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Um die Standortqualitäten geht es im sechsten und letzten Teil unserer Artikelserie rund ums nachhaltige Bauen.
Allgemein gilt noch immer das vielzitierte Motto aus der Immobilienwirtschaft: Lage, Lage, Lage. Im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen für Bundesbauten (BNB) und im Zertifizierungssystem der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) beschreiben hingegen sechs andere Kriterien die Standortqualität. Anders als die in den vorhergehenden Artikeln bereits beschriebenen Aspekte wird die Standortqualität separat bewertet. Sie ist von der Benotung des Gebäudes getrennt als zusätzliche Information ausgewiesen, da durch Planung und Gebäude nur sehr eingeschränkt beeinflussbar. Für die Standortqualitäten sind im Fokus:
Standortbezogene Risiken sind mögliche Gefahren aus Wetter und Natur wie Sturm und Hochwasser sowie Erdbeben. Da gemäß Artikel 13 des Grundgesetzes die Unversehrtheit und der Schutz von Leib und Leben garantiert werden sollen, sind Personen und Sachgüter wie Immobilien vor Gefahren zu schützen.
Die natürlichen Gefahren richten sich nach den geografischen Gegebenheiten des Standortes. Sie sind einerseits in der Regel nicht beeinflussbar und andererseits auch schwer vorhersehbar. Sind Tsunamis in Deutschland eher unwahrscheinlich, spürt man Erdbeben3 hingegen öfter, insbesondere im Oberrheingraben und im Zollerngraben. An der DIN 4149 kommt man in diesen Regionen deshalb nicht vorbei.
Außenluftqualität: Dem Thema Feinstaub versucht man in Deutschland mit grünen, gelben und roten Plaketten beizukommen. Grundstücke an stark belasteten Straßen (wie am Neckartor in Stuttgart) können bei diesem Kriterium dennoch weniger punkten.
Außenlärmpegel: Grundstücke entlang von Autobahnen oder Bahnstrecken kann man mit Lärmschutzwänden abschotten. Schallemissionen, die die Behaglichkeit von Gebäudenutzern beeinträchtigen, können zudem durch intelligente Grundrisse und hochwertige Baustoffe reduziert werden.
Baugrundverhältnisse und Bodenbelastungen: Zunehmend nutzen wir „gebrauchte“ Flächen neu, wobei besonderes Augenmerk auf möglich Schadstoffe oder auch Munition zu richten ist. Dem speziellen Thema der Altlasten eines Grundstücks widmet sich zum Beispiel der Flächenrecyclingpreis, der dieses Jahr bereits zum dritten Mal verliehen wird: am 16. November im Haus der Architekten in Stuttgart.
Elektromagnetische Felder: Grundstücke in Nähe von Hochspannungsleitungen, Transformatorengebäuden oder Mobilfunkmasten bergen die Gefahr von Elektrosmog, der sich auf die Gesundheit von Menschen auswirken kann.
Vorkommen des radioaktiven Edelgases Radon: Wussten Sie schon, dass heute weltweit das größte umweltbedingte Lungenkrebsrisiko auf Radon zurückzuführen ist? Ein Blick auf die Radonkarte zeigt, wo es sinnvoll erscheint, auf Wohn- und Aufenthaltsräume im Untergeschoss zu verzichten bzw. welche baulichen Maßnahmen zum Schutz zu ergreifen sind.
[Karte entnommen der Broschüre „Radon in Baden-Württemberg. Vorkommen, Risiko, Empfehlungen“ des Umweltministeriums Baden-Württemberg, erschienen 2007.]
Stadt und Landschaftsbild/Sichtbeziehungen: Die ruhige Seitenstraße kann oft ein viel besseres Lagemerkmal sein als die Hauptstraße mit trister Baulücke gegenüber. Eine hohe Qualität der Landschaft oder der umgebenden Bebauung trägt zur Behaglichkeit bei und steigert die soziale Nachhaltigkeit.
Standorte müssen heute nicht nur funktionalen Anforderungen genügen sondern auch positive Stimmungen erzeugen, zumindest aber dürfen sie kein schlechtes Image aufweisen – z. B. eine hohe Kriminalitätsrate, viel Leerstand oder eine ungepflegte Umgebung.
Ein gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrsnetz wird künftig mehr Menschen dazu bringen, das eigene Auto stehen zu lassen. Die schnelle Erreichbarkeit des nächsten Bahnhofes zu Fuß oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln werten einen Standort auf.
Zur Standortbewertung gehören auch Angebote in der Umgebung wie Gastronomie, Lebensmittelmärkte, Parkanlagen, Bildungseinrichtungen, medizinische Versorgung u.a.
Gemeint sind bei diesem Kriterium vorhandene Energiemedien (z. B. leitungsgebundene Fern- oder Nahwärme). Da die Bundesregierung den Ausbau der erneuerbaren Energien vorschreibt, ist künftig auch verstärkt zu prüfen, inwieweit der Standort für die Nutzung von Solarenergie geeignet ist. Insbesondere für Büroimmobilien ist die Versorgung mit einem Breitbandanschluss (DSL) unerlässlich. Und last not least ist auch die Regenwasserversickerung zu prüfen, wenn diese nicht ohnehin durch Bauleitplanung schon vorgeschrieben ist.
Die Bewertung eines Standortes einzig auf das Mantra „Lage, Lage, Lage“ wäre also – bezogen auf die Nachhaltigkeit einer Immobilie – zu kurzsichtig. Architektinnen und Architekten, dem „Bauleitplanlesen“ mächtig und zunehmend auch beratend am Markt tätig, können hier Bauherren und Investoren hilfreiche und wertvolle Hinweise geben.
Das Thema "Nachhaltigkeit" lag übrigens unserem Jahresmotto 2011|2012 zugrunde.
Illustriert mit beispielhaft gestalteten Objekten aus dem Auszeichnungsverfahren "Beispielhaftes Bauen" beleuchtet die neue Broschüre der Architektenkammer verschiedenen Aspekte nachhaltigen Bauens