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Innenentwicklung - nachhaltig und zukunftsfähig, so lautete in diesem Jahr der Untertitel zum Flächenrecyclingpreis, der Ende Februar zum vierten Mal im Rahmen einer Feierstunde in Stuttgart verliehen wurde. Die Projektbeteiligten der Neuordnung Burgstraße in Ravensburg bekamen den Preis von Gisela Splett MdL, Staatssekretärin im Ministerium für Verkehr und Infrastruktur überreicht. Ein Sonderpreis für kleinere Gemeinden ging an die Sanierung und Umnutzung der Säge vor Heubach 4 in Schiltach. Die Staatssekretärin zeigte sich beeindruckt von der thematischen und gestalterischen Vielfalt der eingereichten Projekte.
"Es ist kein Kraut gewachsen gegen den Flächenverbrauch." Prof. Karl Ganser schlug mit seinem Festvortrag einen kritischen Ton an und stellte infrage, ob das Ziel der Bundesregierung, den Flächenverbrauch von derzeit 110 ha auf 30 ha pro Tag zu senken, zu erreichen sei. Eine Flächeninanspruchnahme, auch im Außenbereich, sei aber laut Ganser auch gar nicht so schlimm, sofern drei wichtige Faktoren Berücksichtigung fänden: Erstens sollten die Gebäude als Kraftwerke mindestens ebenso viel Energie erzeugen wie sie verbrauchten.
Zudem sollten zweitens die Gebäude nach ihrer Nutzungsperiode recycelbar sein, also demontierbar und die Materialien wiederverwertbar sein; dieser Nachweis der Rückbaubarkeit sollte schon mit dem Bauantrag geliefert werden. Und als dritten Faktor erwähnte er die Verdunstungs- und Versickerungsflächen im bebauten Zustand, die dem unbebauten Grundstück entsprechen sollten. Die Tendenz der Nachverdichtung treibe - in manchen Städten in bevorzugten Vierteln - die Grundstückspreise extrem in die Höhe, so dass durch die soziale Ausgrenzung nicht mehr von nachhaltiger Innenentwicklung gesprochen werden könne. (Festvortrag)
In Baden-Württemberg wird weiterhin nach Lösungen für die optimale Weiternutzung von vorgenutzten Flächen gesucht, denn der Tageszuwachs an Siedlungs- und Verkehrsflächen lag im Jahr 2011 noch bei 6,3 Hektar. Verglichen mit den vorangegangenen Jahren ist das zwar ein Rückgang, doch in den Augen von Staatssekretärin Gisela Splett stellt das immer noch kein Ruhekissen dar, sondern erfordert weitere Anstrengungen. Gute Konzepte seien weiterhin gefragt, um den Flächenfraß auf der grünen Wiese einzudämmen und um die Ziele der Landesregierung zu erreichen, die langfristig tendenziell die Netto-Null beim Flächenverbrauch anstrebt. Solange die Bevölkerung in Baden-Württemberg noch anwachse und die Zahl der Haushalte zunehme, sei die Zielmarke nicht ganz zu realisieren, räumte Gisela Splett ein. Sie forderte aber: "Es darf kein seelenloses Nachverdichten geben, vielmehr gehören Baukultur und gestalterische Ansprüche eng mit der Innenentwicklung zusammen. Ein Buch oder ein Gemälde kann man wieder beiseite legen - Architektur bleibt für längere Zeiträume unverrückbar."
Neuordnung Burgstraße in Ravensburg
ProjektbeteiligteStadt RavensburgFa. Reisch-Bau GmbH & Co. KG, Bad SaulgauReisch-Bau GbR, Bad Saulgau
Das Projekt Neuordnung Burgstraße in Ravensburg zeigt vorbildlich auf, wie in einem hochkomplexen Stadtgebilde mit zahlreichen Protagonisten nachhaltige Stadtentwicklung funktionieren kann.
Hier ist es zum einen gelungen, sowohl mit privaten als auch mit öffentlichen Bauherren und Nutzern einen gemeinsamen Beteiligungsprozess für eine Neuordnung zu initiieren. Zum anderen konnte auf der Basis eines vorbildlichen Wettbewerbsverfahrens öffentliche Baukultur qualitätsvoll umgesetzt werden. Neben dem DGNB-zertifizierten Museumsgebäude als Passivhaus erfolgt die Wärmeversorgung für das Areal zukunftsweisend durch Geothermie.Mit einem größeren Angebot an Wohnungen nebst Tiefgaragenstellplätzen, einem neuen kulturellen Schwerpunkt sowie der nötigen Infrastruktur gelingt die Neuordnung und bauliche Nachverdichtung im innerstädtischen Kontext aufs Beste. Zudem wird auch ein wertvoller Beitrag für die Vernetzung von Fußwegen im Stadtraum sowie die Stärkung der Mitte, des Einzelhandels, erreicht.Die Revitalisierung der Burgstraße innerhalb eines geförderten Sanierungsgebietes ist ein vorbildliches Beispiel für eine aktive Stadtentwicklung durch die Stadt Ravensburg.
