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In der Wissensgesellschaft wird Wissen an Stelle materieller Ressourcen zum wichtigsten „Produkt“ und zur wesentlichen Quelle ökonomischer Prosperität. Wissenschaften, Bildung und lebenslanges Lernen bestimmen Takt und Struktur der modernen Gesellschaft. Wie sich dieser tiefgreifende gesellschaftliche Wandel gezielt durch Architektur und Städtebau mitgestalten lässt, zeigt seit 2012 die IBA Heidelberg.
In Deutschlands ältester Universitätsstadt initiiert, berät und hilft sie bei der Umsetzung von räumlichen Projekten, die für die Wissensgesellschaft beispielhaft sind. Ihr Motto „Wissen schafft Stadt“ versteht die IBA dabei als vielschichtiges Phänomen: als Tradition sowie unvollendete Herausforderung, in den Wissenschaften wie auch im Alltag. Es überrascht daher nicht, dass die über 20 Projekte, mit denen sich die IBA Heidelberg als Reallabor ihrer Zielsetzung praktisch annähert, in Maßstab und programmatischer Ausrichtung bewusst divers gehalten sind.
In sogenannten „Strategieräumen“ werden transdisziplinäre Fragestellungen der Stadtentwicklung großmaßstäblich bearbeitet. Mit dem „Landwirtschaftspark“ südlich von Heidelberg beispielsweise konzipiert die IBA für Akteure vor Ort einen Produktions- und Bildungsraum, in dem Nahrungsproduktion, Erholung sowie Naturschutz zusammenfinden und erlebbar werden sollen. Im urbanen Stadtteil Bergheim wird derzeit die Wissensstadt im Bestand weitergedacht. Die ehemalige USSiedlung Patrick-Henry-Village schließlich soll zur Wissensstadt von morgen weiterentwickelt werden: Vom experimentellen Planungsprozess bis hin zum „Dynamischen Masterplan“ nähert sich die IBA den Bedürfnissen der künftigen Stadt dabei mit mutiger programmatischer und typologischer Mischung sowie einem ambitionierten Mobilitätsund Betreiberkonzept.
Auf Projektebene kommt ein kleinmaßstäblicherer Fokus auf die gesellschaftlichen Herausforderungen zum Tragen. Wie werden Räume des Wissens zu identitätsstiftenden, integrierenden Orten von Quartieren? Wie können Prozesse rund um Energie, Nahrung und Wasser in einem nachhaltigen Kreislauf gestaltet werden? Und welche Auswirkungen hat die Digitalisierung in der europäischen Stadt auf Verkehrsnetze oder öffentliche Räume? Dies sind nur einige der Fragen, denen die IBA Heidelberg projektbasiert nachgeht.
Mit konzeptionellen und finanziellen Impulsen begleitet sie beispielsweise Studierende dabei, ihre Vision eines selbstverwalteten Wohnheims Realität werden zu lassen. Architekt Hans Drexler entwarf für das „Collegium Academicum“ einen Arbeits- und Wohnraum mit hohem Anspruch: Über flächensparende Grundrisse und eine metallfreie Holzbauweise wurden sowohl das Prinzip der Suffizienz als auch der Nachhaltigkeit verfolgt. Mit Selbstverwaltung und einem Vorstudiumsangebot leistet das größte Projekt des deutschen Mietshäuser-Syndikats zudem einen gesellschaftlichen Beitrag. Bezogen werden soll der viergeschossige Holz-Neubau Anfang 2022.
Zur Integrationsförderung im neuen Quartier soll das Nationale Projekt des Städtebaus „Der andere Park“ in der Heidelberger Südstadt dienen. Das Entwurfsprinzip der Landschaftsarchitekten von Studio Vulkan für die neuen Grün- und Freiräume sieht vor, die Geschichte des Geländes sowie seine kulturelle Vielfalt zu wahren und zeitgemäß zu interpretieren. Der 2022 fertiggestellte Freiraum wird Bildungs- und Kulturinstitutionen vor Ort verbinden.Für das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma in der Altstadt läuft mit Hilfe der IBA ein internationaler Realisierungswettbewerb unter anderem zur Gestaltung eines identitätsstiftenden Neubaus. Die Preisträger sollen im Juli 2021 ausgewählt werden und der Kulturleistung von Deutschlands größter Minderheit Ausdruck verleihen.Ob mit diesen oder weiteren Projekten wie dem Energie- und Zukunftsspeicher (von LAVA mit sbp), dem Neubau am Thadden-Gymnasium (von Kirstin Bartels, Cityförster), dem neuen Imaging Center des European Molecular Biology Lab (von Gerstner + Hofmeister), dem Heidelberg Convention Center (von Degelo Architekten) oder Gastprojekten der Stadt Mannheim: In der Ära der IBA Heidelberg entsteht ein umfassendes Bild davon, wie unterschiedliche Wissensmilieus und Wissenstransfer einen Beitrag zur räumlichen sowie gesellschaftlichen Integration, zur Baukultur und damit zur Zukunftsfähigkeit einer offenen Gesellschaft leisten können.Relevante Impulse für den internationalen Städtebau- und Architektur-Diskurs setzt sich die IBA Heidelberg dabei auch mit projektübergreifenden Allianzen. Unter dem Stichwort „Wahlverwandtschaften“ wurden mit anderen europäischen Universitätsstädten wie Cambridge, Leuven und Lund Konfliktfelder zwischen „Town & Gown“ reflektiert und in einem Heidelberger Netzwerk vorangetrieben. Die Kraft des „intermediären Akteurs“ IBA wurde mit Hilfe von Experimenten in der Projektentwicklung und im Verwaltungshandeln von Institutionen sowie Kommune ausgetestet.Zu den wichtigen Signalen der IBA Heidelberg zählt eine resiliente Mischung aus Top-down- und Bottom-up-Projekten. Ziel ist das „Empowerment“ von marginalisierten Gruppen durch eine strukturelle Befähigung zur Bauherrschaft und für eine innovative Programmatik. Anhand konkreter Projekte wurde eine Ermöglichungskultur und -struktur an Schnittstellen unterschiedlicher lokaler und überregionaler (Verwaltungs-)Ebenen aufgebaut, welche die IBA als Innovationstreiber für alle Planungsbeteiligten etabliert und pluralistische Stadtmacherinnen und Stadtmacher gegenüber klassischen Strukturen der Projektentwicklung und Baukultur stärkt.Zu ihrem Finale in 2022 lädt die IBA Heidelberg zu einer zehnwöchigen Abschlusspräsentation ein. Dann wird sie, als erste kommunale Internationale Bauausstellung – mit acht realisierten, acht in Planung befindlichen Projekten, drei Strategieräumen, drei Mannheimer Gastprojekten und ein paar Jokern im Ärmel – anschaulich machen, was die Wissensgesellschaft für Architektur und Städtebau sowie vice versa bedeutet.
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