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Herbstforum 2016
Es ist schon zur festen Größe geworden: Jedes Jahr im November treffen sich Architekten, Ingenieure, Energieberater und Handwerker zum Herbstforum Zukunft Altbau. Heuer zum 18. Mal kamen über 400 Interessierte in den Hospitalhof, die neben dem aktuellen, fachlichen Input zum Thema Energieeffizienz/ energetische Gebäudesanierung auch die Diskussion und das Netzwerken in den Pausen schätzten.
Aus der Politik richtete Staatssekretär Dr. Andre Baumann einen klaren Appell an die Teilnehmer: „Wir brauchen Sie, um unsere Klimaschutzziele zu erreichen.“ Denn weder mittels Technik, noch durch Förderungen oder mit rechtlichen Voraussetzungen alleine könnten die ambitionierten Vorgaben an Klimaneutralität bis zum Jahr 2050 eingehalten werden, sondern nur, wenn die Menschen erreicht und mitgenommen werden. Dafür dürfe nicht nur der ökologische Aspekt im Vordergrund stehen, sondern auch die Behaglichkeit und der Werterhalt der Immobilie. Der Gebäudesektor verantworte nach wie vor 30 Prozent der CO2-Emissionen, deshalb gibt es zwei wichtige Themenfelder: Einsparung von Energie und die Versorgung aus erneuerbaren Energien. Das Thema Wärmenetze müsse weiter vorangebracht werden, um Quartierspotentiale durch Abwärme von Industrie und Gewerbe besser zu nutzen. Hier könne man von Dänemark lernen – so der Staatssekretär. Seit Februar 2016 gibt es eine Förderung von energieeffizienten Wärmenetzen in Baden-Württemberg; besonders für den Altbaubereich mit erhaltenswertem Erscheinungsbild stellt dies auch einen wichtigen Baustein auf dem Weg der CO2-Minderung dar.
Als Sinn- und Impulsgeber beantwortete Prof. Dr. Jürgen Manemann, Direktor des Forschungsinstituts für Philosophie die spannende Grundsatzfrage: „Warum treffen wir im Hinblick auf Herausforderungen des Klimawandels nicht die Entscheidungen, die wir uns wünschen?“ Eingangs sprach er die Zukunftsfähigkeit an, die besonders der jüngeren Generation abhanden gekommen sei. Zudem herrsche eine Katastrophenblindheit sowie eine große Diskrepanz zwischen dem Vorstellungs- und Herstellungsvermögen der Menschen – so würden z.B. Atomwaffen hergestellt, ohne dass sich der Mensch das Ausmaß der Verwendung wirklich vorzustellen vermag.
Sinnliche Wahrnehmung sei Quelle der Moral, während abstraktes Wissen nur allgemeines Wissen darstelle. Manemann plädierte für mehr Humanität. Die Leistungsgesellschaft frage nur nach dem Wie und nicht mehr nach dem Warum. Häufig lasse sich eine kognitive Dissonanz beobachten, also ein Verhalten konträr zu den eigenen Überzeugungen, was auf Dauer krank mache und Burnout oder Erschöpfungsdepressionen auslöse. Sein Resumée: die Menschen brauchen Hoffnung – nicht zu verwechseln mit Optimismus, denn das sei nur ein Mangel an Information.
Der Rechtsanwalt Dr. Frederik Neyheusel aus Ulm gab folgende Botschaft mit auf den Weg: Rechtsstreitigkeiten vermeiden! Jura bringe keine Lösung. Meist ist es ein Mangel, der zu Streitereien führt. Deshalb müsse ein Mangel vermieden werden. Helfen können hierfür klare Verträge, die genau beschreiben was am Ende geschuldet ist. Falls bei der Sanierung eines Altbaus kein Neubaustandard erreicht werden kann, müsse genau festgelegt werden, was eventuell nicht machbar ist. Sonst kann sich der Auftraggeber darauf berufen, was üblich ist. Und wenn es doch zum Rechtsstreit kommen sollte, ist eine gute Dokumentation als Beweismittel wichtig. Hierfür kann das Bautagbuch nicht herangezogen werden, dafür sind aber selbst E-Mails geeignet, bei denen wichtige mündliche Gesprächsinhalte zusammengefasst sind, insbesondere wenn bei der Antwort der EMail Verlauf dies bezeugt.
Weitere fundierte Vorträge zu Sanierungen, Schadstoffen und Förderungen lieferten wertvolle Informationen und Anregungen für die Arbeit an Bestandsbauten. Auch der Aspekt Nutzerzufriedenheit, -aufklärung und Evaluation der Verbrauchsdaten ist vielfach angeklungen, denn letztlich ist der richtige Umgang mit Heizung und Lüftung für die Energieeinsparung eine wichtige Stellschraube.
Wennschon … dennschon! Um Lock-in-Effekte auszuhebeln, wiesen mehrere Referenten daraufhin, halbherzige Sanierungen mittlerer Qualität zu vermeiden. Vielmehr sollte von Anfang an das erstrebenswerte Ziel in den Fokus der Überlegungen für eine ganzheitliche Sanierung rücken, da Entscheidungen – selbst bei Einzelmaßnahmen – doch eine Tragweite über mehrere Jahrzehnte haben.