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Zwei Projekte, die hohen Wert für die Quartiers- oder Stadtentwicklung haben, wie die innerstädtische Umgestaltung in Schwäbisch Gmünd im Rahmen der Landesgartenschau 2014 oder die Bahnstadt in Heidelberg, waren Inhalt des siebten Landschaftsarchitektur-Quartetts am 19. März 2015.
Das Landschaftsarchitektur-Quartett 2015 mit der Fragestellung, was Wertschöpfung im Freiraum eigentlich ausmacht, und zwei sehr unterschiedlichen, aber spannenden Projekten lockten am Donnerstag, 19. März eine erfreulich hohe Zahl an Interessierten zum Treffpunkt Rotebühlplatz in Stuttgart.
Den 240 Zuhörern, die sich aus Laien, kommunalen Vertretern und Landschaftsarchitekten zusammensetzten, stellte sich auf dem Podium eine lebendige Runde von Diskutanten aus unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern: Prof. Michael Braum (Geschäftsführer der IBA Heidelberg), Tobias Mann (Landschaftsarchitekt aus Fulda), Prof. Dr. Dieter Jauch (ehemaliger Direktor der Wilhelma Stuttgart) und Robert Schäfer (bis Januar 2015 Chefredakteur der Zeitschriften Garten+ Landschaft und Topos). Moderiert wurde die Runde in bewährter Weise von Dr. Wolfgang Bachmann. Nach den Grußworten von Christof Luz (Vorstandsmitglied der Architektenkammer Baden-Württemberg) stellte Michael Glück (Mitglied des Arbeitskreises Landschaftsarchitektur) das erste Projekt vor: die Bahnstadt Heidelberg. Dort entsteht auf 116 Hektar ein neuer Stadtteil, in dem Wohnen, Arbeiten und Kultur miteinander verzahnt gelebt werden soll.
Hier waren in unterschiedlichen Leistungsphasen und Teilprojekten verschiedene Planungsbüros tätig. Den Masterplan für den Freiraum entwarf Latz+Partner in Zusammenarbeit mit den Büros Îlos Landschaftsarchitektur Iris Dupper und LDE Belzner Holmes Lichtplanung. In der weiteren Planung zeichnet für den Zollhofgarten das Büro Schmid Treiber Partner, für die Planung von Teilbereichen des langen Angers Latz+Partner und faktorgrün, für die Bahnstadt Promenade Latz+Partner und faktorgrün und für die Schwetzinger Terrasse faktorgrün und Behnisch Architekten verantwortlich (detaillierte Informationen zum Projekt im DAB BW 2/2015). Die Beteiligung verschiedener Büros in den einzelnen Projekten spiegelt die Komplexität dieses großen Projektes wider.
Dr. Wolfgang Bachmann eröffnete die Diskussion mit der Fragestellung zum Empfinden des ersten Eindrucks, wenn man das Bahnstadtareal betritt. Noch hat man das Gefühl, sich in einer Satellitenstadt aufzuhalten, das Potential zum urbanen Leben ist gegeben, aber es ist für eine Beurteilung noch ein sehr früher Zeitpunkt, so Schäfer. Die Bahnstadt hat sich hohe Ziele gesteckt. So möchte man sich an den Funktionsmix der Altstädte Europas anlehnen. Die Bahnstadt erfreut sich hoher Beliebtheit aufgrund seines breit gefächerten Angebotes an Wohnraum. So haben bereits viele junge Familien dort ihr Zuhause gefunden. Jauch sieht eine Diskrepanz zwischen dem, was gewollt war, und dem, wie es (bisher) realisiert wurde. Das, was städtisches Leben ausmacht, nämlich die Belebung eines Viertels, insbesondere seiner freiräumlichen Nutzung, kann – zumindest zum jetzigen Zeitpunkt – noch nicht ganz nachvollzogen werden. Die Bahnstadt wirbt für sich mit Urbanität. Ist dieses Attribut bereits zu erkennen? Diese Frage wird kritisch von Prof. Braum betrachtet. Denn Menschen von „außen“ müssen in den Stadtteil gezogen werden, um zur Belebung und Urbanität beizutragen. Sehr positiv wird von Tobias Mann die Schaffung einer neuen Stadtkante für Heidelberg gewertet. So wird der Charakter einer Stadterweiterung deutlich. Derzeit weist die Bewohnerschaft eine sehr homogene Sozialstruktur auf. Die Bahnstadt wird vornehmlich als Wohnquartier empfunden, in dem in den Freiräumen kaum Entwicklungsmöglichkeit zugelassen wird.
