Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Nachdem in den ersten drei Jahren der grün-roten Landesregierung die Minister für Finanzen, Verkehr und Umwelt als Festredner für den Sommerlichen Empfang gewonnen werden konnten, gab sich am 5. Juni 2014 Ministerpräsident Winfried Kretschmann höchstpersönlich die Ehre.
Es war somit das erste Mal, dass ein Ministerpräsident den höchsten Feiertag der Architektenkammer mit seiner Anwesenheit bereicherte. Doch schließlich war es der 15. und damit quasi ein Jubiläumsempfang und zugleich das letzte Mal, dass Wolfgang Riehle als Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg begrüßte, denn er tritt ja nicht mehr bei der Wahl im November an. Wohl auch in Vorfreude auf den ob seiner amüsanten schwäbisch-authentischen Reden geschätzten Landesvater hatten sich rund 500 Besucher zum Austausch zwischen kommunalen Bauherren, Wohnungswirtschaft und Landespolitik eingefunden und damit soviele wie noch nie zuvor.
Wolfgang Riehle begüßte den Ministerpräsidenten mit der Erinnerung an die grün-roten Koalitionsverhandlungen, die 2011 wochenlang im Haus der Architekten stattgefunden hatten und den besonderen Kontakt zur Architektenkammer begründeten, wo Kretschmann damals als „Hausherr auf Zeit" im Präsidentenzimmer residierte. Riehle blickte auf die gute Baukonjunktur der letzten Jahre zurück, woran auch die jüngst novellierte HOAI ihren Anteil habe. Für die uneingeschränkte Unterstützung der Landesregierung bei diesem Anliegen bedankte sich Riehle sehr herzlich und verwies auf drei Aktivitäten der Kammer, die im Gegenzug ihren Beitrag zur Baukultur und Qualitätssicherung leisteten. Zum Einen fördere die Kammer mit ihrer Weiterbildungsoffensive die Initiativen des Landes zur Energiewende, zum Klimaschutz und zum demografischen Wandel.
Außerdem trage das Wettbewerbswesen bei der Auffindung der besten Lösungen zum Gemeinwohl bei – ein Alleinstellungsmerkmal, das Architekten und Ingenieure von allen anderen freien Berufen unterscheide. Schließlich begleite die Kammer mit ihrem „mobilen Gestaltungsbeirat zum Ausleihen" die Kommunen und Institutionen bei der Beurteilung von Bauvorhaben mit stadtbildprägender Wirkung. In der Hoffnung auf mehr fest installierte Gestaltungsbeiräte forderte Riehle die anwesenden Bürgermeister auf, ihre positiven Erfahrungen auch an ihre Kollegen und die Landesregierung weiterzugeben. Seine Bitte an das Land, die Kommunen bei diesem Instrument der Qualitätssicherung auch finanziell zu unterstützen, fand spontanen Beifall.
Besonders begrüßte Riehle die Einrichtung eines Runden Tisches zur Initiative Baukultur in Baden-Württemberg unter Federführung des Ministeriums für Verkehr und Infrastruktur, womit eine langjährige Forderung der Architektenkammer umgesetzt werde. Zum 15. Geburtstag des Sommerlichen Empfangs wünschte er sich abschließend von Kretschmann die Unterstützung bei der Einführung der Partnerschaftsgesellschaft mit beschränkter Berufshaftung im baden-württembergischen Architektengesetz. Da der Bund kürzlich die Voraussetzung für diese zeitgemäße Gesellschaftsform geschaffen habe, liege der Ball nun im baden-württembergischen Feld.
Ministerpräsident Kretschmann griff den ersten Ball bereitwillig auf und erinnerte sich vergnügt an die Koalitionsverhandlungen bei bestem Wetter, wo – architektonisch gesprochen – der Grundstein für eine erfolgreiche Regierungsarbeit gelegt worden sei. Allerdings könne das Wetter dann doch nicht immer gut gewesen sein, denn es stünden auch manche Dinge im Koalitionsvertrag, wo er sich nach drei Jahren des Regierens frage: „Wie kam denn das da rein?" Insgesamt sei er natürlich voll zufrieden. Kretschmann berichtete, derzeit selbst Bauherr zu sein, denn er habe gerade den Grundstein für einen neuen Verwaltungsbau auf dem Gelände der Villa Reitzenstein gelegt. Die Perspektive, ein solches Projekt eng zu begleiten, vergrößere bei ihm den Respekt vor dem Berufsstand der Architekten ausdrücklich. Die hohen Ansprüche an Funktionalität, Wirtschaftlichkeit, Kosten und Energieeffizienz dokumentierten laut Kretschmann die wichtige Schnitt- und Schlüsselstelle, welche Architekten verantwortungsvoll übernehmen.
Sie könnten einen großen Beitrag zur Energiewende leisten, in Anbetracht der Tatsache, dass 40 Prozent des momentanen Gesamtenergieverbrauchs durch Gebäude verursacht wird. Diese Herausforderung mitsamt ihrem Hightech-Aspekt passe zu Baden-Württemberg und genau solchen ökologischen und sozialen Gesichtspunkten wolle die Landesregierung mit der anstehenden Novellierung der Landesbauordnung Rechnung tragen.
Ein weiteres Anliegen war dem Ministerpräsidenten die Bürgerbeteiligung, denn die Realisierung von Großprojekten werde immer öfter von Bürgerprotesten begleitet. Um eine neue Beteiligungskultur zu etablieren, regle fortan eine zum 1. März in Kraft getretene Verwaltungsvorschrift, wie sich das Land als Bauträger bei wichtigen Infrastrukturprojekten verhalten solle. Obwohl die Landesregierung niemand dazu zwingen wolle, ist Kretschmann überzeugt, dass eine frühzeitige Beteilgung die Bauprozesse verbessern und beschleunigen kann.
Riehles Wunsch zur schnellen Einführung der "Partnerschaft mbBH" für Architekten wich Kretschmann aus: er habe „als MP" bald gelernt, nicht zu schnell etwas zu sagen, ohne vorher seinen Fachminister zu befragen. Doch er bedankte sich knitz für das Lob, das Riehle „an der einen oder anderen Stelle" für ihn übrig gehabt habe. Man müsse sich in der Politik natürlich von Lob freimachen, „doch wenn es ab und zu kommt, macht das ja auch nix." Kretschmann enttäuschte die gespannt lauschenden Zuhörer nicht und erzielte trotz ernster Themen manchen Lacher. „Bauen Sie schön weiter!" war seine lockere Schlussformel, bevor er sich noch die Zeit für Fragen und Gespräche im kleinen Kreis nahm.
Als Glücksfall bezeichnete Wolfgang Riehle in seiner kurzen Antwort den völlig entspannten Dialog zwischen Landesregierung und Architektenkammer und zeigte sich ausgesprochen zufrieden, „wie Sie mit uns umgehen."
Bilder: René Müller Photographie