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"Wirtschaftliche Büroführung scheint immer noch nicht so ganz in den Köpfen der Architekten angekommen zu sein", stellte Carmen Mundorff fest. Im Rahmen ihrer zwischenzeitlich 15-jährigen Tätigkeit für die Kammer betreut sie auch das Büroberatungsprogramm und fragt sich manchmal: "Wollen Architekten kein Geld verdienen?"
Vizepräsident Stephan Weber hat darauf eine mehrgeteilte Antwort: Schon aufgrund der Verantwortung für die Mitarbeiter müsse natürlich Geld reinkommen. Doch wie ein Büro zu führen ist, würden sich die meisten Architekten - ins kalte Wasser geworfen - selbständig aneignen. Außerdem gebe es schon manchmal spannende Aufträge, bei denen man zwar von vornherein wisse, dass man draufzahle, es aber trotzdem mache. "Wir sind Überzeugungstäter", erklärte der Vorsitzende der Strategiegruppe Architekt/Büro 4.0. "Das ist auch die Qualität unseres Berufsstands."
Im Bereich des kaufmännischen Denkens, der Kalkulation und der Vermarktungsstrategien sieht der Karlsruher Architekt Andreas Grube zwar durchaus noch Verbesserungspotenzial, doch ist er "im Glauben, dass die Büros insgesamt gut aufgestellt sind."
Nach den künftigen Büro-Entwicklungen gefragt, prognostizierte Vizepräsidentin Eva Schlechtendahl immer weniger Neugründungen und eine sinkende Anzahl kleiner Büros. Hier ergänzte Grube, er bekäme als Vorsitzender des Bezirks Karlsruhe oft Signale von Einzelkämpfern oder Zwei-Personen-Büros, spezielle Leistungsphasen seien bei ihnen überbelegt.
Kooperationen und Netzwerkbildungen scheinen das Gebot der Stunde: ein Punkt, der mehrfach bei der Landesvertreterversammlung aufblitzte. Angesichts der zunehmenden Komplexität des Baugeschehens müsse die Kammer in diesem Bereich Unterstützung bieten. Gerätselt wurde auch, warum sich Architekten so oft als Konkurrenz empfinden - im Gegensatz zu Rechtanwälten oder Ärzten, die sich häufig zu schlagkräftigen Verbünden zusammenschließen.
Neben mehr Kooperation scheint auch mehr Kommunikation angesagt: Als Vertreterin der Architekten und Stadtplaner im Praktikum berichtete Aleksandra Gleich von jüngsten Umfrageergebnissen: 56 Prozent der AiP und SiP könnten es sich grundsätzlich vorstellen selbständig zu werden, jedoch lediglich 17 Prozent hätten konkrete Pläne. Wie eine Bürogründung tatsächlich vonstattengehen kann, sei den meisten völlig unklar.
Mehr noch als die Neugründungen werden künftig jedoch vor allem die Büroübergaben im Fokus stehen. Geboren in den Baby-Boomer-Jahre, wies Stephan Weber darauf hin, dass sich seine Generation rechtzeitig über Nachfolger Gedanken machen müsse. Auch sei es notwendig, beizeiten die Akzeptanz von innen und außen aufzubauen, ergänzte Eva Schlechtendahl: diejenige von Seiten der Mitarbeiter, aber auch diejenige der Bauherren.
Wie gut bereitet die Hochschule auf die Berufspraxis vor? Auch zu dieser Frage konnte Aleksandra Gleich Antworten aus den jüngsten Umfragen beisteuern: Im Bereich von Gestaltung und Entwurf fühlen sich die Absolventen durch ihr Studium sehr gut gerüstet. Ganz anders sieht es bei Bauleitung und ähnlichen praktischen Anforderungen aus: Zu 95 Prozent bewerten die Befragten die Ausbildung in diesem Bereich als schlecht und wünschen sich eine Verbeserung.
"Ich weiß nicht, was man in diese zwei plus drei Jahre Studium noch alles reindrücken kann", merkte dazu Stephan Weber skeptisch an. Und weiter: "Praxis kann man nur in der Praxis lernen."
Andreas Grube regte Praktika zwischen Bachelor und Master an. Dies sei in dem - sehr verschulten - Studien-System nicht vorgesehen, kam die Replik. Aufgrund einer solchen Unterbrechung wäre man nicht mehr förderfähig und verliere schnell seinen Studienplatz. Einig war man sich, dass die berufspraktische Tätigkeit sinnvoll ist; entscheidend sei, wie gut sie angeleitet ist. Eine Delegierte erzählte, in ihrem Büro bildeten sie schon seit Jahren mit großem Erfolg alle Mitarbeiter (über die AiP-Zeit) selbst aus. Letztlich gehe es darum, Autodidakten den Weg zu ebnen.
Die Herausforderung durch Building Information Modeling (BIM), das derzeit in aller Munde ist, sieht Stephan Weber relativ gelassen. "Im Vergleich mit der Einführung von CAD ist sie viel geringer." Das parametrisierte Arbeiten, das Arbeiten mit dreidimensionalen Bausteinen werde sich mit Sicherheit verbreiten. Gleichzeitig stellte der Vizepräsident jedoch klar, dass die Kammer keineswegs BIM fordere, sondern auf die bundesweite Initiative von Minister Alexander Dobrindt reagiere. "Wir wollen bei der Einführung mit dabei sein; das wird von uns Architekten erwartet."
Gleichwohl gilt es die Details kritisch unter die Lupe zu nehmen. So äußerten die Delegierten ihre Bedenken hinsichtlich des Urheberrechts. Architekten-Know-how in einer Datenbank könnte unversehens in den Besitz des Bauherrn übergehen. Eine entsprechende Formulierung fand Einzug im Forderungskatalog der Wahlprüfsteine. Und noch weitere Bedenken wurden laut: BIM und HOAI seien nicht miteinander kompatibel. Hier konnte Eva Schlechtendahl auf die Arbeit des AHO - Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V. - verweisen. Derzeit entstehe ein neues Grünes Heft eben zu diesem Thema.
Auch diejenigen Bereiche, mit denen sich die Strategiegruppe AKBW 2020/2030 beschäftigt, stellte Carmen Mundorff vor. Seit einem Jahr sind die Architekten und Stadtplaner im Praktikum (AiP/SiP) sehr fruchtbar mit eigenem Sitz im Landesvorstand vertreten. Gleichermaßen blickt die entsprechende Projektgruppe auf ergebnisreiche Monate zurück. So gibt es nun eine neu gestaltete Seite im Internet www.aip-sip.de sowie stark nachgefragte Informationsflyer. "Die AiP/SiP sind in der Kammer angekommen. Wir sind gut in die Strukturen eingebunden", konnte Aleksandra Gleich berichten.
Vor dem Hintergrund der sich wandelnden Medienlandschaft steht darüber hinaus die Erarbeitung eines umfassenden Kommunikationskonzepts auf der Agenda. So gilt es bisherige Kommunikationswege zu analysieren und neue aufzuspüren. Auch um kampagnenfähiger zu werden, geht es darum, wichtige Zielgruppen wie Bürgermeister oder Unternehmer zuverlässiger zu erreichen. Dass die klassische Pressearbeit der Architektenkammer gut funktioniert, dafür war die Landesvertreterversammlung selbst das sprechendste Beispiel: dpa, SWR Fernsehen und Hörfunk sowie die Badischen Neuesten Nachrichten und das Badische Tagblatt waren mit eigenen Reportern vertreten.
Fotos: Felix Kästle