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Für die Qualifizierungskampagne erneuerbare Energien fand im April die Auftaktveranstaltung in Stuttgart statt. Neben Themen zur intelligenten Gestaltung der Energiewende, Aufdecken von versteckter Energie sowie Energiefressern und guten Beispielen aus Hamburg, gab es auch Gelegenheit sich der Frage zu widmen: "Wie werden wir künftig arbeiten?"
"Die Energiewende fordert Blut, Schweiß und Tränen", darüber ist sich der Umweltminister Franz Untersteller MdL im Klaren. Dennoch räumte er bei seiner Begrüßungsrede anlässlich der Auftaktveranstaltung der Qualifizierungskampagne „Energie, aber wie?“ in Stuttgart auch Chancen ein, die sich dem Industrieland Baden-Württemberg öffnen, wenn man sich der Mammutaufgabe stelle. Die Energiewende sei nicht nur eine Stromwende, sondern vielmehr eine Effizienzwende.Der Minister sieht hierin eine besondere Bedeutung gerade für Architekten und Ingenieure, da bei der Steigerung der Energieeffizienz der Fokus besonders auf die energetische Sanierung des Gebäudebestands gerichtet würde. „Die 2,3 Millionen Bestandsgebäude bilden ein wahres Potential, das wir nutzen sollten.“ In qualitativ hochwertigen Sanierungen sieht er nach wie vor eine sinnvolle Investition in die Zukunft. In diesem Zusammenhang erteilte er Journalistenschelte, denn das Runterbrechen auf den einen Aspekt „rechnet es sich?“ müsste differenzierter betrachtet werden, als es in den Medien derzeit oft passiere. Bei anderen Kaufentscheidungen, wie der Metalliclackierung des neuen Autos, stünde der wirtschaftliche Aspekt keineswegs zur Debatte, so Untersteller. Förderprogramme des Bundes und des Landes stellen extrem zinsgünstige Darlehen für das energieeffiziente Bauen und Sanieren zur Verfügung, um einen Mix zwischen Fordern und Fördern zu gewährleisten. Auch die Forderungen werden neu formuliert. So befinde sich das EWärmeG des Landes Baden-Württemberg, das für Bestandsbauten gilt, in der Novellierungsphase: Geplant sei die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien von 10 auf 15 Prozent, die Ausweitung auch auf Nichtwohngebäude und die Abkehr von der Solarthermie als Ankertechnologie, so der Minister.
Auch Prof. Dr. Claudia Kemfert schätzt die Energiewende als reelle Chance für die deutsche Wirtschaft ein, durch Schaffung von Arbeitsplätzen, regionale Wertschöpfung, technologische Innovationen und Marktführung. Die Stromproduktion durch erneuerbare Energien bringt neue Herausforderungen mit sich, da Sonnenschein und Wind nicht immer gleichbleibend und berechenbar zur Verfügung stehen. Lastzentren im Süden Deutschlands und Stromüberschuss durch Windparks im Norden gelte es durch intelligente Netze, Speichertechnologie, dezentrale Anlagen und virtuelle Kraftwerke zu managen. Neben der Stromwende vermisste Kemfert allerdings eine öffentliche Diskussion über nachhaltige Mobilität, die genauso zur Energiewende dazugehöre. „Zögern können wir uns nicht leisten. Wir sind verantwortlich für das, was wir tun und auch für das, was wir nicht tun.“
90 Prozent unserer Zeit verbringen wir in geschlossenen, oft künstlich beleuchteten Räumen. In intelligenter Fassadengestaltung und innovativer, präsenzabhängig geschalteter Lichtplanung schlummern laut Prof. Mathias Wambsganß ein nicht zu vernachlässigendes Energieeinsparpotential. Studien belegen, dass Menschen mit Tageslichtarbeitsplätzen zudem einen geringeren Krankenstand haben. Da es sich bei 85 Prozent der Kosten in Firmen um Personalkosten handele, seien die gesundheitlichen Belange der Mitarbeiter ein nicht zu vernachlässigender Aspekt. Schon in der Gebäudeentwurfsphase entscheiden die Geometrie und die Fensterformate über Kosten in der Nutzungsphase sowie eventuell über eine verpasste Chance zur energieeffizienten und gesundheitsfördernden Gestaltung, gibt Wambsganßzu bedenken.
Dem Thema „Graue Energie in der Entwicklung des Gebäudebestands“ nahm sich Prof. Dr. Susanne Kytzia an. Nachhaltiges Planen und Bauen zieht auch die Energie für das Herstellen von Baustoffen und den Transport zur Baustelle, die sogenannte Graue Energie, mit ins Kalkül. Deshalb bietet die Weiterentwicklung von Bestandsgebäuden Vorteile, Ressourcen und Energie zu schonen. Für den Neubaubereich müssten Materialien effizienter hergestelltund nach regionalem Kontext ausgewählt werden. Auch rät Kytzia eher Low-Tech-Lösungen in der Gebäudetechnik einzubauen, da dort teilweise sehr viel graue Energie benötigt wird. Auch eine gute Trennbarkeit von Baustoffen und Bauteilen böte eine bessere Wiederverwendbarkeit am Lebensende eines Bauwerks.
