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Akademieweg 1173087 Bad Boll
BRI: 468 m³BGF: 94 m²NGF: 76 m²
Die Evangelische Akademie Bad Boll liegt am Fuße der schwäbischen Alb, dem sogenannten „Albtrauf“. Die landschaftlich reizvolle Umgebung bettet den Ort ein und prägt die äußere Atmosphäre der vielfältigen, ideenbildenden Dialoge im Haus.
Die bauliche Geschichte der Akademie Bad Boll erstreckt sich über einen Zeitraum von rund 110 Jahren, wobei die Villa Vopelius – in der Gründerzeit Ende des 19. Jahrhunderts entstanden – Mittelpunkt der Anlage und Beginn der Akademie darstellt. Hauptbau, West- und Seitenflügel wurden von dem namhaften Architekten Rudolf Lempp im sachlich schlichten Stil der 1950er-Jahre errichtet. Der Festsaal, den die Architekten der Werkgemeinschaft Nürtingen als Sichtbetonbau realisierten, trägt die charakteristische Handschrift der frühen 1970er-Jahre.
In den vergangenen zwanzig Jahren hat unser Büro die bestehende Anlage schrittweise weiterentwickelt. So wurde der Hauptbau umgebaut und mit Café Heuss und Kapelle baulich ergänzt, die Villa Vopelius denkmalgerecht saniert, der alte Speisesaal durch einen transparenten Glaskubus ersetzt und zwei alte Gebäude durch den abgewinkelte Südflügel als Bettenhaus mit neu gestalteter Hofanlage erneuert. Der Grundgedanke unserer Arbeit bestand über all die Jahre darin, die bauhistorischen Qualitäten der Bestandsgebäude hervorzuheben und das Gesamtensemble im Sinne einer bauhistorischen Kontinuität mit selbstbewussten Bausteinen aus unserer Zeit zu arrondieren.
Als wir im Sommer 2012 angefragt wurden, ob wir uns einer Baumaßnahme für eine neue Pelletheizzentrale annehmen möchten, war vorgesehen, den bestehenden Garagentrakt in der Nähe des Haupteinganges aufzustocken, um darin sowohl die Heizkessel als auch das Pelletlager unterzubringen. Die darauf folgende Machbarkeitsstudie förderte eine Reihe von Problemstellungen zu Tage: Die geplante Aufstockung wäre wie ein baulicher Pfropfen am zentralen Zugangsplatz gesessen und hätte einer langfristigen baulichen Entwicklung an dieser Stelle im Wege gestanden. Die Andienung der Pellets per LKW wäre ohne Störung des Tagungsbetriebes nur mit erheblichem Aufwand realisierbar gewesen. Die notwendige Abgasführung bis über die Dächer der Umgebungsbebauung wäre technisch aufwendig und gestalterisch unbefriedigend ausgefallen.
Die Summe dieser Zwänge hat uns veranlasst, über einen konzeptionellen Befreiungsschlag nachzudenken, wobei ein möglichst dezentrales, eigenes Haus für die neue Pelletheizung entstehen sollte. Als erstes verlegten wir den Standort gedanklich an die Randzone der vorhandenen Parkanlage und machten damit aus dem problembehafteten Thema „Bauen am Haupteingang“ das freier interpretierbare Thema „Bauen im Park“.
Dabei war von Anfang an klar, dass die Grundfläche des neuen Gebäudes auf das technisch Notwendige reduziert werden musste, um in der Parkanlage mit ihren prächtigen Baumsolitären einen möglichst kleinen Fußabdruck zu hinterlassen. Die logische Konsequenz lag für uns darin, die Gebäudefunktionen „Pelletlagerung“ und „Verbrennung“ übereinander zu stapeln, d.h. Pelletsilo oben - Brennerraum unten. Aus dieser inneren Funktionalität leitet sich ein stehender Baukörper mit einer Grundfläche von 7 x 7 m ab, der sich mit einer Höhe von 10,50 m an der benachbarten Bebauung orientiert.
Die Gebäudehülle spielt mit den Grundelementen der Parkanlage – prächtige Bäume, Wiese und dem Spiel von Licht und Schatten. Die umlaufend geschlossene Verkleidung aus unbehandelten, gespalteten Lerchenschindeln prägen aus der Ferne betrachtet den solitären (fast skulpturalen) Gebäudecharakter im Park. Aus der Nähe gesehen ergeben die geschuppt verlegten Schindeln mit ihrer herstellungsbedingten Riffelung eine lebhafte, angenehm natürliche Oberflächentextur.
Das Haus wurde komplett als vorgefertigte Holzkonstruktion errichtet. Die Wände bestehen aus Brettsperrholz, 147 mm stark, mit Wärmedämmung und hinterlüfteter Schindelverkleidung. Die Zwischendecke besteht aus 360 mm massivem Brettschichtholz, das Dach wurde als Holzbalkenkonstruktion mit Gefälledämmung und Flachdachabdichtung hergestellt. Der Bau wurde in nur fünf Monaten errichtet, seit Anfang 2014 ist die neue Heizanlage in Betrieb.
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.