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Ein Symposion der Architektenkammer in Zusammenarbeit mit Urbalyon und der Société Publique Locale d'Aménagement Lyon Confluence am 9. Oktober 2012
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Regelmäßig wie ein Wiedergänger taucht das Thema "Stadt am Fluss" in Stuttgarter Debatten zur Stadtentwicklung auf, aber bis heute zeigt sich der Neckar als Barriere im Stadtgefüge und nicht als identitätsstiftende Mitte.
Mit einer Vielzahl einzelner Projekte verändert sich die Stadt auf beiden Seiten des Flusses grundlegend. Über eine städtebauliche Konzeption, die alle diese Maßnahmen in einen Gesamtzusammenhang stellen würde, wurde jedoch bisher kaum ernsthaft diskutiert. Die aktuellen politischen Entwicklungen und das gestiegene öffentliche Bewusstsein für Fragen der Stadtentwicklung lassen uns heute auf mehr Offenheit hoffen. Vielleicht gelingt es doch noch rechtzeitig, eine Vision von der Zukunft des Neckartals als zentralem Identifikationsort zu entwickeln.
In vielen europäischen Städten wird das Potential der Flussufer für die urbane Entwicklung längst mit ambitionierten Programmen genutzt. Lyon, das in Größe, wirtschaftlicher und politischer Bedeutung viel Ähnlichkeit mit Stuttgart aufweist, bietet hierfür ein gutes Beispiel. Der Vergleich beider Städte und ihrer aktuellen Entwicklung sollte uns Ansporn sein, die Wiedergewinnung der Flussufer in Stuttgart mutiger und ambitionierter als bisher anzugehen.
Peter Zlonicky, der Doyen der Stadtplanung in Deutschland, zeigte in seinem Einführungsvortrag, dass das Thema auch in Deutschland keineswegs neu ist und was unter teilweise viel schwierigeren Umständen anderorts schon verwirklicht wurde.
Beim "Blick auf Stuttgart" zeigte Hermann-Lambert Oedinger, Leiter der Abteilung Stadtentwicklung beim Stadtplanungsamt Stuttgart den derzeitigen Stand der offiziellen Planungen für den Neckarraum auf und erinnerte an etliche Studien zum Thema, die in der Vergangenheit diskutiert wurden.
Wolfgang Maier gab anschließend einen Überblick über die beeindruckende Reihe von Einzelprojekten zum „Landschaftspark Neckar“ in Stuttgart.
Achim Söding vom Büro Auer, Weber + Partner erinnerte an die Konzepte zur Olympiabewerbung 2012, die im Falle eines Zuschlags heute realisiert wären. Der punktuelle Vergleich mit dem, was dort inzwischen realisiert oder geplant wird, führte vor Augen, dass Vorsicht und Pragmatismus die Stadt nicht unbedingt voranbringen.
Thomas Herrmann zeigte in seinen mit der Kammergruppe Stuttgart Ost entwickelten „Überlegungen und Träumen“ haarsträubende Defizite auf, aber auch die Qualitäten und Chancen, die der Neckarraum für die künftige Entwicklung von Stuttgart bereithält.
Ein vertiefter "Blick auf Lyon" öffnete nach der Pause die europäische Perspektive: Damien Saulnier von der regionalen Planungsagentur Urbalyon“ zeigte, wie mit dem „Plan Fleuve“ die Flüsse Rhone und Saone in mehreren Schritten konsequent für die Stadtentwicklung der gesamten Region zurückgewonnen wurden: Waren es zunächst punktuelle Einzelprojekte, ging es im zweiten Schritt um die durchgehende Qualität und Zugänglichkeit der Flussufer, bis im aktuellen dritten Schritt großflächige Entwicklungsmaßnahmen realisiert werden und in Zukunft die übergeordneten Zusammenhänge der Gesamtregion ins Blickfeld kommen.
Sylvie Josse, Projektleiterin von "Lyon Confluence", zeigte anschließend Grundlagen, Ziele und die eindrucksvolle Realisation des ambitioniertesten Projektes innerhalb eines Gesamtprozesses, mit dem sich der Großraum Lyon in die Spitze der internationalen Entwicklung vorgearbeitet hat.
Zum Abschluss warnte Tilman Latz, international gefragter Landschaftsarchitekt, vor geglätteten, harmonisierenden Stadtvorstellungen und falschen landschaftlichen Idyllen. Vor dem Hintergrund vieler erfolgreicher Projekte plädierte er dafür, die Realität der heutigen Stadtlandschaft mit all ihren Brüchen ernst zu nehmen, zugänglich und für die künftige Entwicklung nutzbar zu machen.
Während der ganzen Veranstaltung hatten die Besucher Gelegenheit, eigene Überlegungen zu Papier zu bringen. Von Johannes Mader vorgestellt wurde auch dieses Stimmungsbild zu einem Plädoyer für mehr Mut, in größeren Zusammenhängen zu denken und alte Tabus in Frage zu stellen.
Dipl.-Ing. Thomas Herrmann, Freier Architekt