Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Mit Unterstützung des Arbeitskreises "Architektur macht Schule"
Am Anfang stand die Lust und der Wille gemeinsame Sache zu machen. Die Architektenkammer Baden-Württemberg hatte seit Längerem schon eine Initiative gestartet, die sich sinnigerweise "Architektur macht Schule" nennt. Gemeinsam setzten wir Kunsterzieherinnen des Goethe-Gymnasiums uns mit den Architektinnen und Architekten des Arbeitskreises in Karlsruhe zusammen, der sich aus diesem Anlass erstmals formierte. Daraus entstanden mehrere Projektideen, unter anderem eine, die unter fachfraulicher Anleitung einer Karlsruher Architektin über mehrere Wochen in den Klassen 6a und, unterstützt durch die derzeitige Referendarin Frau Bux, in 6d verwirklicht werden konnte.
Das Curriculum der Klassen 6 sieht im BK-Unterricht deutlich die Einheit "Raum" mit 6 Doppelstunden vor. Neben dem Betrachten, Beschreiben und Dokumentieren von Räumen steht dabei das modellhafte Gestalten und Bauen mit leicht zu bearbeitenden Materialien und Fertigteilen im Fokus.
Unser gemeisames Projekt sollte die Schülerinnen und Schüler auf vielfältige Weise ansprechen, ihre bisherigen Erfahrungen mit Architektur einbeziehen, neues methodisches Vorgehen vermitteln und vor allem Raum geben für gemeinsame erlebnishafte Bauversuche.
Zu Beginn der ersten Stunde nach den Osterferien sollten die spontanen Vorstellungen zum Thema "Haus" zu Papier gebracht werden, die häufig kreative Einfälle wie z.B. das "Haus auf Füßen", zumeist aber brave Vorstellungen mit Piktogrammcharakter hervorbrachten. Beim Vergleichen konnten wir auf Grundfunktionen und Grundbedürfnisse zu sprechen kommen. Eine Ausweitung des "Haus"-Begriffs fand mit Hilfe von ausgeschnittenen oder gezeichneten Gebäudeabbildungen statt, die auf dem Karlsruher Stadtplan zu verteilen waren.
Weitere Aufgaben widmeten sich der Darstellung des eigenen Zimmers aus dem Gedächtnis, einer Recherche zur eigenen Wohnsituation mit Fragen zu Licht- und Sonneneinstrahlung, Etagenhöhe, Geräuscheinfluss, Verkehrsanbindung, Raumangebot, Aussichtssituation vom Fenster usw.
Konkretere Erfahrungen machten die Klassen dann mit dem sie umgebenden Raum im Zeichensaal. Mit Meterstäben, Maßbändern und Senkblei ermittelten sie alle Grund- und Aufrissmaße des Zeichensaals, zeichneten ihn in verschiedenen Tischgruppen arbeitsteilig maßstabsgetreu auf, was schon eine knifflige Angelegenheit war, und bestimmten schließlich ein Expertenteam – ein bis zwei Mitglieder der Tischgruppe – zur dreidimensionalen Umsetzung des Z2 im Modellbau. Dieses Team lernte unter besonderer Anleitung durch "unsere Architektin", wie ein professioneller Modellbau als dreidimensionale Veranschaulichung des Raumes geschnitten und geklebt werden muss.
Die zweite Hälfte der Architektureinheit nach den Pfingstferien galt dem gemeinsamen Erlebnis: Der Modellbau, der die Schülerinnen und Schüler nun weitere vier Wochen beschäftigte, bestand aus zwei Hochhaustürmen, deren Etagen per Los "verkauft" und deren rechtmäßiger Besitz in einem großen schwarzen Buch des "Grundbuchamts" von einem Beamten unter Zeugen eingetragen wurden. Alles musste hier seine Ordnung haben. Während dessen war handwerkliches Geschick und Teamarbeit gefragt beim Sägen, Feilen und Setzen der Holzdübel in den Mittelpfeiler des Hochhauses, der die gesamte Haustechnik und den Fahrstuhl - virtuell - aufnehmen sollte. Die Planung der eigenen Hochhausetage lag nun in der Hand jedes einzelnen Besitzers.
Über Hochhäuser hatten die Klassen eine kleine Unterrichtseinheit gehört, einige Schüler(innen) hatten selbst im Internet und Architekturbildbänden Recherchen angestellt. Die Grundrissgestaltung, die Wahl der Raumfolge, ihre Ausrichtung, ihre Farbgestaltung in exemplarischen Beispielen, all das fand nun zumeist in regem Austausch untereinander statt. Noch immer aber wurden auch die Meterstäbe, die Maßstabslineale gebraucht, um Maße am lebenden Modell zu klären, Tischhöhen zu ermitteln. Materialien wurden getauscht, Ideen stibitzt oder großzügig weitergegeben. Fairness unter den "Häusle-Bauern" war ab und zu auch ein Thema. Die Fassaden, seit der Moderne von der Aufgabe für Stabilität zu sorgen befreit, konnten am Ende mit dünnem Nylonfaden vorgespannt werden, um den Anschein einer durchgehenden Glasfassade zu bieten. Am Ende stellten die Wohntürme für die Sechstklässler ein sichtbares Zeichen ihrer Erfahrung mit dem Thema Architektur dar. Einige Schülerinnen und Schüler waren sogar bereit, den aufwendigen Auf- und Abbau der Türme beim Umzug aus dem Zeichensaal mitzutragen, z.B. um sie für Veranstaltungen neu zu installieren.
Elfi Korn, Kunsterzieherin Goethe-Gymnasium Karlsruhe
mit detaillierten Angaben zu den einzelnen Stufen des Projekts, zum zeitlichen Umfang, den Materialien sowie sonstigen Hinweise als pdf-Datei