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Um künftig in kleinerer Gruppe effektiver zu arbeiten, ohne die Präsenz in der Fläche zu verlieren, hat sich der Ausschuss Vergabe und Wettbewerb eine neue Struktur gegeben.
Die aktuelle zehnköpfige Kerntruppe tritt an die Stelle des ehemals 28 Personen umfassenden Gremiums. Diese neue Strategiegruppe bearbeitet übergeordnete Themen. Zu ihren Grundaufgaben zählt, die Wettbewerbskultur zu fördern, langfristige Strategien zu entwickeln, Stellungnahmen zu Wettbewerbsthemen zu erarbeiten, die Fachlisten zu betreuen und Öffentlichkeitarbeit zu betreiben. Neu hinzugekommen sind vier Regionalgruppen, deren Mitglieder im Land verteilt sind, um das Wettbewerbswesen vor Ort zu stärken.
Diese geänderten Strukturen stellte Dr. Fred Gresens, Vorsitzender der Strategiegruppe Vergabe und Wettbewerb (SVW), vor. Zu den Arbeitserfolgen der letzten Monaten gehöre, dass nun der Aspekt 'Gestaltung' Teil des DGNB-Zertifizierungsverfahrens wird: Auf Vorschlag der SVW habe die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen Kriterien wie 'Einbindung in die Umgebung', 'Angemessenheit' und 'architektonische Qualität' aus dem Wettbewerbswesen übernommen.
Darüber hinaus verwies Gresens auf die Überarbeitung des VOF-Leitfadens sowie auf die neu erstellte Übersicht der Vergabearten. Und schließlich teilte er mit, dass der nächste Preisrichtertag im Rahmen des großen Architektenkongresses stattfindet - ein Format, das am 6. April 2016 seine Premiere feiert.
Ein Hauptaugenmerk der neuen Strategiegruppe galt den Wahlprüfsteinen. Uli Schwille gab dazu seine Gedanken wieder. Bei der Podiumsdiskussion am Vortag seien ihm die Fragen auf der Zunge gelegen: "Wisst ihr eigentlich, wie unser Land entstanden ist? Glaubt ihr, dass ihr mit ein paar Änderungen der Förderrichtlinien die Baukultur für die Zukunft sichern könnt?" Diesen Punkt ins Bewusstsein von Politik und Öffentlichkeit zu rücken, legte er den Delegierten wärmstens ans Herz.
Auch um dem Nachwuchs in die Selbständigkeit zu verhelfen, sollten Planungswettbewerbe im öffentlichen Bereich grundsätzlich als Regelvergabeverfahren festgeschrieben sein. Der stellvertretende Vorsitzende der SVW erinnerte an Projekte wie den Olympiapark oder den Berliner Flughafen Tegel und die damalige Aufbruchstimmung, die von den jungen Kollegen ausging. Heutzutage laufe es leider allzu oft nach dem Schema: Bewerbungsverfahren mit anspruchsvollsten Zugangskriterien. Danach werde aus dem immer selben Kreis etablierter Büros eines ausgesucht - ohne Chance für Newcomer.
Wie existentiell es sei, dass die Vergabe von Planungs- und Bauleistungen unabhängig voneinander zu erfolgen habe, sprach Schwille als weiteren Punkt an. Eigentlich handele es sich hier um eine Selbstverständlichkeit, gleichwohl stelle es inzwischen fast die Ausnahme dar. "Es droht die Gefahr, dass wir unsere Selbständigkeit verlieren und zu Handlangern der Bauindustrie werden", warnte der Reutlinger Architekt.
Zum Stichwort "Reduzierung der Anforderungspotenziale" nannte er als Beispiel für künftige Zugangsvoraussetzungen, dass ein Bewerber nicht innerhalb der letzten fünf Jahre ein Rathaus gebaut haben muss, sondern einfach irgendwann. Abschließend widmete sich Schwille abermals dem Nachwuchs: Nachdem die meisten Wettbewerbe in Wirklichkeit Mehrfachbeauftragungen seien, fordere die Kammer die Auslober auf, standardmäßig wenigstens ein junges Büro einzuladen.
Derzeit läuft die Umsetzung der EU-Vergaberichtlinie in nationales Vergaberecht. In diesem Kontext sehen sich die baden-württembergischen Architekten und ihre Kammer oftmals als "gallisches Dorf". Der Justiziar verwies darauf, dass die Bundesarchitektenkammer und damit auch die Länderkammern intensiv am Thema dran sind. Darüber hinaus habe man sich mit weiteren Verbänden zu erfolgreichen Bündnissen zusammengeschlossen.
Aus seiner persönlichen Erfahrung berichtete ein Wettbewerbsberater im Nordschwarzwald: Für Mehrfachbeauftragungen hätten sie immer einen Topf mit jungen Büros. Die Bürgermeister und Kommunen seien sehr auf Beratung angewiesen, ohnehin müsse die Öffentlichkeitsarbeit in diesem Bereich extrem verstärkt werden. "Denn der Blick nach innen ist zwar gut, aber wir beauftragen uns ja schließlich nicht selbst."
Die zahlreichen Wortmeldungen spiegelten wider, wie sehr das Thema den Delegierten am Herzen liegt. "Es wird immer auf den falschen Sack geschlagen", beklagte sich ein Vertreter der öffentlichen Hand. Er empfahl stattdessen, die privaten Bauherren stärker ins Visier zu nehmen. Die öffentlichen Auftraggeber würden vergleichsweise viele Wettbewerbe ausloben. Hier verwies Gresens auf den Geschäftsbericht: Zwar sei ein Anstieg der Auslobungen zu verzeichnen, gleichwohl läge die Anzahl immer noch bei rund der Hälfte des Wertes von 1990.
Fotos: Felix Kästle
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