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"Besser mit Architekten – Energieeffiziente Gebäude" lautet der Name einer bundesweiten Initiative von Bundesarchitektenkammer gemeinsam mit der KfW, um Architekten und Planer in ihrer Position als fachkundige Berater zu stärken. Nach der Auftaktveranstaltung im Mai in Düsseldorf fand die zweite Veranstaltung am 2. Oktober 2012 in Stuttgart im Haus der Architekten statt.
Begrüßung: Wolfgang Riehle, Präsident der Architektenkammer Baden-Württemberg
Die Energiewende in Baden-WürttembergAnke Obenland-Spyra, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
Aktuelle Förderprogramme der KfWPetra Borisch, Direktorin Vertrieb, KfW, Dr. Burkhard Touché, Abteilungsdirektor Vertrieb, KfW
Förderprogramme der L-BankHolger Leutz, L-Bank Stuttgart
Neubau Bauinfozentrum bizzz, Gutach-BleibachKlaus Wehrle, Architekt und Stadtplaner, Werkgruppe 1, Gutach
Sanierung Haus Ayen, Mössingen-ÖschingenEberhard Wurst, Freier Architekt, Reutlingen
Neubau Haus F11, AalenStephan Eberding, Freier Architekt, (se)arch architekten gbr, Stuttgart
Moderation: Nils Hille, Deutsches Architektenblatt, Düsseldorf
Bei seiner Begrüßung überzeugte Wolfgang Riehle als Präsident der AKBW mit einfachen Rechenbeispielen: wenn die Sanierungsquote weiterhin bei einem Prozent liege, werden 100 Jahre benötigt, um den Bestand zu überarbeiten, bei drei Prozent immerhin noch gut 30 Jahre. Deshalb, so Riehle, sind Förderprogramme unerlässlich, allerdings sollten sie auch handhabbar für Architekten sein. Neben Zuschüssen und Darlehen sind steuerliche Förderungen für den Bauherrn immens wichtig, um intelligente, baukulturell angemessene und interdisziplinäre Lösungen umsetzen zu können.
Die Klimaschutzziele sehen vor, dass bis 2050 nahezu alle Gebäude klimaneutral sein sollen. Für die Umsetzung sieht auch Anke Obenland-Spyra vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg die Gebäudesanierung als zentralen Schlüssel zur Energiewende.
Damit die Forderungen, die durch Verordnungen wie der Energieeinsparverordnung EnEV oder durch Gesetze wie dem Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz EEWärmeG des Bundes und EWärmeG des Landes definiert sind, umgesetzt werden können, stimmt sie Riehle zu, dass es Förderungen und steuerliche Abschreibungen geben muss. Der Gesetzentwurf zum Steuerbonus für Sanierungsmaßnahmen ist im Vermittlungsausschuss zwischen Bundestag und Bundesrat – eine Entscheidung steht noch aus.
In ihrer kurzen Begrüßungsrede erwähnte Obenland-Spyra auch den nachhaltigen Aspekt der Suffizienz: Nicht nur die Energieeffizienz und alternative Energien werden die Versorgung mit Energie sichern – sondern auch grundsätzliche Überlegungen zu Einsparungen, um einen möglichst geringen Rohstoff- und Energieverbrauch zu erzielen.
Petra Borisch, Direktorin Vertrieb und Dr. Burkhard Touché, Abteilungsdirektor Vertrieb, beide von der KfW, stellten deren Förderprogramme vor - ein Schwerpunkt für die Programmgestaltung 2012 liege im Themenbereich der Klimaschutzziele zur Energiewende. Neben Förderungen zur Energieeffizienz im Wohn- und Nichtwohngebäudebereich für Alt- und Neubauten gibt es auch Programme zum "Effizienzhaus Denkmal", zur energetischen Stadtsanierung auf Quartiersebene, selbst für Quartiersmanager. Die KfW definiert ein Quartier dabei schon ab zwei Wohngebäuden.
