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Über Architektur wird nicht erst seit heute gestritten – und insofern war der Ort der 26. Landesvertreterversammlung der Architektenkammer Baden-Württemberg gut gewählt. Denn vor 25 Jahren hatte Friedrichshafen ein „kleines Stuttgart 21“ erlebt. Anlass des Konflikts, der erst durch einen Bürgerentscheid beendet wurde, war der Bau des Graf-Zeppelin-Hauses, wo am 26. und 27. November 2010 mehr als 100 Delegierte tagten.
„Heute ist das Haus die gute Stube unserer Stadt und wird als architektonische Glanzleistung gefeiert“, berichtete Dr. Stefan Köhler, 1. Bürgermeister der Stadt Friedrichshafen, in seinem Grußwort. „Das zeigt, dass man die Dinge langfristig betrachten muss“, sagte er und wurde anschließend noch deutlicher: Für die Region Bodensee-Oberschwaben sei nicht nur die Elektrifizierung der Südbahn, sondern ein zügiger Ausbau von „Stuttgart 21“ und der Neubaustrecke Wendlingen-Ulm „existenziell bedeutend“. Ebenso wichtig für die junge Stadt Friedrichshafen, die 2011 erst ihren 200. Geburtstag feiert, sei der Wandel zur Wissensstadt, wie Köhler erläuterte.
Kristin Keßler, Ministerialdirigentin im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg lenkte den Blick auf berufspolitische Themen. Sie erinnerte an die „endlich vollzogene Novellierung“ der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), mahnte aber weiteren Reformbedarf hinsichtlich der Leistungsbilder an. Die im Juni 2010 in Kraft getretene Vergabeordnung für freiberufliche Leistungen (VOF) bezeichnete sie einen „guten Schritt auf gutem Wege“, leider sei der gemeinsam mit der Architekten- und der Ingenieurkammer entwickelte VOF-Leitfaden noch nicht hinreichend bekannt. „Wir sind bereit, nachzubessern, wenn sich das nicht ändert“, versprach Keßler. Im Fall der Städtebauförderung habe man zwar die „Nacht- und Nebelaktion“ im Bauausschuss des Bundestages, die eine Halbierung der Fördermittel auf 305 Millionen Euro zur Folge gehabt hätte, halbwegs korrigieren können. Dennoch empfahl Keßler den Delegierten, Gästen „nicht nur die schönsten Seiten zu zeigen“.
Genau wie Keßler gratulierte auch Rainer Wulle, Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg, zum neuen Architektengesetz, das seit 20. Oktober 2010 in Kraft ist. An die Adresse der Politik fügte er jedoch hinzu: „Wer A sagt, muss auch I sagen. Wir warten auf das Ingenieurgesetz.“ Stellvertretend für die „ebenso enge wie notwendige Zusammenarbeit“ beider Berufsvertretungen nannte Wulle den 8. Vergabetag und den HOAI-Prozess. „Im engen Schulterschluss traten beide Kammern auf und haben dafür gesorgt, dass der Novellierungsmotor weiter volle Fahrt behält“, freute sich Wulle.
Gute Nachrichten hatte Ulrich Müller, Vorsitzender des SWR-Verwaltungsrats, mitgebracht. Im März wird der TV-Sender im März drei je 30-minütige Architektur-Einführungen ausstrahlen. Kein Zweifel ließ der CDU-Landtagsabgeordnete für den Bodenseekreis indes daran, dass er eine stärkere öffentliche Verankerung der Architektur für „dringend notwendig“ hält. „Wie können wir verhindern, dass wir in einer komplexeren Welt zu Fachidioten werden, die sich nichts mehr zu sagen haben?“, fragte Müller das Plenum. „Unsere Gesellschaft zusammenzuhalten, ist eine Riesenaufgabe“, setzte er fort. Dabei gehe es „nicht nur ums Überzeugen, sondern auch um Verlässlichkeit und Berechenbarkeit“, schloss Müller. „Ohne ein Stück Vertrauen des Bürgers geht es nicht.“
Architektur vermittelt... im SWR-Fernsehen: „Nie wieder keine Ahnung“ am 10., 17. und 24. März, jeweils um 22:30 Uhr