Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Zwei Projekte, die hohen Wert in der Quartiers- oder Stadtentwicklung darstellen, wie die innerstädtische Umgestaltung in Schwäbisch Gmünd im Rahmen der Landesgartenschau 2014 oder wie die Bahnstadt in Heidelberg, waren Inhalt des siebten Landschaftsarchitektur-Quartetts, das am 19. März 2015 um 19.30 Uhr im Treffpunkt Rotebühlplatz in Stuttgart stattfand.
Die ca. 50 km östlich von Stuttgart im Remstal gelegene älteste Stauferstadt hat mit der Gestaltung der Rems und des Josefsbachs das Naturelement Wasser in den Stadtraum zurückgeholt. Der vorläufige Abschluss der Umgestaltung wurde im vergangenen Jahr mit der Landesgartenschau 2014 in Schwäbisch Gmünd mit einem Besucherrekord von rund zwei Millionen Gästen in der Stadt gefeiert.
Beim Transformationsprozess im Rahmen des Gmünder Stadtumbaus steht das Element Wasser als Symbol für das neue Gmünd. Die im Rahmen der Neugestaltung entstandenen urbanen Freiräume im Bereich der Flussmündung des Josefsbachs in die Rems spielen die zentrale Rolle in der Stadtgestaltung. Indem die Bundesstraße verlegt wurde, konnte die ehemals überbaute Flussmündung rückgewonnen werden. Heute präsentiert sich diese als identitätsstiftender Stadtraum und Bindeglied zwischen Bahnhof und Altstadt. Die Bürger und Besucher Gmünds werden von hier in ein neues grünes Promenadenband mit den Fluss begleitenden Freiräumen entlang des Josefsbachs und des Remsparks sowie des Stadtgartens entlang der dichten mittelalterlichen Altstadt geführt. Ein Aktivitätsband zieht sich entlang der Stadtvillenbebauung des Josefsbachs und bietet generationenübergreifende Sport- und Spielflächen im Innenstadtbereich. Die Planung wurde von den Berliner Landschaftsarchitekten A24 ausgeführt.
Die lange Zeit im Stadtbild unsichtbaren Gewässer wurden zugänglich gemacht und ökologisch aufgewertet. Sie stellen nun wieder das zentrale Element in der Freiraumgestaltung Gmünds dar. Hierzu wurden u. a. die Gewässersohlen erhöht und die ehemals steilen Uferböschungen abgeflacht und terrassiert. Gmünd öffnet sich wieder zum Wasser mit identitätsstiftenden Erholungsräumen und einem Wechselspiel aus unterschiedlichen Freiraumtypologien, mit neuen Perspektiven und Blickbezügen in der Stadt. Entstanden ist ein großzügiges und vielfältiges Freiraumangebot, das einer offenen Stadtgesellschaft Raum bietet für Begegnungen, Naherholung und ökologische Ausgleichsflächen. Die bisher mit Grün unterversorgte Innenstadt wurde auf diese Weise deutlich aufgewertet und zu einem attraktiven Wohnstandort entwickelt.
Durch die Verlegung der Bundesstraße, die mit täglich 35.000 Fahrzeugen vierspurig durch die Stadt führte und diese zerschnitt, entstand die Chance den Stadtraum nachhaltig einer attraktiveren Nutzung zuzuführen. Heute bestimmt ein städtischer Boulevard, gesäumt mit Ginkgobäumen, das Stadtentrée von Gmünd und verbindet den Bahnhof mit den neuen Stadt- und Freiräumen bis zur Altstadt. Der Bahnhof mit seinem neugestalteten Bahnhofsplatz wird zur ablesbaren Adresse im Stadtbild und orientiert sich zu den neuen Freiräumen im Mündungsbereich von Rems und Josefsbach. Weitergeführt wird die Gestaltung durch die Ledergasse, die die erste Stadterweiterung des mittelalterlichen Stadtkerns in voller Länge durchzieht. Die Gasse wurde in den 1970er Jahren zu einer der Haupteinkaufsstraßen in Gmünd. Im Zuge der jetzigen Neugestaltung wurde das Kaufhausareal mit dem Rückbau des Hortengebäudes städtebaulich neu geordnet und zur Mündung von Rems und Josefsbach geöffnet.
In Reminiszenz an die historischen Spuren wurde unter anderem der ehemalige Wasserlauf als ‚Bächle‘ neugestaltet. Schwäbisch Gmünd hat im Zuge des Stadtumbaus alte Strukturen wiederentdeckt. Diese wurden in der Neukonzeption weiterentwickelt und mit neuen Verbindungen und Orten zu einem erlebbaren Stadtraum zusammengefügt.
Im Landschaftsarchitektur-Quartett wird unter anderem diskutiert, ob die massiven Maßnahmen des Gmünder Stadtumbaus sich als wertschöpfender Prozess für die alte Stauferstadt ausgezahlt haben. Damit verbunden steht die Frage, wie können Städte nachhaltige Erneuerungsprozesse steuern und welche Rolle spielt dabei die Entwicklung und Gestaltung der öffentlichen Räume. Diskutiert wird, welche Bedeutung bisher noch unentdeckte Stadträume für eine Qualifizierung und Stärkung von Stadtstrukturen haben. Dabei sollen insbesondere Fragen zur Rückgewinnung von Lebensräumen in den dichten Stadtlandschaften angesprochen werden. Des Weiteren wird diskutiert, welche Rolle hier die Akteure in Politik und Verwaltung und die Freien Planer spielen. Diese Fragen sind insbesondere spannend vor dem Hintergrund der wachsenden Bedeutung einer Integration der Bürgerschaft in den Planungsprozess.