Den demographischen Wandel im Fokus, gibt es auch ein Programm zum altersgerechten Umbau und seit September ein neues Förderfeld für Kommunen und kommunale Unternehmen: die barrierefreie Stadt. Neben den Kreditinstituten sind Architekten und Bauplaner, laut der KfW, die wichtigsten Gestalter dieses Prozesses. Ihre Rolle als Sachverständige und Berater für Privatpersonen und Investoren nimmt laufend zu. Um die Angebote leichter verständlich zu machen, bietet die KfW Unterstützung an: neben dem Telefonservice, Newsletter und den Informationen auf der Homepage werden gezielte Seminare durchgeführt.
Während es sich bei der KfW um die Kreditanstalt des Biundes handelt, deren Produkte in den Banken vor Ort erhältlich sind, gibt es in Baden-Württemberg weitere Fördermöglichkeiten durch die L-Bank. Holger Leutz, der stellvertretende Abteilungsleiter Wirtschaftsförderung der L-Bank, stellte die Produktpalette vor, die neben der Familien- und Wohnraumförderung, auch die Energieeffizienz für Unternehmen fördert sowie auch für’s Bauen und Sanieren für die private Kundschaft. Die Programme für das energieeffiziente Bauen und Sanieren für Hauseigentümer sind mit denen der KfW vergleichbar, nur über die L-Bank zu noch günstigere Konditionen erhältlich.
Anhand von realisierten Bauvorhaben berichteten die Architekten Klaus Wehrle, Gutach-Bleibach, Eberhard Wurst, Reutlingen und Stephan Eberding, Stuttgart von ihren Erfahrungen mit KfW-Förderprogrammen bei drei unterschiedlichen Objekten in Baden-Württemberg: einem Bauinformationszentrum, einem denkmalgeschützten Wohnhaus und einem KfW 40 Wohnhausneubau.
Das Bauinformationszentrum Bizzz in Gutach-Bleibach bietet seit Frühjahr 2012 auf vier Etagen Informationen rund um's Bauen und versteht sich auch als technisches Museum zum Thema Bauen und Nachhaltigkeit. Darüber hinaus dient es als Netzwerkzentrum innovativer Dienstleister, Banken und Handwerkunternehmen. Bei der Planung des Neubaus wurde im Vorfeld der Finanzierungsplan und das Tilgungskonzept unter Berücksichtigung von verschiedenen KfW-Programmen, wie Energieeffizienzprogramm, Energieeffizienz Mittelstand und Mittelstandsförderung genauestens untersucht.
"Es ist immer wichtig," rät Klaus Wehrle, "dass der Kreditantrag vor Baubeginn gestellt werden muss, oder ein konkretes, dokumentiertes Finanzierungsgespräch bei der Hausbank vorliegen muss! Planung vorher ist unschädlich für die Kreditbewilligung! Der Architekt sollte sich direkt um einen guten Sachstand kümmern und somit einen Mehrwert für den Kunden sichern."
Bei der Erneuerung und energetischen Sanierung des Haus Ayen in Öschingen kam es dem Bauherrn zu Gute, dass sich der Architekt Eberhard Wurst durch ein privates Bauvorhaben schon mit der Förderthematik auseinandergesetzt hatte. Das über 200 Jahre alte charmante Bauernhaus, das die letzten 40 Jahre unbewohnt war und eine mangelhafte Wasser- und Stromversorgung aufwies , erschien dennoch durch seine Lage und Größe wichtig für die Dorfstruktur und somit erhaltenswert. Heute steht das Gebäude, das mit viel Liebe zum Detail saniert und mit wiederverwendeten Baustoffen von anderen Gebäuden denkmalgerecht ausgestattet wurde, als Kfw-Effizienzhaus 100 da.
Neben dem KfW- Kredit "energieeffizient sanieren" gab es noch einen Tilgungszuschuss. Weitere Zuschüsse gab es für die Heizung und die Solarthermie vom Bund. Da es sich bei dem Gebäude um ein Kulturdenkmal handelt, gab es sowohl Zuschüsse für denkmalbedingte Mehrausgaben als auch die steuerliche Abschreibung der Herstellungskosten für eine Dauer von 12 Jahren.
