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Unter dem Motto "Mehrwert durch Landschaftsarchitektur" diskutierten die Landschaftsarchitekten im Oktober 2007 mit hochkarätigen Referenten Perspektiven für den Berufsstand und die Bedeutung des Mehrwerts ihrer Leistung.
In seinem Grußwort sprach Präsident Wolfgang Riehle Jürgen Lehnhoff seine Anerkennung für dessen langjähriges Engagement als Vertreter der Fachrichtung im Landesvorstand der Architektenkammer aus.
Dank Jürgen Lehnhoff habe sich der traditionelle "Jahresabschluss" der Landschaftsarchitekten als "badenwürttembergischer Landschaftsarchitektentag" etabliert.
Wolfgang Riehle bekräftigte die Schlüsselstellung der Landschaftsarchitekten bei der Freiraumplanung von Stadt und Region: Von der Umweltverträglichkeitsstudie bis zum Umweltbericht, vom Bebauungsplan bis zur Objektplanung, von der Freiraumgestaltung im Wohnumfeld bis hin zu großflächigen Sport- und Parkanlagen liegt die gestalterische Verantwortung unserer Umwelt maßgeblich in den Händen der Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten.
Riehle bedauerte, dass Landschaftsarchitektur von den politischen Entscheidern zwar als wertvolles Instrument zur Qualifizierung siedlungsnaher Freiräume erkannt wird, es jedoch nach wie vor an der praktischen Umsetzung dieser Erkenntnis fehlt. Er rief die Landschaftsarchitekten dazu auf, sich verstärkt in interdisziplinären Netzwerken zu engagieren und diese für die Kommunikation des Mehrwerts von Landschaftsarchitektur und Landschaftsästhetik zu nutzen.
Welche Potenziale auf diese Weise erschlossen werden können, stellten die Referenten im Anschluss - moderiert von Vorstandsmitglied Jürgen Lehnhoff - exemplarisch dar.
Der Mehrwert der Landschaftsarchitektur wurde an den Beispielen Tourismus, Gesundheitsvorsorge und Standortfaktor sukzessive herausgearbeitet.
Am Beispiel des "Ökomodell Achental" zeigte Claudia Irlacher den Teilnehmern auf, dass der Erhalt von Landschaft und Landwirtschaft gleichzeitig deren Inwertsetzung für den Tourismus bedeutet. So wird die Wertschöpfung in der Region Achental durch die Pflege der Natur und Kulturlandschaft, der Sicherung landwirtschaftlicher Betriebe als Wahrer der Kulturlandschaft und durch Fördern und Entwickeln eines naturverträglichen Tourismus und Gewerbes gezielt verfolgt. Im Ergebnis hat es die Region unter anderem geschafft, vom Skitourismus unabhängig zu werden.
Besucherinformation und Besucherlenkung, die Sanierung bedeutender Wanderwege, die Verbesserung des Radwegenetzes, Schaffung und Freihalten von Sichtachsen und Einkehrmöglichkeiten sowie die Entwicklung touristisch nutzbarer Gruppenangebote machen Identität und Einzigartigkeit der Achentaler Landschaft und ihrer Bewirtschaftung erlebbar.
Die Aufgaben von Claudia Irlacher, Landschaftsarchitektin und Gebietsbetreuerun des Ökomodells, und ihren Kollegen erstrecken sich dabei weit über die fachplanerischen Leistungen von Landschaftsarchitekten hinaus: als Initiatoren und Koordinatoren, Berater und Vermittler, sind sie die zentralen Ansprechpartner, die das Projekt vorantreiben.
Mehrwert Tourismus: Ökomodell Achental
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Einen Versuch zur Quantifizierung des Mehrwerts von Landschaftsarchitektur haben die Nachbarn in der Schweiz unternommen. Mit der Studie "Landschaft und Gesundheit – Das Potential einer Verbindung zweier Konzepte" hat die Universität Bern zahlreiche wissenschaftliche Publikationen, die sich im ruralen und urbanen Kontext mit Landschaft und Gesundheit befassen, recherchiert und verarbeitet.
Andrea Abraham stellte die Ergebnisse der wissenschaftlichen Arbeit vor. Unter anderem lieferte sie damit den Landschaftsarchitekten Argumentationsmaterial für eine gute Gestaltung von Grünflächen in innerstädtischen Räumen. Die Literaturrecherche hat nämlich ergeben, dass die Art und Weise, wie Landschaftsräume gestaltet werden, tatsächlich direkten und indirekten Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden der Raumnutzenden hat – bis hin zur Senkung der Kriminalitätsrate. Der Studie liegt eine weitgespannte Definition von Gesundheit als „ein Zustand des umfassenden körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Behinderung“ (WHO 1948) zugrunde.
