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Jeder von uns hat eine Alma Mater. Man kann sie mögen oder nicht, sollte aber trotzdem dankbar für die Zeit sein, in der die eigene Persönlichkeit und der eigene Stil kreiert wurden. Im April bin ich, ebenso wie zahlreiche andere Alumni, nach Weimar gereist, um gemeinsam das 100-jährige Jubiläum unserer Alma Mater zu zelebrieren.
Anlässlich des Jubiläums tagten in Weimar im Rahmen des XIV. Bauhaus-Kolloquiums vom 10. bis 12. April zahlreiche interdisziplinäre Forscherinnen und Forscher. Internationale Architekturtheoretiker, Medienwissenschaftler und Informatiker aus Europa und den USA, um nur einige der breit gefächerten Spezialgebiete zu nennen, setzten sich drei Tage lang, mit der Geschichte des Bauhauses auseinander. Die Diskurse über das eigentliche Erbe des Bauhauses waren mit den vier Paneelen "1919: Die Neuerfindung von Raum und Zeit", "Bauhaus: Reform der Lebenswelt und gesamtgesellschaftliche Rationalisierung", "Bauhausmoderne: 100 Jahre Avantgarde?" und "Entwürfe aus der Welt von morgen" ebenso verschieden und vielfältig wie die Teilnehmenden.
Das Thema Bauhaus ist immer gegenwärtig, in diesem Jahr jedoch mehr denn je. Gefühlt wirbt jede deutsche Stadt mit diversen Bauhaus-Events. In seiner Willkommensrede zum Kolloquium hat Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Präsident der Bauhaus-Universität Weimar, das Bauhaus mit einem Scheinriesen verglichen. Von weit weg scheint es groß und mächtig zu sein, wenn man sich jedoch nähert, sieht man, dass es nur eine Erscheinung war. Der große Name ist aber durchaus kein Nachteil. Durch diesen konnte Weimar viele gute Lehrer und Studierende aus der ganzen Welt für sich gewinnen. Ich selbst bin damals auch wegen des guten Rufs nach Weimar gegangen - ebenso viele meiner Freunde. Und ihrerzeit auch Kandinsky, Moholy-Nagy und viele andere internationale Bauhäusler.
Das Bauhaus war keine Bewegung, es war eine Schule - jedoch eine sehr bedeutende, die unseren Lebensstil verändert hat. Die Bauhaus-Universität Weimar lebt die Idee des Bauhauses weiter und bietet seit dem letzten Wintersemester das Bauhaus-Semester an, bei dem die Erstsemestler aller Studiengänge komplett offen und frei aus dem Seminarangebot aller Fakultäten Fächer wählen können. So arbeiten IT-ler mit Produktdesignern zusammen, Architekten mit Medienkünstlern, Bauingenieure mit Urbanisten. Ein klarer Vorteil für die Generation der Generalisten, die mehr Einblicke in die Arbeit anderer Projektteilnehmer und -teilnehmerinnen erhalten. Eine Zusammenarbeit wird so von Anfang an gefördert.
Ein Viertel der Studierenden ist aus anderen Ländern, viele Fächer finden in englischer Sprache statt. Vorbildlich interdisziplinär und international. Vorbildlich Bauhaus?
Der Höhepunkt des Kolloquiums war das Bauhausfest am 12. April, genau 100 Jahre nach der Veröffentlichung des Bauhaus-Manifests. Unter dem Motto "Republik der Geister!" verwandelten die Hochschule für Musik Franz-Liszt und die Bauhaus-Universität Weimar den Campus zu einer Bühne der Kunst, der Freiheit, der Zusammenarbeit. Die Stadt feierte und wir feierten mit. Happy birthday, Alma Mater!
Was heißt es für mich, Bauhäuslerin zu sein? Was können wir jungen Architekteninnen und Architekten vom Bauhaus lernen? Nach vielen Vorträgen und Gesprächen mit den Kolloquiumsteilnehmern, Professoren und Alumni ist mir eines klar geworden: Das größte Bauhaus-Erbe ist kein physisches Objekt. Es ist weder das Haus am Horn in Weimar, noch sind es die Meisterhäuser in Dessau oder die Weissenhofsiedlung in Stuttgart. Das größte Bauhaus-Erbe ist das, was das Bauhaus immer ausgezeichnet hat und von der ganzen Welt unterscheidet. Es ist die Neugier, die Interdisziplinarität, die Internationalität und der Mut, das Alte zu hinterfragen und etwas Neues zu beginnen; zu experimentieren und vielleicht auch mal zu scheitern. Aber wichtig ist das Machen. Deshalb: Jung und Alt, habt den Mut! Bauhaus lebt!