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Architekturland Baden-WürttembergWegweisende Bauten, aktuelle Tendenzen
Amber Sayah (Hrsg.), Belser Verlag, 2013, 160 Seiten, farbige Abbildungen, ISBN 978-3-7630-2661-6, 29,95 Euro
Nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern? Dass sich der Volksmund auch täuschen kann, davon legt "Architekturland Baden-Württemberg" beredtes Zeugnis ab. Der Band versammelt gut 30 Architekturkritiken, die in den letzten Jahren in der Stuttgarter Zeitung erschienen sind - über öffentliche, gewerbliche und auch private Bauten, jeweils sehr schön bebildert und mit Objektdaten versehen. Zusätzlich finden sich im Anhang alle erwähnten Architekten mit ihren Büroadressen aufgelistet. "Gibt es eine typisch südwestdeutsche Architektur?" fragt Amber Sayah, die Herausgeberin der Publikation und Autorin des überwiegenden Teils der Artikel, in ihrer Einführung. Nein, ein einheitlicher Regionalstil existiere seit rund 20 Jahren nicht mehr, lautet ihre Antwort. "Charakteristisch für das Land ist heute weniger wie, als vielmehr wie viel gebaut wird." Worunter sich auch viel Qualitätvolles finde.
Ob Stadtbibliothek in Ulm, Dornier-Museum in Friedrichshafen oder nationales Centrum für Tumorerkrankungen in Heidelberg: Die Vorstellungen der Bauten bewegen sich in einem eigentümlichen Wechselspiel zwischen den damals tagesaktuellen Themen und den vergleichsweise zeitlosen Werten, die architektonisch entstanden sind. Eine besondere Facette bekommt dieses Aufeinandertreffen in den unter dem Titel "Städtebauliches" subsumierten Artikeln. Während die im März 2012 formulierte Warnung Thomas Faltins, "dass ein vielleicht 550 Jahre altes Wengerterhaus im Hospitalviertel bald verschwinden wird", schon lange Stuttgarter Realität geworden ist, liefen die mahnenden Worte bei anderen Projekten nicht ins Leere: Mit beißender Ironie geißelte Sayah seinerzeit Plane, die vorsahen, in Reutlingen Teile des städtischen Verwaltungstrakts auf die grüne Wiese auszulagern, um mehr Platz für den Kommerz zu schaffen.
So wird das Buch auch zu einem Dokument baugeschichtlicher Diskussionen und gleichzeitig zu einem Appell an die Menschen, sich um Architektur und das historische Erbe ihrer Städte zu kümmern. Denn "oft sind es übrigens die Bürger, die mit ihrem Protest den Abriss noch verhindern." Unnötig zu erwähnen, dass der ein oder andere Zeitbezug den heutigen Leser wirklich nicht mehr interessiert. Ganz klar dominiert jedoch der Aspekt der Nachhaltigkeit gut geschriebener Architekturkritiken - sie sind ähnlich dauerhaft wie ihr Gegenstand selbst. Mit Stolz verwies Tim Schleider, Ressortleiter Kultur, bei der Buchvorstellung auf die Verdienste der Stuttgarter Zeitung: Es gebe nicht viele Tageszeitungen, für die es selbstverständlich sei, über Architektur zu berichten. Eine besondere Herausforderung bestünde darin, die Debatte für eine breite Leserschaft zu führen. Gleichwohl wolle man dies auch in Zukunft leisten.