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"Es ist nicht unser Anliegen Architekten-Nachwuchs zu fördern, genauso wenig wie wir Lehrern den Job wegnehmen wollen", stellte Professor Winfried Engels beim Einführungsseminar zur Architekturvermittlung in Karlsruhe klar. Dort fand am 8. Mai 2009 die Fortsetzung der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von der AKBW-Projektgruppe "Architektur macht Schule" und dem IFBau statt.
Als Mitglied des Landesvorstandes und Vorsitzender der Projektgruppe umriss Engels die Ziele der Architektenkammer Baden-Württemberg: "Wir möchten bei jungen Menschen möglichst früh das Interesse für Architektur und Umwelt wecken und sie befähigen formale, funktionale und technische Qualitäten zu erkennen. Langfristig versprechen wir uns davon kompetente Bauherren, Investoren und Entscheidungsträger von Morgen."
Ziele der Architektenkammer Baden-Württemberg
Es gelte den Kindern die praktische Auseinandersetzung mit Architektur zu ermöglichen, damit sie sinnliche Erfahrungen mit Raum, Farbe, Licht und Material sammeln. "Dadurch gewinnen sie an Vorstellungskraft, ihre Wahrnehmung wird geschärft, die Ideenfindung und auch die kreative Umsetzung gefördert."
Schüler für bauliche und gestalterische Qualitäten sensibilisieren
Verstärkte Investition in die Bildung sei nicht nur ein großes Anliegen der Politik. Auch die Architektenkammer Baden-Württemberg habe die baukulturelle Kompetenz der Bürger als entscheidenden Faktor erkannt. "Denn sie nehmen eine Schlüsselposition ein, wenn in demokratischen Prozessen über Bauvorhaben entschieden wird. Deshalb ist es so wichtig bereits Schüler für bauliche und gestalterische Qualitäten zu sensibilisieren." Engels verwies auf die im Vergleich mit Deutschland viel ausgedehnteren Aktivitäten in anderen Ländern wie Österreich oder Finnland. Dort gebe es beispielsweise sehr gut besuchte Architekturschulen für Kinder. Auch die Union internationale des Architectes (UIA) habe eine eigene Abteilung, die sich mit der Architekturvermittlung beschäftige. Jedoch gebe es auch innerhalb der Bundesrepublik schon einige bemerkenswerte Ansätze.
Etappensiege
In Hinblick auf die Bestrebungen in Baden-Württemberg konnte der Vorsitzende der Projektgruppe "Architektur macht Schule" auf zahlreiche Etappensiege verweisen. Seit gut einem halben Jahr stehe die Kooperationspartner-Liste im Internet zur Verfügung (www.akbw.de/download/KooperationspartnerAmS.pdf) und bliebe von den Schulen wohl auch nicht unbemerkt. Gleichwohl plane man aber, sie noch viel intensiver zu bewerben. "Gespräche fanden und finden mit dem landesweiten Fortbildungsinstitut Akademie Schloss Rotenfels sowie mit dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport statt. Mit diesem streben wir den Abschluss einer Rahmenvereinbarung an, damit das Thema auch von oberster Bildungsseite offiziell mitgetragen wird." Mit der Akademie wie auch mit den Oberschulämtern seien Weiterbildungsmaßnahmen für Lehrer im Entstehen. Ebenfalls in Bearbeitung befände sich schließlich eine Sammlung der bereits durchgeführten Schulprojekte, die unter anderem in Form einer Handreichung gemeinsam mit dem Landesinstitut für Schulentwicklung veröffentlicht werden.