Beim Neubauprojekt von Stephan Eberding standen für das KFW-40- Haus hohe ästhetische Ansprüche im Vordergrund – es sollte nicht wie ein Ökohaus aussehen. Nachhaltigkeit in der Grundrissplanung mit hoher Flexibilität in der Raumnutzung und Zurückstaffelung sowie Auskragungen des Baukörpers zugunsten von attraktiven Dachterrassen erzeugten ein individuelles Gebäude, das eine sehr aufwändige detaillierte Planung erforderte.
Bedingt durch die Vor- und Rücksprünge in der Gebäudehülle vergrößerte sich die Außenfläche so stark, dass es trotz dickerer Wärmedämmung rechnerisch nur durch bessere, aber auch teurere Fenster kompensiert werden konnte, um den anfangs gewählten Standard zu halten. Auch bei der Wahl der Baustoffe hat Eberding auf einen ganzheitlichen Aspekt gesetzt und nachhaltige Betrachtung hinsichtlich grauer Energie einfließen lassen. Die Planung des KfW-Hauses entpuppte sich als extrem aufwändig, so dass Eberding eher die Meinung vertritt, dass sich der Bauherr selbst um das Thema Finanzierung und Förderung kümmern sollte.
Bei der abschließenden Podiumsdiskussion wurden spannende Themen teils kontrovers erörtert. Kritisiert wurde beispielsweise der häufige Programmwechsel bei der KfW, der eher Verwirrung stifte, als Nachvollziehbarkeit schaffe. Herr Touché berichtete, dass die KfW bei einer Umfrage auch dieses Feedback erhalten habe, aber in der Vergangenheit auf Änderungen von Vorschriften und Gesetzen reagiert habe. Zukünftig, da auch die EnEV 2013 nicht so viele Änderungen mit sich bringen wird, versuche die KfW Konstanz in die Förderprogramme zu bekommen. Da der Förderdschungel recht undurchsichtig ist, können Architekten keine solide Finanzberatung leisten und sind auf die Zusammenarbeit mit Spezialisten auf dem Gebiet angewiesen.
Interessant war ein weiterer Aspekt hinsichtlich der Flexibilität beim Programmwechsel. Wird ein ursprünglich beantragter Standard nicht eingehalten, ist ein Wechsel auch während der Bauphase in einen "schlechteren" Standard möglich – aber nur solange es noch ein Programm gibt. Beim Neubau ist das KfW-Haus 70 der schlechteste Standard - hier gibt es keine Ausweichmöglichkeit in ein anderes Programm.
Es wurde bemängelt, dass zukünftig Architekten ohne Nachweis von Zusatzausbildung und Listung bei der dena keine Anträge für das KfW-Haus 55 oder 40 unterschreiben dürfen. Auch für das Effizienzhaus Denkmal ist eine spezielle Listung bei der Wissenschaftlich-Technische Arbeitsgemeinschaft für Bauwerkserhaltung und Denkmalpflege e. V. (WTA) Voraussetzung, so dass mitunter erfahrene Architekten außen vor sind. Herr Touché räumte in diesem Zusammenhang das Versehen ein, dass zu spät Gespräche mit den Architektenkammern und Ingenieurkammern geführt wurden. Seit einem Jahr sei man im Dialog, und die KfW habe die verpflichtende Listenführung für die beiden Neubau-Programme noch bis Jahresende ausgesetzt.
Auf die Abschlussfrage, was passieren muss, um die Klimaschutzziele im Gebäudesektor zu erreichen, gab es eine Reihe von Vorschlägen: die Steigerung der Energieeffizienz im gewerblichen Bereich, die steuerliche Absetzbarkeit für Privatpersonen, die konstruktive und kritische Auseinandersetzung über Sinn und Unsinn von Maßnahmen und der gemeinsame Dialog mit allen Beteiligte