Veranstaltungsort für Tagungen, Seminare, Produktpräsentationen oder Pressekonferenzen.
Informationen für private und gewerbliche Bauherrinnen und Bauherren, Städte und Kommunen.
Mit den Wahlen von Präsident, Vizepräsidenten sowie den Vertretern der Fachrichtungen und der baugewerblich tätigen Architektinnen und Architekten endeten die Kammerwahlen 2010.
In seiner Bewerbungsrede entwarf Präsident Wolfgang Riehle seine Vision der künftigen Kompetenz von Architekten, die an der „Tatsache“ orientiert „dass es uns allen erst wieder besser gehen wird, wenn es uns gelingt, ein deutlich größeres Stück vom Kuchen ‚Planen und Bauen‘ für uns abzuschneiden.“ Voraussetzung hierfür sei ein breites Leistungsangebot. „Unerheblich“ müsse dabei „das Schubladendenken“ nach Fachrichtungen und Tätigkeitsarten werden, nötig dagegen sei, „uns vielmehr daran zu orientieren, was der Markt von uns erwartet – oder noch selbstbewusster: was wir vom Markt wollen“, um Aufträge vermehrt „selbst zu generieren“. Für zwingend hält Riehle die interdisziplinäre Zusammenarbeit über die Ebene der „Fachingenieure“ hinaus. Er wünsche sich „ein Klima der Vernetzung“.
Als konkrete Herausforderungen nannte Riehle veränderte Modalitäten der Kammerwahl, um die Beteiligung zu stärken. Die Verjüngung der Gremien sowie mehr Frauen darin, sei dabei eine zentrale Aufgabe. Als „nicht mehr haltbar“ bezeichnete er es, dass es eine Altersbeschränkung für Berufungsämter gibt, während dies für Wahlämter nicht gelte. Eine einheitliche Regelung sei geboten. Allerdings: Bei allen wünschenswerten Zielen und Überprüfungen, auch der Kammerstruktur, warnte Riehle davor, „das Aktivitäten-Schwungrad immer schneller zu drehen“. Eine „Aufblähung unseres Apparats“ lehnte er ab. Nachhaltigkeit müsse auch in der Kammerarbeit oberstes Prinzip werden.
„Ich bin ein Alt-68er“, bekannte Sebastian Zoeppritz, seit 2002 Vizepräsident, zu Beginn seiner Bewerbungsrede. Nach wie vor stehe er für eine Kultur des offenen Gesprächs. Auch in Bezug auf den Bologna-Prozess, dessen „Verfechter“ er sei. Dabei wolle er sich in den kommenden vier Jahren um den Spagat zwischen dem „Schutz der Marke Architekt“ auf der einen und der „Offenheit für neue Wege“ auf der anderen Seite bemühen. In Bezug auf sein haushaltspolitisches Engagement auf landes- und bundespolitischer Ebene versprach er, weiterhin auf die „berufspolitische Relevanz der Ausgaben“ zu achten.
Ebenfalls schon zwei Legislaturperioden lang trägt Eva Schlechtendahl als Vizepräsidentin Verantwortung. Solidarität, Regionalität und Kollegialität hießen die Schlagworte, unter denen sie ihre wichtigsten Ziele der kommenden vier Jahre vorstellte. So wolle sie sich weiterhin für die Erkenntnis „Gemeinsam sind wir stärker“ und gegen Preiskämpfe stark machen. Differenzierung und Ausgewogenheit seien im Hinblick auf regionale Unterschiede vonnöten, und Kollegialität schlicht ein Gebot der Vernunft. „Wenn wir ein perfektes Angebot offerieren wollen, brauchen wir Kooperationen“, so Schlechtendahl.
Für das neue Gesicht im Vorstand hatte Dr.-Ing. Eckart Rosenberger in seiner Abschiedsrede geworben: „Als gestandene Architektin hat Beatrice Soltys in den Hochbauämtern Heilbronn und an maßgeblicher Stelle in Ludwigsburg Beispielhaftes geleistet.“ Die Kandidatin selbst, seit Mai 2008 Baubürgermeisterin der Stadt Fellbach, nannte „die Stärkung der Sachkompetenz in den Verwaltungen“ als ein zentrales Anliegen. Kommunen, die statt Experten lieber Juristen oder Verwaltungsfachleute engagierten, „nehmen sich eine Chance“, sagte sie.