Innovatives zur Energiewende haben sich die Macher der Internationalen Bauausstellung IBA in Hamburg auf die Fahne geschrieben. Dafür wurden vorbildliche Lösungen gesucht. Mit dem Klimaschutzkonzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“ will die IBA Hamburg eine schrittweise Umstellung auf eine regenerative Energieversorgung der Elbinseln erreichen. Dafür wurden unter anderem Bestandswohnsiedlungen zum Neubaustandard saniert. Auf der ehemaligen Deponie Georgswerder entstanden eine Windenergie- sowie eine große Photovoltaikanlage. Der ehemalige Flakbunker wird mit Sonnenkollektoren zum „Energiebunker“. Durch intensive Informationen und Beratungen vor Ort konnten die Bewohner des Stadtteils für das Thema gewonnen werden, berichtete Simona Weisleder, Projektkoordinatorin der IBA. Da sämtliche Fördermittelregister gezogen wurden, belaufen sich die klimaneutralen Mieterhöhungen mit 19 Cent pro Quadratmeter auf einem sehr sozialverträglichen Niveau. Während die IBA nur bis Oktober 2013 dauert, ist das Szenario in Wilhelmsburg bis 2050 geplant – bis dahin soll Klimaneutralität erreicht sein.
Martin Görig berichtete darüber hinaus von einem weiteren Projekt im Rahmen der IBA: Für die energetische Sanierung eines denkmalgeschützten Mehrfamilienhauses mit Backsteinfassade im Stadtteil Veddel galt es, ein innovatives Konzept zur Erhaltung der Bausubstanz zu finden und dennoch energieeffiziente Maßnahmen durchzuführen. Mit dem Austausch der Fenster, der Erneuerung des Daches, Dämmung der Kellerdecke und der Gartenfassade sowie solarunterstützte Warmwasserversorgung konnten rechnerisch 76 Prozent, tatsächlich aber nur 60 Prozent der Energie eingespart werden. „Der größte Unsicherheitsfaktor ist der Mensch, da es unterschiedliche Nutzergewohnheiten gibt“, resümierte Görig.
Wie werden wir zukünftig arbeiten? Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus? Fünfzig Frühbucher der Auftakt-Veranstaltung hatten am Vormittag Gelegenheit bei einer Führung das Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE des Fraunhofer Instituts IOA auf dem Vaihinger Campus kennenzulernen und Einblicke in zukünftige Arbeitsformen zu bekommen. Ben van Berkels UN-Studio verlieh diesem Inhalt eine passende Hülle mit futuristisch anmutender Architektur, die innen mit zukunftsweisenden Laboren und innovativen Arbeitswelten ausgestattet ist.
Das von der DGNB mit dem Gütesiegel für nachhaltiges Bauen in Gold zertifizierte Gebäude hat ein innovatives Energiekonzept. Es basiert auf Geothermie, die im Sommer Kälte und im Winter Wärme liefert. Der Tank der Sprinkleranlage dient als Energiespeicher für Abwärme aus den Rechnerräumen. Luftgefüllte Kunststoffkugeln, die in die Hohlkörperdecken eingebettet sind, vermindern den Materialeinsatz, machen die Decken leicht zugunsten höherer Spannweiten – ohne die Tragfähigkeit einzubüßen. Mittels Mess- und Monitoring-Systeme werden die verschiedenen Maßnahmen während der Nutzung kontrolliert und die Werte analysiert.Und wie sieht nun die Arbeitswelt von morgen aus? Die Arbeitstische müssen größer werden, denn „zukünftig stehen drei Bildschirme an jedem Arbeitsplatz – das steigert die Arbeitsproduktivität um 35 Prozent“, berichtete Stefan Rief in seiner Einführung. Nachhaltiges Leben und Arbeiten setzt shared used voraus,das bedeutet, dass Dinge nicht mehr von Einzelnen besessen werden, sondern gemeinschaftlich genutzt werden. So gibt es im ZVE Arbeitsplätze, die jeden Tag von anderen Mitarbeitern genutzt werden können. Mit einem Rollcontainer mit persönlichem Arbeitsmaterial lässt sich tagtäglich ein neuer Arbeitsplatz ansteuern. Die Arbeitshöhe am Tisch und Stuhl ist für jeden Mitarbeiter gespeichert und lässt sich an jedem Arbeitsplatz automatisch auf die gewünschte Sitz- oder Stehhöhe einstellen. Zudem bieten informelle Rückzugsorte oder auch Launch-Möbel flexibles Arbeiten und Platz für Besprechungen.
Weitere Fachseminare zum Thema:
Energie, aber wie? Regionale Energiewende – Beraten, Planen, Umsetzen
finden statt am11. Juni in Buchen (Stadthalle)10. Juli in Weingarten (Park Hotel)12. November in Sindelfingen (Stadthalle)04 . Dezember in Offenburg (Messe)Informationen dazu unterwww.akbw.de/veranstaltungen
Um gegenüber Bauherren eine besondere Kompetenz und Schwerpunktbildung zu kommunizieren, haben Mitglieder der Architektenkammer Baden-Württembergdie Möglichkeit, sich in unterschiedliche Fachlisten einzutragen: Brandschutz, Denkmalschutz, Energieeffizienz, Sachverständigenwesen, Fachpreisrichter und Wettbewerbsbetreuer.