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Nachhaltiges Bauen schafft Werte. Bund und Land legen durch entsprechende Gesetze und Verordnungen die Latte in Bezug auf die energetischen Anforderungen von Gebäuden sehr hoch. Vor allem Bauherren und Auftraggebern sind die Herstellungskosten eines Bauwerks wichtig. Für beide Aspekte gibt es klare Maßgaben, die es einzuhalten gilt. Doch wie lässt sich Wohlbefinden und Behaglichkeit nachweisen?
Unsere sechsteilige Serie zum Thema Nachhaltigkeit beginnt deshalb mit dem Fokus auf die soziokulturelle und funktionale Qualität beim Planen und Bauen. Wir orientieren uns dabei an den sehr umfassenden Kriteriensteckbriefen der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB).
Im Leitfaden Nachhaltiges Bauen, 2001 veröffentlicht vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Wohnungswesen, heißt es im Kapitel Gesundheit, Behaglichkeit und soziokulturelle Aspekte: „Gebäude, in denen sich Menschen aufhalten, müssen den Bedürfnissen ihrer Nutzer entsprechen und sollten ein hohes Maß an Wohlbefinden gewährleisten.“ Welche Parameter setzt man dafür an? Einfluss auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Menschen haben gemäß den DGNB-Kriterien für Büro- und Verwaltungsgebäude:
Diese Kriterien werden den einzelnen Systemvarianten, z.B. den Wohnbauten, entsprechend angepasst. Was steckt im Einzelnen dahinter?
Ob eine Person das Raumklima in der Wohnung oder am Arbeitsplatz als angenehm empfindet, hängt von der thermischen Behaglichkeit, der Luftqualität, dem Lärm und der Beleuchtung ab. Für die Bewertung werden Indikatoren in Ansatz gebracht, z.B. operative Temperatur, Zugluft, relative Luftfeuchtigkeit. Bereits in der Planung kann der größte Einfluss auf die spätere Behaglichkeit des Gebäudes genommen werden, aber auch auf die Lebenszykluskosten.
Durch die Auswahl geruchs- und emissionsarmer Bauprodukte, z. B. geprüft nach dem AgBB-Schema des Umweltbundesamtes, „natureplus“ oder „Blauer Engel“, wird die Grundlage für hygienische Innenräume geschaffen. Des Weiteren ist es ein Ziel, die Innenräume freizuhalten von gesundheitlich belastenden Weichmachern (SVOC), wie sie in PVC-Folien eingesetzt werden, Bioziden, Schwermetallen und sonstigen Produkten und Einsatzstoffen, die sensibilisierende oder sonstige gesundheitsgefährdende Eigenschaften aufweisen. Das ökologische Baustoffinformationssystem Wecobis2 bietet Planern die entsprechenden Informationen.
Hinweise zum AgBB-Schema
Link zum Wecobis-Portal
Ein niedriger Stör- und Fremdgeräuschpegel sowie Sprachverständlichkeit in Räumen ist zum Beispiel bei Büro- und Verwaltungsgebäuden oder Schulen von elementarer Bedeutung. Auch hier werden die entsprechenden Entscheidungen bereits in der Planungsphase getroffen.
Der visuelle Komfort wird durch ausgewogene Beleuchtung ohne nennenswerte Störungen wie Direkt- oder Reflexblendung, ein ausreichendes Beleuchtungsniveau sowie durch die individuelle Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse erreicht. Von hoher Bedeutung für die Zufriedenheit sind zudem der Ausblick, der über Tageszeit, Ort, Wetterbedingungen usw. informiert. Weitere Kriterien sind Blendfreiheit, Lichtverteilung und Lichtfarbe im Raum. Und außerdem kann auch hier bei intelligenter Planung nicht nur ein visueller Komfort erreicht, sondern auch Energie eingespart werden.
Durch eine frühzeitige und integrale Planung von Maßnahmen, welche die Einflussnahme der Nutzer fördern, kann zum Beispiel die Behaglichkeit am Arbeitsplatz gesteigert werden. Und die Förderung von Behaglichkeit führt wiederum zu einer höheren Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Nutzer. Steuern lassen sich z. B. Lüftung, Sonnen- und Blendschutz, Temperaturen und Kunstlicht.