Sanierung und Umnutzung der Säge vor Heubach 4 in Schiltach
ProjektbeteiligteKunststofftechnik Buzzi GmbH, SchiltachJürgen Armbruster, Oberharmersbach
Die Umnutzung des ehemaligen Sägewerks in der kleinen Stadt Schiltach stellt unter verschiedenen Aspekten ein positives Beispiel für Flächenrecycling, Innenentwicklung und nachhaltiges Handeln dar.
Die kleine aufstrebende Firma Buzzi hat sich – in Nachbarschaft der massiven Bebauung der Firma Hansgrohe, der sie zuliefert – für die teilweise Umnutzung sowie Erweiterung eines Bestandsgebäudes und somit für den Standort im Ort anstelle einer Neubebauung auf der „grünen Wiese“ entschieden. Besonders positiv hervorzuheben ist zudem, dass die notwendigen Betriebsflächen nicht vollständig ebenerdig, sondern beispielgebend auf bis zu drei Ebenen realisiert wurden. Durch die Nähe zu Hansgrohe werden außerdem Transportwege auf ein Minimum reduziert. Das Energiekonzept, bei dem die Abwärme der Maschinen zur Beheizung der Räume ohne Wärmelasten genutzt wird, überzeugt ebenso wie die Gestaltung der Innenräume mit heimischem Holz. Insgesamt ist das Objekt eine beispielhafte Innenentwicklungsmaßnahme, die städtebaulich und stadtgestalterisch einen guten Übergang zwischen Gewerbe- und Wohnbebauung schafft.
Ehemaliger Fellspeicher / AWO – Soziale Dienste in Weinheim
ProjektbeteiligteStadt WeinheimArbeiterwohlfahrt Rhein-Neckar e.V. (Bauherr), WeinheimGörtz & Fritz Architekten GmbH, WeinheimHydrologisches Büro Dr. Berg und Dr. Girmond GmbH, HirschbergInstitut für chemische Analytik GmbH, LeipzigM. Engelhorn GmbH & Co. KG, LeimenFreudenberg Immobilien Management GmbHBauunternehmen Streib GmbH & Co.KG, MannheimSchwöbel Garten- und Landschaftsbau, Viernheim
Das Projekt zeigt positiv auf, wie nach einer beispielhaften Bodensanierung eine vorbelastete Brachfläche einer neuen Nutzung zugeführt werden kann.
Das ansprechende Quartierszentrum trägt aufgrund seiner multifunktionalen Nutzung aus betreutem Wohnen, Kinderkrippe, Dienstleistungs- und Begegnungszentrum zudem aktiv zu einer zukunftsfähigen kommunalen Siedlungsentwicklung bei. Durch die Nähe zur Altstadt und die gute verkehrliche Anbindung entstand für die in der Umgebung vorhandene Wohn- und Mischnutzung ein neuer gesellschaftlicher und kultureller Mittelpunkt. Darüber hinaus zeichnet sich das Gebäude durch eine intelligent geplante energieeffiziente und langlebige Bauweise aus, die im Sinne einer nachhaltigen, klima- und ressourcenschonenden Entwicklung beispielhaft ist.
Konversion Wohngebiet „Auf der Steige“ in Rutesheim
ProjektbeteiligteStadt RutesheimLBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbHStadtbauamt RutesheimVermessungsbüro HilsVermessungsbüro DuppelKlinger und Partner GmbH
Am Stadtrand von Rutesheim entstand auf dem Areal einer Großdruckerei ein Wohngebiet für 450 Einwohnerinnen und Einwohner. Zuvor mussten jedoch die erheblichen Schadstoffbelastungen fachgerecht beseitigt und die Bodenbelastungen saniert werden. Das Wohngebiet erhält seine Attraktivität durch seine Durchgrünung und die angrenzende Landschaft mit Streuobstwiesen sowie durch die sehr gute infrastrukturelle Anbindung an den Stadtkern mit entsprechend kurzen Wegen. So hat die Stadt Rutesheim mit Eigenmitteln finanziert in nur drei Jahren eine kontaminierte Industriebrache einer attraktiven Folgenutzung zugeführt.
Ausgelobt wurde der Flächenrecyclingpreis 2013 vom Ministerium für Verkehr und Infrastruktur, zusammen mit dem altlastenforum, dem Städtetag, dem Gemeindetag, dem Landkreistag, der Sparkassenfinanzgruppe und der Architektenkammer Baden-Württemberg.
Weitere Informationen
Die Pressemitteilung des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur zur Preisverleihung.
Alle Preis- und Sonderpreisträger der sieben Verfahren von 2006, 2008, 2010, 2013, 2016, 2019 und 2022. Die Objekte befinden sich in Aalen, Bad Urach, Gamburg, Ostfildern, Radolfzell, Ravensburg, Schiltach, Stuttgart, Tübingen, Villingen und Weikersheim.