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Dass sich die Interessen von Bundesminister Cem Özdemir an vielen Stellen mit denjenigen der Architektenkammer überschneiden, zeigte sich beim diesjährigen Sommerlichen Empfang
„Heute, im Jahr 2024, ist das Wohnen wieder die zentrale soziale Frage unserer Zeit“, so Cem Özdemir. Als Gastredner beim traditionellen Sommerlichen Empfang der AKBW am 1. Juli 2024 erinnerte er einerseits an die großen Impulse, die vor einem Jahrhundert vom Bauhaus ausgingen, andererseits aber auch an seine ganz persönliche Geschichte: frisch aus der Türkei zugezogen, musste sich seine Familie zunächst mit einer Toilette im Garten begnügen, in der nächsten Unterkunft war sie immerhin auf dem Treppenabsatz, und erst nach dem dritten Umzug befand sie sich dann innerhalb der eigenen vier Wände. Als „Akt der Beheimatung“, knüpften sich ans Thema Wohnen ganz wesentliche Kriterien des Daseins, hielt der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft fest. Umso schlimmer, wenn die heranwachsende Generation nahezu keine Chance hätte, jemals selbst zu Wohneigentum zu kommen. Özdemirs Einschätzung: „Es ist etwas verrutscht in unserem Land.“ Das derzeitige System des Wohnungsbaus sei nahezu ausschließlich marktgetrieben, eine „Schubumkehr im System“ deshalb nötig – auch zur Stabilisierung der Demokratie. Als Ursachen machte er eine Mischung aus gestiegenen Zinsen, Baukosten und Rentabilität fest, aber auch Fachkräftemangel und Material-Engpässe sowie aufeinanderstoßende Interessen, etwa bei der Nutzung von Flächen.
Wie Baden-Württemberg mit den Flächenkonkurrenzen umgehe, sei „zentral für die künftige Entwicklung des Landes“, sagte AKBW-Präsident Markus Müller. Er erinnerte die Anwesenden daran, dass die hiesige Einwohnerzahl seit der Jahrtausendwende um knapp 700.000 Menschen gestiegen sei und laut Prognose des Bundesministeriums für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) noch weiter steigen werde. „Arithmetische Rechenmodelle“ wären jedoch nicht geeignet, die Zielkonflikte zu lösen, sondern nur „örtlich konkretisierte und fachlich fundierte Planungsprozesse in den betroffenen Kommunen.“ Denn es seien viele alternative Szenarien denkbar. Der AKBW-Präsident hielt fest: „Es ist richtig, dass das Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen den Prozess zur Neuaufstellung des Landesentwicklungsplans nicht nur als verwaltungstechnischen Vorgang angeht, wie das andere Bundesländer praktizieren, sondern das Wagnis eingeht, eine vergleichsweise offene Debatte zuzulassen.“ Gar nicht einverstanden zeigte sich Müller hingegen damit, dass Baden-Württemberg als das Land mit der größten Wohnungsnot am wenigsten Geld den Bundesmitteln zuschieße. Sein Kommentar: „Das ist schlicht unwürdig.“
So zählten zu den drei Kernforderungen, die der AKBW-Präsident dem Bundesminister mit nach Berlin gab, auch stabile Rahmenbedingungen in Regulatorik und Förderlandschaft. „Denn sinnvolle Planungsprozesse brauchen Verlässlichkeit und Berechenbarkeit.“ Es gehe nicht, dass für beantragte Förderungen quasi über Nacht keine Mittel mehr da seien. Einen langfristigen Ansatz zu verfolgen und im Vorfeld mit den Betroffenen zu diskutieren, forderte Müller auch für die Klimaschutzpolitik des Bundes im Gebäudesektor. Ebenso wie die Anwendbarkeit innovativer Neuregelungen auch auf alte Bebauungspläne. Außerdem forderte der Kammerpräsident den Bundesminister auf, seinen Kollegen vom Justizministerium, Marco Buschmann, sowie seine Fraktions-Mitglieder zu ermutigen, noch vor der parlamentarischen Sommerpause einen Regierungsentwurf zur Umsetzung des Gebäudetyp-e ins Parlament einzubringen. Hier zeigte sich Cem Özdemir – auf Rückfrage von Gabriele Renz, die den anschließenden Talk moderierte – durchaus zuversichtlich.
Zuständig für den ländlichen Raum, liege ihm Holz als klimafreundliches Baumaterial ganz besonders am Herzen; die baden-württembergische Holzbauoffensive bewertete der Bundesminister als führend in Deutschland. Er selbst habe „das Thema auch in der Bundesregierung vorangetrieben.“ Markus Müller verwies auf „zwischenzeitlich zahlreiche hervorragend umgesetzte Beispiele im Land“ und ergänzte: „Auf unsere Expertise dürfen Sie jederzeit gerne zurückgreifen.“
Gastredner beim diesjährigen Sommerlichen Empfang der Architektenkammer Baden-Württemberg war Cem Özdemir. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft ist auch für Holz zuständig. Aber nicht nur im Bereich der Holzbauinitiative gibt es viele Überschneidungspunkte mit den Belangen der AKBW.