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Eines der Anliegen des Architekturforums Freiburg e.V. ist es, Architektur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und sie dafür zu sensibilisieren. Unser Gefühl für Raum und Form entwickeln wir schon in frühen Jahren. Da liegt es nahe, in die Schule zu gehen und Kinder und Jugendliche an das Thema heranzuführen - nicht im Unterricht, sondern mit einem Wettbewerb nach allen Regeln der Kunst.
Also lobte das Architekturforum im Rahmen der Initiative "Architektur macht Schule" der Architektenkammer Baden-Württemberg den Architektur-Modellbauwettbewerb architektur:klasse aus. Beteiligen konnten sich Schülerinnen und Schüler an Grund-, Werkreal-, Realschulen, Gymnasien und Beruflichen Schulen aus Freiburg und Umgebung. Der Erfolg war überwältigend: nahezu 300 Schüler aus 12 Klassen an 7 Schulen reichten für SCHLOSS.BERG.STADT ihre Modelle im Maßstab 1:100 ein.
Die Aufgabe war alles andere als ein Kinderspiel. Es ging um die städtebaulich schwierige Situation an der Freiburger "Schlossbergnase". Dazu muss man wissen: Der Sitz der Zähringer, die die Stadt Freiburg vor fast 900 Jahren am Fuß ihrer Burg gründeten, ist zugleich der Gebirgsabbruch des Schwarzwaldes. Für den Bau der Stadt wurde der Berg als Steinbruch genutzt. An dieser Stelle stehen heute renovierungsbedürftige, bald ungenutzte städtische Gebäude. Gegenüber führt die seit der Antike wichtige, von Osten kommende Handelsstraße durch das "Schwabentor" in die Stadt.
Heute trennt eine vierspurige Straße den Bereich zwischen Tor und Berg und erschwert den Stadteingang für Fußgänger. Immer wieder wird darüber diskutiert, eine autofreie Zone zu schaffen, die Hang und Stadt miteinander verbindet, und welche Nutzung bei Abriss der baufälligen Gebäude in Frage kommt.
Wo sich also Erwachsene schon seit Jahrzehnten den Kopf zerbrechen, sollten nun frische, unbelastete Einfälle ran. "Kinder haben oft Ideen, auf die wir Erwachsene vielleicht gar nicht mehr gekommen wären" erklärte Ingeborg Thor-Klauser, die das Projekt initiiert und betreut hat, im April bei der Preisverleihung und Ausstellungseröffnung der prämierten Mo - delle - die übrigens so gut besucht war, dass sie auf zwei Termine aufgeteilt werden musste.
So professionell und realitätsnah der Wettbewerbsprozess war, so spielerisch, bunt und kreativ waren die Vorschläge. Jede Klasse konnte bei den Vernissagen ihr Projekt und ihre Vorgehensweise erklären. Deutlich spürbar waren das Engagement, die Begeisterung und die Intensität, mit der sich die Kids in das Thema eingearbeitet haben, aber auch die analytische und konzeptionelle Herangehensweise. Alle Klassen legten großen Wert darauf, dass sich die Menschen in ihrer Architektur wohl fühlen sollten. Dabei helfen sollten etwa ein Café mit Blick nach draußen, barrierefreie Wege, Gärten oder Ruheinseln wie ein "verkehrsberuhigter Platz für klare Gedanken". Die Ausschreibung sah keine konkrete Nutzung vor - Vorschläge dazu waren Teil der Aufgabe - und so war das Spektrum groß: vom Minizoo bis zur Wasserrutschenanlage, vom grünen Park bis zum Musikerhaus. Die Entwürfe präsentierten sich von märchenhaft bis utopisch, von bis ins kleinste Detail durchdachten und liebevoll ausgearbeiteten Modellen bis hin zum lockeren, interpretationsoffenen Wurf. Man sah Kugeln, die scheinbar den Hang heruntergerollt sind und zufällig ihren Platz im Tal vor dem Schwabentor gefunden haben (1. Preis der Kategorie 3: Klasse 6d am Kepler Gymnasium), oder ein Amphitheater für temporäre Nutzungen (1. Preis der Kategorie 6: Klasse 10b am Wentzinger Gymnasium). Preisgekrönt war auch das Projekt der Klasse 8 der Freien Schule Kapriole (1. Preis der Kategorie 4): Ein transparentes Lern- und Forschungshaus mit Felsenkino und Kletterwand sowie Schlafwaben im Fels - und selbstverständlich auch WLAN für alle. Sogar über die Finanzierung dieses Projekts wurde nachgedacht: High-Tech-Firmen sollten Sponsoren sein und hier auch ihre künftigen Arbeitnehmer rekrutieren können. Der vierte Preisträger (1. Preis der Kategorie 5: Klasse 9e am Kepler Gymnasium) stellte mit seinem Modell ein umfassendes Konzept für ein Natur-Erlebnis-Zentrum Schwarzwald vor.
Die Jury aus Architekten und Vertretern des Lokalvereins Freiburg Innenstadt sowie des Jugendbüros Freiburg hat sich die Beurteilung nicht leicht gemacht. Sie hat viel diskutiert und war sich keineswegs in allen Punkten einig. Doch nicht alle können einen Preis gewinnen - aber ganz bestimmt hat die Teilnahme allen Beteiligten große Freude gemacht. Man darf gespannt sein, ob und wie die Ideen in künftige Planungen einfließen und was man einmal wiederfinden wird, sollte die Schlossbergnase einmal ihre endgültige Gestaltung gefunden haben.
Die Preise bestanden aus Architekturführungen in beispielhaften Neubauten oder Baustellen. Alle Beteiligte bekamen einen kleinen Individualpreis.
Fotos: Thierry Gschwind