Gleich drei Wechsel gab es bei den Vertretern der ILS-Fachrichtungen: Die scheidende Vertreterin der Fachrichtung Innenarchitektur, Brigitte Banzhaf, zog dabei ein positives Fazit ihrer zwölfjährigen Amtszeit – nicht nur dank des enorm erfolgreichen Symposiums „Lebensräume 2050“ im September 2010. Die „Daueraufgabe Öffentlichkeitsarbeit“ habe sich für die Innenarchitekten gelohnt. „Es gibt ein neues Selbstbewusstsein“. Daran anknüpfen will Banzhafs Nachfolgerin Diana Wiedemann. Eine Verbesserung und Vereinheitlichung der Studien- und Ausbildungssituation steht ebenfalls auf ihrer Agenda, zudem will sie mehr Kollegen zum Kammerbeitritt bewegen. Die freie Innenarchitektin aus Ehrenkirchen wurde von 79 der 102 Wahlberechtigten gewählt, auf ihren Mitbewerber Elmar Zalfen (Sölden) entfielen 18 Stimmen.
Über einen Imagewandel freute sich auch Jürgen Lehnhoff. „Vor einigen Jahren wurden wir Landschaftsarchitekten noch als Rasenmäher begrüßt“, erinnerte sich Lehnhoff, der zwei Jahrzehnte lang im Vorstand die Interessen seiner Fachrichtung vertreten hatte. Allerdings mahnte er im Hinblick auf die anstehende Evaluierung der Berufsanerkennungsrichtlinie weiteren Reformbedarf an. „Wir wollen die gleiche automatische Anerkennung wie die Kollegen des Hochbaus.“ Bei seinem Nachfolger Christof Luz stieß er damit auf offene Ohren. „Wir sind auf dem Weg vom Knecht zum kleinen Bruder“, so Luz in seiner launigen Bewerbungsrede. „Jetzt wollen wir auch Partner werden. Ich jedenfalls sehe mich in erster Linie als Architekt.“ Der Stuttgarter erhielt 60 Stimmen, sein Mitbewerber Markus Gundelfinger (Schwäbisch Hall) errang 37 Stimmen.
Auf drei Amtszeiten blickte Dr.-Ing. Bernd Fahle bei seinem Abschied zurück – zwölf Jahre, in denen Themen der Stadtplanung angesichts von Schrumpfungsprozessen und eines immer stärker werdenden Wettbewerbs von Städten „viel wichtiger“ geworden seien. Allerdings müssten Stadtplaner heute auch „viel ganzheitlicher denken und viel schneller und präziser zu Ergebnissen kommen“. In Fahles Fußstapfen tritt Matthias Schuster. Der Stadtplaner aus Stuttgart erhob die Stärkung des Berufsbilds nach außen wie innen zum Schwerpunkt seiner Arbeit. Im Blick auf Ausbildung sieht er noch manches Fragezeichen. Er wolle dazu beitragen, „die gesetzlichen Vorgaben mit Inhalten zu füllen“.
Als Vertreter der baugewerblich tätigen Architekten wurde Klaus Wehrle (Gutach) im Amt bestätigt. Zuvor hatte Wehrle betont, dass „Baukultur und Wirtschaftlichkeit keine Widersprüche“ seien. Architekten seien „Generalisten“, die Zurückgewinnung klassischer Aufgabenfelder daher sein Ziel. Darüber hinaus entwickelte Wehrle Wachstumsperspektiven. So stünden allein im Bereich der energetischen Gebäudesanierung Milliardeninvestitionen an.
1. Reihe: Beatrice Soltys, Architektin, Fellbach; Eva Schlechtendahl, Freie Architektin, Schallstadt; Susanne Kletzin, Architektin, Stuttgart; Matthias Schuster, Freier Stadtplaner und Freier Architekt, Stuttgart2. Reihe: Christof Luz, Freier Landschaftsarchitekt, Stuttgart; Prof. Sebastian Zoeppritz, Freier Architekt und Freier Stadtplaner, Stuttgart; Wolfgang Riehle, Freier Architekt und Freier Stadtplaner, Reutlingen; Matthias Grzimek, Freier Architekt, Kirchheim/Teck 3. Reihe: Rolf Sutter, Architekt, Freiburg; Monika Fritz, Architektin, Rottenburg; Prof. Winfried Engels, Freier Architekt, Reutlingen; Peter Mauritz, Architekt, Karlsruhe4. Reihe: Eckhard Bull, Freier Architekt, Freiburg; Klaus Wehrle, Architekt und Stadtplaner, Gutach; Diana Wiedemann, Freie Innenarchitektin und Freie Architektin, Ehrenkirchen; Prof. Rudolf Kleine, Freier Architekt, Karlsruhe