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„Was vielleicht nicht alle unsere Gäste wissen: Sie sind in der grün-roten Landesregierung nicht nur für Verkehr und Infrastruktur, sondern auch für Baukultur zuständig,“ begrüßte Präsident Wolfgang Riehle den Gastredner Minister Winfried Hermann beim diesjährigen Sommerlichen Empfang. Trotz widrigen Wetters waren rund 500 Vertreter aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur zum Haus der Architekten gekommen, um sich im Garten bei prasselndem Regen gemütlich unter einem großen Zeltdach zusammenzufinden.
Als besonders begrüßenswert hob Riehle die Pläne des Ministeriums hervor, einen Landespreis für Baukultur auszuloben, „wobei wir nicht so vermessen sind zu glauben, Baukultur sei allein ein Werk der Architektinnen und Architekten. Zunächst braucht es dazu vor allem Bauherren, die den Wert von Baukultur erkennen.“ Riehle zitierte aus dem Koalitionsvertrag, in dem die Regierungsparteien ihren Willen erklärt hatten, Architektenwettbewerbe zu stärken. Aber auch wenn das Land nicht Bauherr, sondern lediglich Zuwendungsgeber sei, könne er sich vorstellen, die Zuwendung konsequenter als bislang mit Bedingungen zu verbinden: die Pflicht einen Wettbewerb auszuloben oder zumindest ein geregeltes konkurrierendes Verfahren durchzuführen.
Liebend gern nehme er seine Zuständigkeit für die Baukultur wahr, versicherte Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen). Ohnehin verbänden ihn mit dem Haus der Architekten beste Erinnerungen, hätte der Ort doch den Rahmen für äußerst erfolgreich verlaufende Koalitionsverhandlungen geboten. Die kürzlich geschaffene Stelle eines Referenten für Baukultur werde er in jedem Fall beibehalten und gegebenenfalls die notwendigen Mittel von 200.000 Euro an anderer Stelle einsparen.
Einen Hauptteil seiner Aufgaben sieht der Minister im Erhalt des Infrastrukturnetzes und der Bestandssanierung. Er zeigte sich als Verfechter von Nachhaltigkeit in der ganzen Bandbreite ihrer Bedeutung – zu deren öffentlicher Debatte die Architektenkammer im Übrigen wichtige Beiträge leiste. So wird sich Hermann für „grüne Wege durch die Stadt“ einsetzen, damit sich Fußgänger und Radfahrer langfristig sicher und wohl fühlen. Er wolle die Qualität des öffentlichen Raums ins Zentrum rücken und Bausünden der 60er und 70er Jahre ungeschehen machen. Dabei zähle er auf eine enge Zusammenarbeit mit den Stadtplanern.
Die Energiewende sei das zentrale politische, aber auch gesellschaftliche Thema unserer Generation, betonte Riehle und hielt dazu fest: „Wir sind für (!) den Ausbau von Windkraft, aber nicht an jedem Standort.“ Angesichts den weiträumigen Auswirkungen von Windkraftanlagen, bedürfe es eines ganzheitlichen Blicks auch über Gemeindegrenzen hinweg, um wertvolle Kulturlandschaften zu schonen: „Architekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner können mittels einer weitgehend objektiven und transparenten Risikoanalyse unterschiedliche Standortvarianten bewerten und mit Hilfe von Sichtfeldanalysen und Computersimulationen augenscheinlich machen.“
Minister Hermann stellte klar, dass die geplanten 1000 bis 1300 neuen Windkraftanlagen im Land selbstverständlich nicht in der Nähe von historisch bedeutsamen Stätten wie Hohenzollernburg oder Wurmlinger Kapelle errichtet werden sollten. Ohnehin sei eine Bündelung der Windräder an geeigneten Standorten erstrebenswert. Auch werde er der mancherorts aufkommenden „Goldgräberstimmung“ einen Riegel vorsetzen, damit Äcker nicht zu Spekulationsobjekten verkommen.
Vorhandene Gestaltungsspielräume müssten auch bei Anlagen zur photovoltaischen und thermischen Solarnutzung ausgeschöpft werden, so Riehle. „Wir wären deshalb sehr dankbar, sehr geehrter Herr Minister Hermann, wenn Ihr Haus bei der im Koalitionsvertrag angekündigten Überarbeitung der Landesbauordnung auch diese Aspekte berücksichtigen würde.“ Darüber hinaus erscheine die dort ebenfalls angesprochene „Sanierung (!) im Passivhausstandard“ der Architektenschaft wenig effizient: Statt übermäßig in einzelne Vorzeigeprojekte zu investieren, verwende man die vorhandenen Mittel besser in der Breite.
Einig war man sich bei der Effizienz des Aktionsbündnisses für Flächenmanagement, in dem auch die Architektenkammer Baden-Württemberg Partner ist. „Die Vorgängerregierung hat in einigen Punkten gute Arbeit geleistet“, gab Hermann unumwunden zu. Denn Wiedernutzung und qualitätvolle Weiterentwicklung von Brachen seien seine großen Themen. Dass sich die verschiedenen Förderprogramme wie Denkmalschutz oder Stadterneuerung auf unterschiedliche Ministerien verteilen, wirke insgesamt erschwerend auf die finanzielle Schlagkraft und die Wahrnehmbarkeit der Themen. „Wir sind die Abteilung für Denken und Konzepte“, so Hermanns humorvolle Umschreibung der Situation.
Wie immer um keinen Kommentar verlegen, nahm Riehle den Ball des Ministers auf: “Wir versuchen die Dinge durch eine Reihe von Jahren zu bündeln, was da auseinander läuft.“ Denn letztes Jahr war Dr. Nils Schmid, Minister für Finanzen und Wirtschaft, Festredner beim Sommerlichen Empfang. Viel Schmunzeln und Gelächter gab es allenthalben im Publikum, die Gäste konnten sich auf „die Sonne im Glas“ freuen und damit über das Fehlen einer echten, gleißenden Juli-Sonne recht gut hinwegtrösten.
"Wir sind für den Ausbau von Windkraft, jedoch nicht an jedem Standort", fasst Präsident Wolfgang Riehle die Position der Architektenkammer Baden-Württemberg zusammen. Im Interesse seriöser Untersuchungen und rechtssicherer Verfahren bedürfe es für die Umsetzung der Gesetzesnovelle eines angemessenen Zeitfensters.
Pressemitteilung vom 9. Mai 2012