Aufenthaltsbereiche dienen dem Allgemeinwohl und fördern die Akzeptanz beim Nutzer. Die Einbindung der gebäudebezogenen Außenflächen in die Gesamtgestaltung des Bauwerks und seiner Umgebung fördert die Entwicklung des urbanen Umfelds. Durch die Nutzbarkeit dieser Fläche kann der CO2-Ausstoß reduziert und das Mikroklima verbessert werden. Dachflächen, Innenhöfe, Atrien sowie Balkone bieten dazu Gestaltungsmöglichkeiten. Außerdem tragen sie zu einem breiten Spektrum an Aufenthaltsbereichen mit unterschiedlichen Qualitäten für die Nutzer bei.
Das subjektive Sicherheitsgefühl der Nutzer und Bewohner ist zu erhöhen. Deshalb gilt es, bereits in der Planung die entsprechenden Indikatoren dafür angemessen zu berücksichtigen, z.B. übersichtliche Wegeführungen, Ausleuchtung bzw. bei größeren Bauwerken neben Fluchtwegeplänen auch solche für Evakuierungen zu entwickeln.
Immer noch denken bei diesem Kriterium viele an Rollstuhlfahrer. Dabei profitieren von der Barrierefreiheit unserer Umwelt alle Bevölkerungsgruppen. Außerdem gilt es, bereits in der Planung die Bedürfnisse von Menschen mit motorischen und sensorischen Einschränkungen zu berücksichtigen. Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung wird der Wert von barrierefreien Immobilien steigen.
empfehlenswerte Informationsquelle
Dieser Indikator für nachhaltige Gebäude umfasst die drei Bereiche Ökonomie, Ökologie und Soziales, denn die Steigerung der Flächeneffizienz wird erreicht, wenn schlecht nutzbare Bereiche vermieden, möglichst wenige Flächen versiegelt und Grundrisse gut proportioniert und übersichtlich gestaltet werden.
Ein alter Hut und dennoch wichtiger denn je: Je funktionaler und flexibler sich ein Gebäude an die sich wandelnden Rahmenbedingungen anpasst, desto positiver fällt die Akzeptanz des Gebäudes aus, seine Lebensdauer und die entstehenden Lebenszykluskosten.
Gemäß dem „Leitbild für die Stadt der Zukunft in Europa“, das 2001 vom Deutschen Städtetag veröffentlicht wurde, vollziehen sich in den Kommunen vielfältige Integrationsprozesse. Aus diesem Grund soll die Akzeptanz und Einbindung von Gebäuden innerhalb eines Stadtquartiers, der Stadt und der Region durch eine Steigerung der Zugänglichkeit gefördert werden. Indikatoren dafür sind z. B. gebäudeinterne Einrichtungen für die Öffentlichkeit (Café, Bibliothek), die Möglichkeit der Anmietung von Räumen durch Dritte oder die Nutzungsvielfalt der öffentlich zugänglichen Bereiche.
Die CO2-Belastung unserer Umwelt steigt auch durch den Autoverkehr. Deshalb soll ein umweltgerechter und energieeffizienter Verkehr gefördert und mehr Menschen dazu bewegt werden, mehr Strecken mit dem Fahrrad zurückzulegen. Dazu muss aber die Infrastruktur verbessert werden: mehr und besser angeordnete Fahrradparkplätze bzw. -abstellräume, als Angebot für Arbeitnehmer Duschen, Umkleiden usw.
Dieses Kriterium muss in einer Publikation, die im Wesentlichen von Architekten gelesen wird, nicht wirklich erläutert werden. Und doch zielt auch dieser Punkt nicht nur auf eine schöne, nachhaltige Welt ab, sondern trägt ebenfalls zur Wertsteigerung von Immobilien bei. Voraussetzung ist aber, dass die Kriterien der Nachhaltigkeit bereits Bestandteil der Auslobung sind. Eine Arbeitsgruppe des Ausschusses für Vergabe und Wettbewerb der Architektenkammer arbeitet derzeit an einer Empfehlung.
Für Bauwerke des Bundes und der Länder ist dieses Kriterium bereits verpflichtend. Kunst am Bau ist ein entscheidendes Element der Baukultur.
Vieles von dem, was aufgezählt wurde, ist bekannt und für Architektinnen und Architekten auch selbstverständlich. Es zeigt aber, dass beim Bauen eins ins andere greift und alles sich gegenseitig bedingt. Die für das Gütesiegel definierten Kriterien dienen daher nicht nur als Grundlage für die Zertifizierung, sondern sie sind auch eine Art Checkliste für Planer sowie ein Argumentationspool für Diskussionen mit Bauherren und Genehmigungsbehörden.
Illustriert mit beispielhaft gestalteten Objekten aus dem Auszeichnungsverfahren "Beispielhaftes Bauen" beleuchtet die neue Broschüre der Architektenkammer verschiedenen Aspekte nachhaltigen Bauens