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Welche Themen die Zunft jenseits des Reizthemas der Stunde bewegen, machte Präsident Wolfgang Riehle in seinem Rechenschaftsbericht deutlich.
Bild: Udo W. Beier
Er nannte die Novellierung der HOAI „einen der größten Erfolge unserer berufspolitischen Arbeit“, deren nächster Meilenstein deren Fortschreibung sein soll. „Ebenfalls von existenzieller Bedeutung“ sind für Riehle die Bemühungen um eine Novellierung des Werkvertragsrechts. Er sprach sich für eine Beseitigung von Missständen bei den Architekten und Ingenieuren aus. Nötig sei es vor allem, die „völlig unausgewogene gesamtschuldnerische Haftung“ so zu modifizieren, „dass alle möglichen Verursacher von Mängeln oder Schäden entsprechend ihrer jeweiligen Verantwortlichkeit haften.“ Schließlich seien es zurzeit „in aller Regel“ die Architekten, „die die Zeche zahlen: Weder die Bauindustrie noch die beteiligten Handwerksbetriebe trifft eine vergleichbare Verpflichtung.“ Sein bundespolitisches Resümee beendete Riehle mit einem Hinweis auf das Thema „Nachhaltigkeit“, dem auf der Expo Real 2010 in München zum dritten Mal in Folge ein Gemeinschaftsstand der Bundesarchitektenkammer und der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) gewidmet war.
Auf Landesebene freute sich Riehle über „drei große Erfolge“: Der Anfang 2010 vorgestellte VOF-Leitfaden habe ein vielversprechendes Feedback erfahren. „Wir müssen allerdings dafür sorgen, dass er in allen Ämtern bekannt wird.“ Denn Ziel des Leitfadens sei es, die vielfach überzogenen Anforderungen bei der Vergabe von Architekten- und Ingeni-eurleistungen auf das notwendige Maß zu beschränken. Auch die jahrelangen Interventionen und Beiträge zur neuen Landesbauordnung, die am 1. März 2010 in Kraft trat, seien „im Wesentlichen“ erfolgreich gewesen. Als „ganz besonders erfreulich“ bezeichnete Riehle schließlich das neue Architektengesetz, bei dem der Landtag „insbesondere unserer Forderung nach einer vierjährigen Mindeststudiendauer als Eintragungsvoraussetzung für alle Fachrichtungen entsprochen hat – eine „zwingende Voraussetzung“ für die automatische Anerkennung im europäischen Ausland. „Außerordentlich“ dankte Riehle dem Wirtschaftsministerium, vertreten durch Kristin Keßler, und den Landtagsabgeordneten für einen „gelungenen Gesetzesentwurf“.
Kammerintern beklagte Riehle zwar die „äußerst überschaubare Wahlbeteiligung“, kam aber insgesamt zu einem positiven Fazit. Die Frage „Was tut die Kammer für uns?“ vor Jahren noch regelmäßig gestellt, tauche im Schriftverkehr nicht mehr auf.
Dies war das Stichwort für Riehles weiten Blick zurück auf die bislang zwölf Jahre seiner Präsidentschaft. Es war ein Blick zurück ohne Zorn. So habe sich das dreigliedrige Kammersystem nachdrücklich bewährt. Die AKBW sei „bundesweit die einzige Kammer, die so konsequent flächendeckend aufgestellt ist“.
Weiter ausgebaut habe man die Öffentlichkeitsarbeit. Die stufenweise Liberalisierung der Werberichtlinien sowie die Schritt für Schritt aufgegebene Verfolgung von Akquisitionsleistungen zeigten „beispielhaft den Wandel von zunehmend realitätsfremden und praxisfeindlichen Sanktionen hin zu einer Unterstützung der Berufsträger in ihrer täglichen Arbeit. Dazu gehöre auch die „Abkehr von der einer Überhöhung sogenannter Künstler-Architekten“.
Zudem habe die Architektenkammer in den vergangenen zwölf Jahren viele neue Wege beschritten: beginnend mit der Einführung des Architekten bzw. Stadtplaners im Praktikum (1999) bis hin zu den seit 2005 begonnenen strategischen Partnerschaften mit Landesministerien und alljährlichen Messebeteiligungen.
Ein positives Fazit also, wenn auch manche Herausforderung weiterhin bestehe, etwa die weiter wachsende Zahl „alternativer“ Planungskonkurrenzen. „Es ist uns nicht gelungen, die Zahl der geregelten Wettbewerbe nachhaltig zu erhöhen“, so Riehle mit Blick auf aktuelle Zahlen. Gut 40 Wettbewerbe im Jahr 2010 sind weit entfernt von Hochzeiten mit bis zu 140 Verfahren. Auch die Nachwuchsgewinnung für die Kammerarbeit sei noch zu optimieren.
Schließlich appellierte Riehle an die Delegierten, sich dem Megathema „Nachhaltigkeit“ „weiterhin und verstärkt“ zu widmen, denn „nicht zuletzt in unserem Wissen und Handeln zur Nachhaltigkeit liegt der Schlüssel für künftige Lebensqualität“. Entsprechend sein Vorschlag für das Jahresmotto 2011: „Zukunft Architektur: nachhaltig entscheiden.“
Für uns und die nachfolgenden Generationen:
das Motto der Architektenkammer Baden-Württemberg für 2011
Schließlich bedankte Riehle sich bei langjährigen Weggefährten: bei den Fachvertretern Brigitte Banzhaf, Jürgen Lehnhoff und Dr.-Ing. Bernd Fahle, die nicht mehr zur Wahl standen; und nicht zuletzt und ganz persönlich bei Dr.-Ing. Eckart Rosenberger, dessen Ära nach 20 Jahren als Vizepräsident in Friedrichshafen zu Ende ging. „Du, lieber Eckart, hast mein Leben mit einem Telefonanruf im Frühjahr 1998 entscheidend verändert, in dem Du mir vorgeschlagen hast, für das Präsidentenamt zu kandidieren. Ich hoffe, Du hast diesen Anruf ebenso wenig bereut wie ich!“
Die Rede des Präsidenten zum Download