Die Diskutanten kritisierten, dass viele Bereiche zu aufgeräumt, zu statisch, zu sortiert wirken. Die Diskussion darüber verlief kontrovers. Die engagierte Herangehensweise der Stadt Heidelberg wird durchaus gewürdigt, doch das Potential des Areals ist noch nicht ausgeschöpft. Die Macher der Bahnstadt haben die Möglichkeiten, dies herauszuarbeiten, denn auf zwei Drittel der Fläche wird noch gebaut. Mit Beteiligungsverfahren besteht die Chance, die bereits dort wohnenden Menschen und deren Bedürfnisse und Wünsche einzubringen, um die beabsichtigte Entwicklung herbeizuführen. Urbanität heißt nicht nur Wohnen, sondern auch Attraktivität durch Nahversorgung und ein ansprechendes Freizeitangebot (Restaurants, Bars, Cafés, individuelle Ladengeschäfte, Bewegungs- und Freiräume), das auch Heidelberger aus anderen Stadtteilen anlockt. Die Entwicklung der Bahnstadt weiter zu beobachten, ist eine lohnenswerte Zielsetzung.
Das zweite Projekt befindet sich in Schwäbisch Gmünd. Hier wurde mit der Ausrichtung der Landesgartenschau 2014 die historische Innenstadt mit Rems und Josephsbach verknüpft und eine Vielzahl an neuen Grünflächen und Wegeverbindungen geschaffen. Die Hauptverkehrsstraße (B 29) wird nun durch einen Tunnel geführt und entlastet die Innenstadt. Die Planung oblag dem im Wettbewerb zweitplatzierten Landschaftsarchitekturbüro A24 Landschaft.
Auch wenn die Diskussion mit der Frage nach dem Bild eines typischen Relikts einer Gartenschau beginnt, ist der Tenor zu diesem Projekt fast durchgängig positiv. In Schwäbisch Gmünd wurde sehr komplex gedacht und die entstandenen Räume erfreuen sich großer Beliebtheit. Ein Vorteil, der abgeleitet werden kann, ist die Entwicklung aus Bestandsressourcen heraus und das macht es so angenehm, die neuen Freiflächen wie selbstverständlich zu nutzen, so Braum. Die in diesem Zusammenhang erhaltenen Bestandsgebäude wirken als Einzelstücke zwar teilweise unlogisch, aber kennt man den geschichtlichen Hintergrund, kann man darüber hinweg sehen. Wasser ist im innerstädtischen Bereich plötzlich erlebbar und trotzdem wird den Flüssen eine eigene Dynamik eingeräumt. Man spürt die Planung „aus einem Guss“. Für die Bevölkerung Schwäbisch Gmünds wurden in unmittelbarer Nachbarschaft zum eng besiedelten Innenstadtbereich Werte geschaffen, die sich bereits ein Jahr nach Eröffnung der Gartenschau als Gewinn für die Stadtentwicklung ablesen lassen. Plötzlich ist „Luft zum Atmen“ da, so Jauch.
Grundsätzlich stellte sich die Frage nach den geltenden Horizonten: für welchen Zeitraum gilt eine solche Planung? Eine genaue Festlegung kann nicht getroffen werden. Konzepte werden sich ändern und dann gilt es mit den Ressourcen flexibel umzugehen. Die Runde auf dem Podium stellte fest: Anhand beider Projekte wird deutlich, wie relevant der enge Austausch zwischen Landschaftsarchitekten, Stadtplanern und Architekten ist, denn durch diesen Dialog können gute Ideen entwickelt und realisiert werden. Daher ist der engen projektbezogenen Zusammenarbeit zwischen allen Fachdisziplinen ein entsprechendes Maß an Relevanz zuzugestehen. Das nächste Landschaftsarchitektur-Quartett findet 2016 statt.
Zwei Projekte, die hohen Wert in der Quartiers- oder Stadtentwicklung darstellen, wie die innerstädtische Umgestaltung in Schwäbisch Gmünd im Rahmen der Landesgartenschau 2014 oder wie die Bahnstadt in Heidelberg. Die Projektbeschreibung finden Sie hier.
Landschaftsarchitektur lohnt sich