Dies impliziert, dass gesundheitsfördernde Stadtgestaltung eine multidisziplinäre und intersektorale Aufgabe ist, bei der verschiedene wissenschaftliche Disziplinen, politische Institutionen und die Bevölkerung eingebunden werden müssen.
Um den Mehrwert der Landschaftsarchitektur für die gesundheitsfördernde Stadtgestaltung in konkrete Zahlen zu fassen, bedarf es zwar noch empirischer Studien bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Laut Andrea Abraham könnte man hier jedoch schon innerhalb eines Jahres zu verwertbaren Ergebnissen kommen.
Mehrwert Gesundheit: Studie "Landschaft und Gesundheit - Das Potential einer Verbindung zweier Konzepte"
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In welchem Maß die gesundheitliche Vorsorge durch Landschaftsarchitektur beispielsweise auch zur Stabilisierung der Bevölkerungszahlen beitragen könnte, bleibt also vorläufig noch offen – für die Stadtentwicklung in Deutschland jedenfalls hat sich längst das Paradigma schrumpfender Städte etabliert. Dieser Trend ist nicht mehr nur ausschließlich in den neuen Bundesländern spürbar, dort aber in einem deutlich stärkeren Maß. In Sachsen-Anhalt ist der Prozess des Schrumpfens Thema eines wichtigen urbanistischen Projektes geworden. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA 2010 sollen beispielhafte Modelle der Stadterneuerung in einer kleiner werdenden Gesellschaft erforscht und entwickelt werden. 17 Städte beteiligen sich an dem Projekt, das vom Bauhaus Dessau begleitet wird. Prof. Dr. Omar Akbar, Direktor der Stiftung Bauhaus in Dessau und Geschäftsführer der IBA Stadtumbau 2010 stellte einige von ihnen und ihre Ideen näher vor. In einem mitreißenden Vortrag erläuterte Akbar wie Stadtumbaukultur jenseits herkömmlicher Planungsansätze aussehen kann: Wenn weniger mehr sein soll, rückt die bauliche Entwicklung zugunsten der Organisation von Urbanität in den Hintergrund. Sei es die "Kultivierung der Leere", der "Lutherweg" oder die "Drive Thru Galerie" – damit die künstlerischen Interventionen, die teils von bestechender Einfachheit sind, teils einen sehr intellektuellen Ansatz verfolgen, angenommen werden, setzt die IBA dabei auf neue intensive Formen der Bürgerbeteiligung.
Dr. Stephan Köhler lenkt als Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben die Geschicke eines Landstriches, der noch als Wachstumsregion ausgewiesen ist. Die behutsame Fortentwicklung der traditionellen Kulturlandschaft soll hier dazu beitragen, dass die Region auch langfristig noch einen der ersten Plätze in der Standortgunst einnimmt.
Dem liegt die Erkenntnis zugrunde, dass unter allen Freizeitaktivitäten die Naherholung den höchsten Stellenwert hat. Köhler verdeutlichte in seiner Präsentation, welch ein bedeutsames Instrument der "Landschaftspark Oberschwaben", der 14 Städte und Gemeinden, einen Hochschulstandort, den Regionalflughafen und einen Messestandort einbindet, für das Binnenmarketing ist. Gemäß dem Leitgedanken "Der Landschaft einen Sinn, den Sinnen eine Landschaft" bietet der Landschaftspark einerseits Naherholungsmöglichkeiten, die ohne großen Aufwand zu erreichen sind, andererseits macht ein Freiraumkonzept die Landschaft sowohl in der passiven als auch aktiven Wahrnehmung erlebbar. Ein gestärktes Bewusstsein für die "Landschaft vor der eigenen Haustür" ist das Ziel.
Mehrwert Standortfaktor: Landschaftspark Bodensee-Oberschwaben und IGA 2017 Bodensee
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Im Interesse einer besseren medialen Wahrnehmung forderte schließlich Tjards Wendebourg mit deutlichen Worten die Kolleginnen und Kollegen auf, sich selbst, ihre Arbeit und ihre fertiggestellten Projekte in der Öffentlichkeit zu präsentieren, um nicht durch vornehme Zurückhaltung in Vergessenheit zu geraten.
Nach einer angeregten Podiumsdiskussion ließen die Teilnehmer, begleitet vom Trio Carmen aus Nicaragua, den Abend bei einem Glas Wein gemütlich ausklingen.