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Die Qualifizierungskampagne des Umweltministeriums „Energie, aber wie?“ blickt seit 2006 auf eine Kooperation mit der Architekten- und der Ingenieurkammer Baden-Württemberg sowie dem Informationszentrum Beton bei Veranstaltungen zum Thema Energieeffizienz zurück. Auch zukünftig werde dies ein großes Thema bleiben, denn mit dem Ziel, bis 2050 einen weitestgehend klimaneutralen Gebäudebestand zu realisieren, „gibt es noch ein dickes Brett zu bohren“, gab Karl Greißing in seinem Grußwort bei der diesjährigen Auftaktveranstaltung zu bedenken. Er verwies dabei auf die notwendige Steigerung der Sanierungsrate und -qualität.
„EnEV-Wärmeschutz allein bringt uns nicht weiter, der große Stromverbrauch ist das Problem.“ Für Prof. Dr. Norbert Fisch von der EGSplan Ingenieur GmbH liegen deshalb Zukunftspotentiale von Gebäuden weniger im Dämmen als in der Erzeugung von Energie, sowohl für Wärme als auch für Alltagsstrombedarf und Elektromobilität. In der Sanierung von Bestandsgebäuden sieht er die Herausforderung der Zukunft. Besonders Quartiersbetrachtungen ermöglichen ihm zufolge weitergehende Szenarien für CO2-Neutralität durch größere Flexibilität bei der Auswahl erneuerbarer Energien, Reduzierung des Wärme- und Strombedarfs sowie Nutzung von Anlagentechnik.
Einen interessanten Blick in ein Quartier im ländlichen Raum bot das Geschwisterpaar Prof. Dr. Martina und Rolf Klärle als Bauherrin und Architekt: In Weikersheim-Schäftersheim haben sie den brachgefallenen Hof 8 nach einem neuen Nutzungs- und Energiekonzept grundlegend saniert und wieder ertüchtigt. Durch Photovoltaik, Wärmepumpe und Windkraft wird heute mehr Energie erzeugt als die neuen Nutzungen (zwei Seniorenwohnungen, eine Hebammenpraxis und Büroräume für 30 Arbeitsplätze) und drei Elektroautos verbrauchen. Für die 700-Seelen-Gemeinde ist das Vorzeigeobjekt in mehrfacher Hinsicht ein Glücksfall: Die Transformation eines Bauernhofs zu einem architektonisch anspruchsvollen Plusenergie-Ensemble mit integrativer neuer Nutzung trägt zur Belebung und funktionalen Stärkung der Ortsmitte bei. Das kleine Quartier hat durch den Erhalt der Gebäude seine ursprüngliche städtebauliche Maßstäblichkeit erhalten und dient mittels regenerativer Energien als kleines Kraftwerk, das auch noch weitere Nachbarn mit Strom versorgen könnte. Viele Preise und Auszeichnungen wie der deutsche Nachhaltigkeitspreis 2014 würdigen die Qualität und die nachhaltige Konzeption.
Ebenfalls mit vielen Preisen bedacht wurde ein Wohnhochhaus in Pforzheimer Bahnhofsnähe. Ursprünglich war das Gebäude der 1970er Jahre ein Sorgenkind durch ein unattraktives, in die Jahre gekommenes Erscheinungsbild, schadstoffhaltige Baustoffe, undichte Fenster und hohen Energieverbrauch. Jochen Freivogel von der Freivogel Mayer Architekten GmbH in Ludwigsburg und Pforzheim berichtete von dem ehrgeizigen Projekt aus dem „Problem“ ein „Nahe Null-Energiehaus“ mit urbaner Lebensqualität zu machen und das sogar im bewohnten Zustand.
Mittels Aufstockung mit attraktiven Loftwohnungen, neuer Loggiazone, moderner Fassade und ansprechender Erdgeschosszone wurde das Gebäude aufgewertet. Die hochgedämmte Gebäudehülle im Passivhaus-Standard trägt zur Minimierung des Heizbedarfs zugunsten einer deutlichen Steigerung des Wohnkomforts bei. Matthias Rammig von Transsolar Energietechnik stellte das individuell ausgearbeitete Energiekonzept vor, bestehend aus einem in die Fassade integrierten Kollektor, Photovoltaikmodulen, einer Windkraftanlage sowie einem Eisspeicher und einer Wärmepumpe. Durch den Einbau von abgehängten Heiz- und Kühldecken in den Wohnungen gelang eine bewohnerschonende Umbauphase. Trotz Erhöhung der Kaltmiete spart jeder Mieter unterm Strich Geld, da sich die Heizkosten um ein Vielfaches reduziert haben.
Die vorgestellten Objekte zeigten, dass sich in den letzten Jahren vieles entwickelt hat. Doch was steht in Zukunft an? Prof. Christoph Kuhn von der technischen Universität Darmstadt hält Gebäudeenergiestandards, die sich nur an der Effizienzstrategie orientieren, für nicht zukunftsträchtig. Die Ressourcenschonung wird stärker in den Fokus rücken. Potentiale liegen vor allem in der Suffizienzstrategie. Darunter versteht man beispielsweise die Verringerung der Wohnfläche pro Einwohner, Synergien, Mehrfachnutzungen, Lebensstilveränderungen.
Darüber hinaus seien Gebäude Rohstofflager, so Prof. Kuhn. Sie sind eine wichtige Stellschraube hinsichtlich Wiederverwertung, Recycling von Baustoffen, Abfallvermeidung, kurzum für die Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft. Ab 2019 müssen nach den Anforderungen der EU-Gebäuderichtlinie Neubauten der öffentlichen Hand auf dem Niveau von Null-Energie-Gebäuden gebaut werden. Aus Kuhns Sicht „gelingt dies nur in Gebäuden wohlgestalteter Balance aus Energieeinsparung und Energiegewinnung in intelligenter Vernetzung über den gesamten Lebenszyklus.“