Preis zeigt sich, dass ein Durchschnittswert als reelle Kalkulationsgrundlage kaum tauglich ist.
Die Kosten sind im Einzelfall von einer Reihe Faktoren abhängig, dazu gehören u.a.
Im Hinblick auf Amortisationszeiten ist zusätzlich zu beachten, dass auch die Leistungsfähigkeit der PV-Anlage wiederum von verschiedenen Faktoren bestimmt wird, u.a.
In der öffentlichen Diskussion werden jedoch immer wieder Durchschnittspreise für eine PV-Anlage genannt, diskutiert und diese auch Entscheidungen über politische Maßnahmen zugrunde gelegt.
So wird im Gesetzentwurf der Landesregierung zur Weiterentwicklung des Klimaschutzgesetzes 2020 (Landtags-Drucksache 16 / 8570 vom 28. 07. 2020) für die PV-Pflicht ab 1. Januar 2020 mit Kosten von 1.150 Euro je kWp als Durchschnittsansatz für private Bauherren (also Brutto) kalkuliert. Dieser Wert lässt sich in der Umfrage für keine Bauweise als Durchschnittswert verifizieren, und allenfalls für einige wenige Installationen auf Flachdächern bestätigen. Mit Blick auf die Ergebnisse der Umfrage bleibt festzuhalten, dass die im Gesetzesentwurf zugrunde gelegte Kosten- und Wirtschaftlichkeitsannahme sich für die Mehrzahl der betroffenen Dachanlagen nicht mit der Realität deckt.
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE geht aktuell in seiner Studie „Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien (Juni 2021) von Netto-Kosten zwischen 1.000 und 1.600 Euro/kWp für kleinere Anlagen und 750 bis 1400 Euro/kWp für größere Anlagen aus und setzt im Weiteren für die Analyse 1.300 Euro/kWp an. Dies entspricht ungefähr den Umfrageergebnissen für Flachdachanlagen; die Ergebnisse für PV-Anlagen auf Steildächern liegen jedoch – teils deutlich – höher.
In der allgemeinen öffentlichen Kommunikation, also Veröffentlichungen im Internet und Printmedien werden (Netto-)Kosten von 1.300 bis 2.000 Euro/kWp genannt oder Wirtschaftlichkeitsberechnungen mit 1.375 Euro/kWp (Netto) aufgestellt (Download PV Netzwerk BW; Energieagentur Regio Freiburg). Andere Quellen nennen (Brutto) 1.300 bis 1.900 Euro/kWp, 1.260 bis 1.510 Euro/kWp, aber auch 1.800 bis 2650 Euro/kWp (Verbraucherzentrale, Hersteller, EON). Diese Werte lassen sich mit den Umfrageergebnissen ungefähr bestätigen.
Der Realisierung einer PV-Anlage können eine Reihe von Gründen entgegenstehen. Vor allen Dingen die Wirtschaftlichkeit bzw. entstehende Kosten, vertragliche und organisatorische Hürden oder technische Schwierigkeiten bei der Umsetzung verhindern aus Sicht der Befragten die Installation einer Photovoltaikanlage.
Mehrfachnennungen waren möglich, teilweise wurden hier mehrere Gründe angegeben.
Auch in Bezug auf eine allgemein stärkere Verbreitung von Photovoltaik-Anlagen sehen die Befragten verschiedene Herausforderungen bzw. Hindernisse. Am meisten genannt werden dabei unzureichende rechtliche Regelungen zur Stromeinspeisung (118 Voten), ungenügende Förderung der Investitions- und Planungskosten (81 Voten bzw. 54 Voten) und fehlendes Fachwissen des/der Architekt:in. Mehrfachnennungen waren möglich, teilweise wurden hier mehrere Gründe angegeben.
Grundsätzlich dominieren noch immer die klassischen Aufdachanlagen mit Standardmodulen, integrierte Photovoltaik ist weiterhin Nischenprodukt. Für gestalterisch anspruchsvolle und somit baukulturell verträgliche Lösungen scheint bisher noch kein Markt zu existieren. Die Größen der gemeldeten Anlagen passen zum Gros des Baugeschehens in Baden-Württemberg, nämlich dem privaten Wohnungsbau. (Neubau 2020: 13.340 Ein-/ Zweifamilienhäuser, 2.987 Mehrfamilienhäuser, 3528 Nichtwohngebäude)
Die Umfrage zeigt, dass die Angabe von Durchschnittspreisen für Photovoltaik-Anlagen als Kalkulationsgrundlage wenig geeignet ist, da die konkreten Kosten vom Einzelfall und verschiedenen Faktoren abhängig sind und sehr breit streuen. Insbesondere die der PV-Pflicht in Baden-Württemberg zugrunde gelegten Annahmen decken sich keineswegs mit der Realität der Umfrage: für die Mehrzahl der Anlagen liegen die Kosten – teilweise deutlich – höher und lassen eine Deckungslücke vermuten.
Als wesentliche Problem- bzw. Handlungsfelder wurden in der Umfrage die Kosten bzw. Wirtschaftlichkeit der Anlagen sowie die organisatorische Komplexität bzw. ungenügende rechtliche Rahmenbedingungen identifiziert. Gefordert werden daher sowohl eine – bessere – Förderung der Investitionen als auch der erhöhten Planungskosten.
Insgesamt erscheint eine breit angelegte Informationsoffensive sinnvoll, ebenso Anpassungen von Förderprogrammen und rechtlichen Grundlagen des Baurechts und der Stromeinspeisung erforderlich.
Vielen Dank an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Umfrage.
Das Kompetenzteam befasst sich mit einigen der wichtigsten gesellschaftlichen Themen unserer Zeit: dem nachhaltigen Planen und Bauen sowie der Klimaanpassung.
Die "BIPV-Initiative", vom Umweltministerium Baden-Württembrg in den Jahren 2020 bis 2023 gefördert, will den Ausbau der bauwerkintegrierten Photovoltaik unterstützen und die gesellschaftliche Akzeptanz für das Planen und Bauen mit gebäudeintegrierten Solarmodulen fördern. Erstes Ergebnis war der im Juni 2022 freigesachaltete digitale Leitfaden im Internet: www.bipv-bw.de Inzwischen liegt auch ein Abschlussbericht vor.