Die Bahnstadt in Heidelberg ist eines der größten Stadtentwicklungskonzepte Deutschlands. Es bietet eine lebendige Mischung aus Wohnen, Wissenschaft, Gewerbe und Kultur. Ein hohes Maß an Lebensqualität soll mit wertigen Freiräumen geschaffen werden.
Das Landschaftsarchitektur-Quartett wird seinen Blick insbesondere auf die Bedeutung und Wertschöpfung des Freiraums für den neuen Stadtteil werfen. Im Zuge der Stilllegung des Güter- und Rangierbahnhofs 1997 stand in zentraler Lage eine Fläche zur Verfügung, die mit 116 Hektar größer als die Heidelberger Altstadt ist.
Der Startschuss für das Projekt war die Auslobung des Internationalen Städtebaulichen Realisierungswettbewerbs im Jahr 2001. Die Preisträger des Wettbewerbs Trojan + Trojan Partner Architekten und Städtebauer in Kooperation mit GTL Landschaftsarchitekten sahen in ihrem Konzept jeweils eine Hälfte der Fläche für Baufelder und die andere für Freiräume mit Straßen, Parks und Plätzen vor. Mit der Beauftragung des Büros für die städtebauliche Rahmenplanung 2003 wurden im Sinne der europäischen Stadt die Ziele und Planungsvorgaben für die Entwicklung eines urbanen Stadtteils mit hoher Nutzungsmischung und eigenständiger Identität fortgeschrieben. Der Masterplan für das Freiraumkonzept entwickelte 2004 das Landschaftsarchitekturbüro Latz + Partner in Zusammenarbeit mit den Büros Îlot für Landschaftsarchitektur Iris Dupper und LDE Belzner Holmes Lichtplanung Stuttgart.
Mit der städtebaulichen Rahmenplanung und dem Masterplan für die Freiraumentwicklung wurde der Grundstein für das Verhältnis und Zusammenspiel von gebautem und unbebautem Raum sowie der städtebaulich-freiraumplanerischen Verknüpfung der Bahnstadt in die gewachsenen Stadtstrukturen gelegt. Im Freiraumkonzept stehen die Plätze in ihrer Dimensionierung für eigenständige öffentliche Begegnungsräume. Die Promenaden und Parks bieten Orientierung und schaffen Identität im neuen Gefüge. Der Masterplan von Latz + Partner formuliert für die Gestaltung der öffentlichen Räume die zentralen Leitthemen Bahn und Stadt. Historische Spuren werden in Reminiszenz an den Ort und unter dem gestalterischen Leitbild Bahn erhalten, nachgenutzt oder umgewidmet, so dass die Chance ergriffen wurde, mit dem Erhalt von Gleisanlagen oder den ehemaligen Güterhallen Orte mit eigener Identität, Atmosphäre und Gestaltungssprache zu entwickeln.
Als Auswahl einiger bereits realisierter Freiraumprojekte sind der Zollhofgarten im Bahnstadt-Campus, die Schwetzinger Terrasse, die Bahnstadt Promenade mit zwei Themenspielplätzen und der Lange Anger zu nennen. Der Entwurf für den Zollhofgarten des Büros Prof. Schmid Treiber Partner Freie Landschaftsarchitekten wird als das grüne Herzstück des Bahnstadt-Campus bezeichnet. Aus den vorhandenen Gleissträngen und Gleisharfen entwickelte das Büro ein Netz, in welches sich die verschiedenen multifunktionalen Nutzungen des Parks teilräumlich einfügen. Mit dem Erhalt und der Umnutzung der ehemaligen Güterhallen als Kulturstätte sowie zukünftigen sozial-gastronomischen Angeboten soll ein Anlaufpunkt für das Campus-Leben entstehen.
Im östlichen Teil der Bahnstadt befindet sich die Schwetzinger Terrasse. Die ca. 5.500 Quadratmeter große Platzgestaltung, mit der charakteristischen Architektur der Kindertagesstätte im nördlichen Teil, hat das Büro Behnisch Architekten im Rahmen eines Wettbewerbs für sich entschieden und wurde von 2010 bis 2013 realisiert. Der zentrale Platz ist als offene Fläche mit einem Fontainenfeld gestaltet. Einzelbäume leiten über in den räumlichen Abschluss der Schwetzinger Terrasse mit dem so genannten Stadtbalkon. Den Platz locker überstellte Kirschbäume verdichten sich zu einem Baumhain.
Die Freiräume der sogenannten Bahnstadt-Promenade und der Lange Anger wurden vom Büro Latz + Partner realisiert. Als linearer Freiraum vernetzt die Bahnstadt Promenade den ost-westlichen Stadtraum Heidelbergs und nutzt die vorhandene topografische Erhöhung des Bahnstadtgeländes von ungefähr zwei Meter zum offenen Landschaftsraum Pfaffengrund. Die lineare Gliederung der Promenade nimmt den Fuß- und Radweg auf sowie die verschiedenen Aufenthaltsbereiche und Themenspielplätze. Charakteristisch für den Langen Anger ist das stellenweise über neun Meter breite Wasserbecken, welches das Regenwasser der Dachflächen und Innenhöfe aufnimmt. Das prägnante Gestaltungselement Wasser wird erfahr- und nutzbar über Sitzkanten und Trittstufen.Im Projekt der Heidelberger Bahnstadt soll auch die Beziehung und Korrespondenz der unterschiedlichen Freiräume mit ihrer jeweiligen Charakteristik betrachtet werden.
Welche Rolle und Funktion besitzen die einzelnen Freiräume innerhalb des Stadtteils?
Landschaftsarchitektur lohnt sich