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Einer der bedeutendsten Architekten und Ingenieure des 20. Jahrhunderts, Pritzker-Preisträger und Pionier im ökologischen Bauen wäre im Mai diesen Jahres 100 Jahre alt geworden. Um der „Musealisierung“ Frei Ottos entgegenzuwirken, organisierte Prof. Jens Ludloff (IBK, Universität Stuttgart) die Öffnung von drei „Manuellen Trichterschirmen“ als Happening. Unter größter Vorsicht wurden die Schirme, von Otto in den 1990er-Jahren in Zusammenarbeit mit SL Rasch im Warmbronner Atelier entwickelt, aus dem Südwestdeutschen Archiv für Architektur und Ingenieurbau (SAAI), Karlsruhe, ins Stuttgarter Stadtpalais transportiert. Dort waren rund 500 Zuschauer:innen Zeugen des behutsamen Aufspannens der Schirme, nicht zufällig gerahmt durch von Musikstücke Pink Floyd: Die Band bestückte 1977 mit bauähnlichen Schirmen Frei Ottos die Bühne ihrer US-Tournee.
Prof. Joaquín Medina Warmburg, Co-Leiter des SAAI, sieht in Ottos Werk eine „komplexe Synthese“, die aus der Zusammenarbeit interdisziplinärer Teams entstanden ist. „Biologen, Paläontologen, Mathematiker, Informatiker, Geodäten, Geologen“ kamen unter Otto zusammen, wie seine Tochter und Mitarbeiterin Christine Kanstinger erläutert. Grundlage für Ottos holistische Denkweise sei die Erkenntnis gewesen, „wie viele Faktoren (…) unser Zusammenleben beeinflussen“. Medina Warmburg betont, Frei Otto habe Architektur „im Kontext von Naturgeschichte verstanden“ –, „eingebunden in übergeordnete Prozesse“.
Die bekannten Naturstudien Frei Ottos seien oft falsch interpretiert worden, so Ludloff: „Seine Naturforschungen sind nicht der Versuch, technologisch die Natur nachzubauen.“ Ihm sei es vielmehr darum gegangen, zu „verstehen, wie Natur funktioniert“. Als Beispiel nennt Kanstinger Ottos Membranbauten, die er an Seifenhaut modellierte. Denn: „Mit ihrer Adhäsionskraft und Oberflächenspannung kann diese die kleinste Fläche bilden.“.
Frei Ottos Arbeitsweise lebt heute weiter – so auch am Exzellenzcluster "Integratives computerbasiertes Planen und Bauen für die Architektur" (IntCDC) der Universität Stuttgart und dem Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren (ILEK), dem Nachfolgeinstitut des von Frei Otto gegründeten Institut für Leichte Flächentragwerke. Und auch wenn die Bedingungen heute Andere seien, habe der „experimentelle Ansatz und holistische Anspruch heute immer noch Bestand“, konkludiert Medina Warmburg. Zum ersten AKBW-Video anlässlich des hunderstens Geburtstags Frei Ottos: Die Multihalle in Mannheim - Bauwerk mit zeitloser Strahlkraft