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Ermutigt durch den Erfolg der letzten Plan B-Experimente wurde auch bei der siebten Auflage dieses von der AKBW entwickelten Veranstaltungsformats ein neuer Weg beschritten: Diesmal hatten die Teilnehmer Gelegenheit, in einem Planspiel strategische Unternehmensführung zu üben. Die Grundlagen erhielten sie vorab durch die drei Büroberater Jörg M. Proksch, Hansjörg Selinger und Andreas Preißing sowie unserem Juristen Reinhard Weng. Dabei beschrieb Jörg M. Proksch zunächst die „me too and all the same“-Falle, in die zahlreiche, insbesondere kleine Architekturbüros tappen, nämlich wenn sie meinen, alle HOAI-Phasen anbieten zu müssen und sich für alle Planungsaufgaben als kompetent einschätzen. Darüber hinaus analysierte er Engpässe, die selbstständig tätige Architektinnen und Architekten durchstehen müssen – und zwar auf dem Weg vom angestellten zum freiberuflich tätigen Architekten, vom Existenzgründer zum Büro und eventuell nochmals, wenn das Büro zum Unternehmen entwickelt wird. Gründe für eine strategische Neupositionierung eines Architekturbüros sind eine Ertragskrise oder um der „me too and all the same“-Falle zu entkommen, aber auch beim Durchlaufen der beschriebenen Engpässe.
Für eine Neupositionierung bedarf es zunächst der Analyse, am besten bedient man sich der in den 1960er-Jahren an der Harvard Business School entwickelten SWOT-Analyse, bei der Stärken und Schwächen den Chancen und Risiken gegenüber gestellt werden. Empfehlenswert sei es, seine Stärken einzusetzen und sich bietende Chancen zu nutzen. Dabei solle man sich aber seiner Schwächen bewusst sein, und um Risiken zu vermeiden, diese möglichst minimieren. Dann solle man Ziele formulieren: spezifisch, messbar, akzeptiert, realistisch und zeitklar. Er schloss mit einem Zitat von Franklin D. Roosevelt: „Im Leben gibt es etwas Schlimmeres als keinen Erfolg zu haben: Das ist, nichts unternommen zu haben.“Um Kosten, die dauerhaft vorhanden sind, und Honorare, denen man nachjagen muss, ging es Hansjörg Selinger. Jeder selbstständig tätige Architekt müsse sich darüber im Klaren sein, dass 70 Prozent der Kosten fix sind und nur 30 Prozent variabel. Mittels einer Expresskalkulation, die den Teilnehmern für das Planspiel zur Verfügung gestellt wurde, könne man schnell und einfach den erforderlichen Jahresumsatz ermitteln. Diese Fleißarbeit sparen sich leider viele Büroinhaber, dabei ist sie extrem wichtig, um zu wissen, ob das zu erwartende Honorar überhaupt die Kosten deckt.Zur erfolgreichen Unternehmensführung gehört auch das passende Marketing. Zum Entwickeln einer eigenen Marketingstrategie empfahl Andreas Preißing sieben Schritte: Zunächst müsse man sein Umfeld kennenlernen, dann sich selbst. Im dritten Schritt definiere man die Bereiche, in denen man seine Stärken nutzend agieren möchte. Attraktivität schaffen sei der vierte Schritt, dazu gehöre zum Beispiel eine gut gestaltete Homepage. Dann gelte es Partner zu suchen – mit denen man zusammenarbeiten bzw. für die man planen möchte. Wichtig sei auch, sich Gedanken zu machen, wie man sein Dienstleistungsangebot kommuniziert, und last not least müsse man begeistern können.
Abschließend informierte Reinhard Weng juristisch fundiert über mögliche Gesellschaftsformen für Architekturbüros. Bei einer Zusammenarbeit ohne feste Gesellschaftsform, zum Beispiel einer Bürogemeinschaft, verwies er auf die Gefahr der Rechtsscheinhaftung, einer ungewollten gesamtschuldnerischen Haftung. Mit all diesem Rüstzeug ausgestattet, starteten sechs Gruppen ins Planspiel: Für das fiktive Büro Beckmann galt es eine strategische Neupositionierung zu ersinnen, inklusive Expresskalkulation nebst Ideen fürs Marketing. In den zwei Stunden wurde engagiert diskutiert, abgewogen und gerechnet, um im letzten Veranstaltungsteil die Überlegungen einer fachkundigen Jury zu präsentieren. Diese bestand aus den drei Büroberatern sowie Prof. Christine Kappei, Architektin und Dozentin an der Stuttgarter Hochschule für Technik, Fachgebiet Bauorganisation, International Project Management, und Prof. Ulrich Elwert, Freier Architekt mit Büro in Ravensburg.
Profund analysierten Christine Kappei und Ulrich Elwert abschließend die vorgestellten Strategien und hinterfragten diese. Sie gaben aber auch wertvolle Anregungen, wie zum Beispiel weniger qualifizierte Mitarbeiter für neue Aufgaben angeleitet werden können oder es sich lohne, auch kleine Projekte nachzukalkulieren.Der Erfolg dieses Planspiel-Experiments ist ein Baustein für die Neustrukturierung unseres seit Jahrzehnten bewährten und vom Ministerium für Finanzen und Wirtschaft geförderten Büroberatungsprogramms. Um diese aktive und erfolgreiche Wirtschaftsförderung für den Berufsstand fortsetzen zu können, hat der Landesvorstand die Optimierung des bundesweit einzigartigen Beratungsprogramms für Architekten und Stadtplaner beschlossen und die Landesgeschäftsstelle mit der zeitnahen Umsetzung der Neustruktur beauftragt. Künftig erfolgt die Erstberatung mit dem erforderlichen Grundwissen in abendlichen Workshops. Die erworbenen Kenntnisse dienen der eigenen Bewertung und sind Grundlage für die individuelle Büroberatung. Mehr dazu erfahren Sie in den nächsten Ausgaben von DABregional.
Plan B_7 Vorträge als Download