Wie Schule tickt
Studiendirektor Wolfgang Stöhr zeigte in seinem Vortrag "wie Schule tickt". Er charakterisierte die Schüler und ihre kognitiven Fähigkeiten gemäß den jeweiligen Altersstufen. Als Kunsterzieher referierte er über Beispiele aus dem Kunstunterricht – ein Bereich, der sich zwar mit Sicherheit besonders gut für die Vermittlung von Architekturthemen eignet, gleichwohl aber laut dem gültigen Bildungsplan bei weitem nicht das einzige Fach ist, in dem sie angesiedelt sind. Vielmehr findet sich Architektur als Bildungsinhalt beispielsweise auch in Mathematik, Geschichte und Religion verankert. In seiner Funktion als Fachberater für Bildende Kunst am Regierungspräsidium Tübingen verwies Stöhr auf das landesweite "Schulkunst"-Programm: Mit "Wohnen, Raum erfahren" wurde hier für 2010 ein Architektur-Thema ausgewählt. (Vortrag zum Download)
Zusammenarbeit mit Außenstehenden
Die freie Architektin und Stadtplanerin Karin Meid-Bächle berichtete von drei Projekten an einem Konstanzer Gymnasium und in einer Montessori-Klasse. Als besonders positiv hob sie dabei auch die Zusammenarbeit mit Außenstehenden hervor. So habe sie beispielsweise dank dem Kontakt zu einer Kunsthistorikerin mit der Schülergruppe Zutritt zu einem ansonsten für die Öffentlichkeit nicht zugängigen Archiv bekommen. (Vortrag zum Download)
Sehr idealistische Ziele
Arbeiten im Team stand auch als Motto über dem Vortrag von der freien Landschaftsarchitektin Renate Bickelmann, die im gegenseitigen Austausch mit Mitgliedern aus Tübingen und angrenzenden Kammergruppen schon zahlreiche Projekte durchgeführt hat. Es seien "sehr idealistische Ziele", die sie verfolgten, doch bliebe die Initiative dank der vielen engagierten Mitstreiter immer weiter am Laufen.
(Vortrag zum Download).
Aufwandsentschädigungen und Förderprogramme
Unter Moderation von Claudia Knodel, die die Projektgruppe "Architektur macht Schule" von Seiten des Hauptamtes in der AKBW begleitet, schloss sich eine Gesprächsrunde an. Dabei ging es auch um Fragen der Honorierung. Muss die Tätigkeit von Architekten an Schulen immer ehrenamtlich ablaufen? In diesem Kontext konnte auf Beispiele verwiesen werden, bei denen Projekte zunächst honorarfrei an den Schulen durchgeführt, in der Fortsetzung aber dann zumindest mit einer Aufwandsentschädigung vergütet wurden. Meist stehen den Schulen verschiedene Förderprogramme zur Verfügung, die sie im konkreten Fall beantragen können. Hierzu bedarf es allerdings der Initiative der jeweils Beteiligten. Auch das Jugendbegleiterprogramm sieht die Möglichkeit einer Aufwandsentschädigung vor. Die uns bekannten Zahlen liegen hier zwischen 7 und 30 Euro pro Stunde.
AG, Projekttage oder regulärer Unterricht?
Auch sonstige äußere Rahmenbedingungen wurden thematisiert. Lässt sich Architektur besser in einer AG vermitteln, im Rahmen der Projekttage oder im regulären Unterricht? Ein Teilnehmer verwies auf gute Erfahrungen mit dem Juniorprojekt. Ansonsten ist es für den betreuenden Architekten mit Sicherheit oft entspannender, einen Lehrer zur Seite zu haben. "„Ich war ganz froh, dass ich mich nicht um die beiden Jungen kümmern musste, die sich in der hinteren Reihe klopften", berichtete Renate Bickelmann von der Durchführung ihres Projektes. Aber auch hier gibt es wohl keine allgemeingültigen Aussagen. Denn mit einer interessierten Arbeitsgemeinschaft lässt sich sicherlich mindestens ebenso viel auf die Beine stellen wie mit einer nicht sonderlich motivierten regulären Klasse.
Wege in die Schule
Genauso wenig findet sich eine abschließende Antwort auf die Frage, über welches Procedere Architekten überhaupt dahin gelangen, Projekte an Schulen durchzuführen: Bei dem Einen lief es über den persönlichen Kontakt zum Klassenlehrer des Sohnes, eine Andere bekam eine Anfrage aufgrund ihres Eintrags in die Kooperationspartnerliste, eine Dritte hatte ihre bereits durchgeführten Aktionen im Internet publiziert und wurde daraufhin von einer weiteren Schule für ein langfristiges Projekt verpflichtet...
Kein Patentrezept
Um Architektur in die Schulen zu bringen, gibt es kein Patentrezept. Wohl aber bereits viele gelungene Beispiele. Ziel der Veranstaltung war es Probleme zu thematisieren, Anregungen zu geben und Fragen zu diskutieren.
Veranstaltungsreihe
Bereits im Oktober 2008 führte die Projektgruppe "Architektur macht Schule" in Kooperation mit dem IFBau ein Einführungsseminar zur Architekturvermittlung durch (s. Artikel "Bauherren von Morgen"). Aufgrund der großen Nachfrage fand nun diese Wiederholung in Karlsruhe statt. Am 21. Oktober 2009 steht in Stuttgart ein Workshop zum Erfahrungsaustausch an, im Mai 2010 ist dann eine weitere Neuauflage des Einführungsseminars geplant.
Claudia Knodel