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Foto: HGEsch Photography
Rotebühlplatz 2070173 Stuttgart-Mitte
Die Calwer Passage liegt am geografischen Mittelpunkt der Landeshauptstadt Stuttgart. Für ihre Neugestaltung wurden die oberen Bereiche eines Gebäudes aus den 1970er Jahren durch einen bis zu siebengeschossigen intensiv begrünten Neubau ersetzt. Die Untergeschosse blieben zum Teil erhalten. Das denkmalgeschützte Glasgewölbe der Passage zum Calwer Platz hin wurde in den Neubaukomplex integriert. Im Erdgeschoss befinden sich Ladenflächen und Gastronomie, die Untergeschosse bilden einen Teil der S-Bahn Haltestelle Stadtmitte. In den Obergeschossen liegen Wohnungen und Büroflächen.
Durch die Begrünung von Fassaden und Dächern wurde ein hochwertiger Stadtraum mit einem natürlichen, gesunden Klima geschaffen. Bei Starkregen fungieren Begrünung und Substrataufbau als Zwischenspeicher für Wassermassen. Darüber hinaus können die Pflanzen auch lokale Feinstaub-konzentrationen reduzieren und der ansonsten zu beobachtenden sommerlichen Überhitzung von stark bebautem Gebiet (der sogenannte „Urban Heat Island“-Effekt) entgegenwirken. Das Mikroklima vor Ort wird so entscheidend verbessert.
Über 82 Bäume bilden eine vielfältige, reiche Dachlandschaft mit jeweils ganz eigener Charakteristik auf den einzelnen Etagen. Dazu werden die Fassaden des Wohn- und Geschäftshauses entsprechend einem fein austarierten System mit Rank- und Hängepflanzen dicht begrünt. Silhouette-prägend und von Weitem sichtbar ist der Dachwald im siebenten Obergeschoss. Im sechsten Obergeschoss lädt eine weitläufige Hügellandschaft mit Bäumen, Terrassen und Kräuterwiese zum Entspannen und Tagträumen ein, dazu im Innenhof des ersten Obergeschosses ein Garten mit Beeten, etwas niedrigeren Bäumen und Sträuchern.
Für die Fassadenbegrünung wurden 2.000 Pflanzgefäße – 1.700 laufende Meter – in einer Konstruktion vor der Fassade eingesetzt. Zwischen die Geschossebenen gespannte Stahlseile und Netze dienen als Rank- und Kletterhilfen: ein reiches Arrangement, teils über die Gefäße hängender, teils in die Höhe wachsender Pflanzen. So entsteht eine in horizontaler und vertikaler Dimension sowie in der Dichte differenzierte Bepflanzung – moderat vor den Büros, um das einfallende Licht nicht zu beeinträchtigen, dafür umso dichter vor den Treppenhäusern. Für die Nutzer entsteht ein positives, inspirierendes und gesundes Arbeits- und Wohnumfeld, das Lärm und Hitze abschirmt und hochwertiges Grün bietet.
DenkmalschutzDie Calwer Passage ist 1978 als neues Büro- und Geschäftshaus der Allgemeinen Rentenanstalt mit dem damals modernsten Einkaufszentrum Deutschlands eröffnet worden. Ein städtebauliches Prestigeprojekt im Rahmen der 1991 vollendeten Umwandlung der Calwer Straße in eine Fußgängerzone mit Anschluss an die S-Bahn. Die bereits unter Denkmalschutz stehende benachbarte Gruppe mittelalterlicher Giebeldachhäuser ist zudem in ihrer Ensemblewirkung erhalten und einer modernen Nutzung zugeführt worden.
Die denkmalgeschützte Calwer Passage wurde in ihrer Struktur beibehalten und bietet auch in Zukunft als Areal mit ca. 20 kleinteiligen Ladengeschäften dem inhabergeführten Einzelhandel Chancen in bester Innenstadtlage. Die Fassade mit hohem Anteil an horizontaler und vertikaler Begrünung bringt neben dem besonderen optischen Erscheinungsbild auch energetische und ökologischer Vorteile. Die Idee der Aufwertung der Innenstadt - bereits Teil des Konzepts von Walter Belz und Hans Kammerer - wird somit fortgeführt und darüber hinaus weiterentwickelt.
Architektonisch unverwechselbar, leistet das Pionierprojekt an diesem Verkehrsknotenpunkt einen Beitrag zur Artenvielfalt, Lärmreduzierung, Feinstaub-bindung, Regenwasserrückhaltung und Kühlwirkung und setzt die Prämisse der denkmalgeschützten Calwer Passage fort als Beitrag zur Schönheit und Lebensfähigkeit der Stadt.
Landschaftsarchitektur:Im Zuge der Erstellung des Neubaus und der Abdichtungsarbeiten Bestandstiefgarage und U-Bahn-Passage wurde der Calwer Platz komplett beräumt und mit einem Granitpflaster in gebundener Bauweise (Passé-Verband) neu belegt. Die Lederhülsenbäume wurden als große Solitäre in Unterflurbaumquartieren neu gepflanzt und schaffen in Verbindung mit der üppigen Fassadenbegrünung und einer neuen Lichtgestaltung eine hohe Aufenthaltsqualität.
Die Gehwegräume zum Rotebühlplatz und zur Theodor-Straße wurden neu geordnet, weit und durchgängig gestaltet, um den neuen Boulevardtypus bis zum Rotebühlplatz fortzuführen. Die Fassung der großen Platanen in kreisförmigen Baumbeeten stärken diesen Charakter und wirken raumbildend für den Hauptzugang des Bürogebäudes und die Außengastronomie.
Die Dachterrasse über der denkmalgeschützten Calwer Passage wurde als üppig begrünter Innenhof wiederhergestellt und über eine Terrasse an den Neubau angebunden.
Fassadenpflanzen:Die Wahl der Pflanzen für die Calwer Passage folgt dem Leitbild eines fassadengebundenen Systemsmit ganzjährig aktiver Vegetation. Die Pflanzen wachsen in Pflanzgefäßen vor den Fensterbrüstungen in mit den Jahreszeiten sich verändernden Bändern um das Gebäude. Vertikal verbinden Kletterpflanzen die Geschosse.
Die Pflanzen wurden jeweils entsprechend ihres Wuchsorts an Fassade oder Dach und den dortigenspezifischen Bedingungen ausgewählt. Durch die große Artenvielfalt entsteht ein vitales und wechsel-volles Erscheinungsbild. Unterschiedliches Laub, Fruchtansätze sowie Blütenformen und -farben sorgen das ganze Jahr über für abwechslungsreiche Formen und Farben.
Eine Besonderheit sind die fast 40 großen Bäume, die auf und um das Gebäude gepflanzt werden. Elf davon – darunter Schwarzkiefern, Stieleichen, Schwedische Mehlbeeren und Hainbuchen – bil¬den einen kleinen Mischwald auf dem Dach der Calwer Passage.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.