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Eines der Aushängeschilder der Stadt Nagold ist der Platanenkubus, der im Rahmen der Landesgartenschau im Januar fertiggestellt wurde. Ferdinand Ludwig und Daniel Schönle ist es gelungen, das bislang größte baubotanische Projekt zu planen und in die Tat umzusetzen. Mit einer Dimension von 10 x 10 x 10 Metern, einem lebenden, pflanzlichen Tragwerk und drei Plattformen, die der Besucher über Treppen betreten kann, greift dieses Bauwerk in hervorragender Weise die Entwurfsidee „Grüne Urbanität“ der Landesgartenschau auf, die der Landschaftsarchitekt Stefan Fromm konzipiert hat. Der Platanenkubus ist ein Meilenstein im Umgang mit dem Baustoff Holz.
Die Baubotanik steht für den Ansatz, mit lebenden Pflanzen zu konstruieren. Das Bauwerk entsteht aufgrund von zwei wichtigen Aspekten: Das technische Fügen und pflanzliche Wachsen. Dazu werden lebende und nicht-lebende Konstruktionselemente miteinander verbunden und verwachsen zu einem pflanzlich- technischen Verbund. So werden sie gleichzeitig zu einer kunstvollen baulichen Struktur und einem lebenden Gesamtorganismus zusammengefasst.
Direkt nach der Fertigstellung trägt in Nagold eine Stützstruktur aus Stahl die begehbaren Ebenen sowie Pflanzbehälter, die die noch jungen und schwachen Einzelpflanzen lokal mit Wasser und Nährstoffen versorgen. Zu diesem Zeitpunkt besteht aber bereits ein von den Pflanzen gesäumter, nach oben offener Raum. Allmählich verwachsen die pflanzlichen Individuen so miteinander, dass die baubotanische Konstruktion aus lebenden Stämmen eine Eigenstabilität erreicht und eine Baumkrone ausbildet. Die Konstruktion ist redundant aufgebaut, verbleibende Pflanzen können absterbende ersetzen. An den Verbindungsstellen, dort wo sich die Stämme kreuzen, verwachsen die Pflanzen bereits nach kurzer Zeit. Bis allerdings alle vertikalen Stahlelemente und Pflanzbehälter komplett entfernt werden können, wird es 20 Jahren dauern. In dieser Zeit entsteht eine primär tragende Struktur aus lebendem Holz.
Die Bauwerke der Baubotaniker werden keine städtischen Grünräume im herkömmlichen Sinn sein. Der Platanenkubus in Nagold wird nicht die Erweiterung eines Parks, sondern Teil einer hochbaulichen Struktur sein. Er wird sich in eine Reihe von Stadthäusern einfügen und dort die Funktion eines grünen Hauses übernehmen, das unterschiedlichen Nutzungen zur Verfügung steht. Kleine Konzerte, Theateraufführungen oder Stadtteilfeste können dort stattfinden. Die Baumkrone als zugänglich gemachter, sinnlicher Naturraum, davon sind Ferdinand Ludwig und Daniel Schönle begeistert. Blätter rauschen, Schatten tanzen und die angenehme Kühle an einem heißen Sommertag. Schon in der Vergangenheit gab es Ansätze, diesen Raum zu erschließen. Ein Beispiel sind die Skizzen von Arthur Wiechula, die um 1920 entstanden. Die Visionen des deutschen Landschaftsarchitekten blieben allerdings Theorie. Als Vorläufer können die sogenannten Tanzlinden gelten, die im Mittelalter in Europa weitverbreitet waren. Ein Pavillon mitten im Baum, getragen von Ästen einer Linde, war Versammlungsplatz für die dörfliche Gemeinschaft. Mit dem Platanenkubus verwirklichen die beiden Architekten eine lang gehegte Vision. Ein konstruierter Baum, ein Würfel, der seine Gestalt im Laufe der Jahre immer wieder verändern wird und in sich Eigenschaften vereint, die in Wäldern zu erleben sind. In Nagold ist ein einzigartiger Naturraum entstanden, der von allen genutzt werden kann. Er ist eine Reise wert.