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Reg.-Nr.: 2006-3-09Aufgabe: Vorplanung des Neubaus eines Bürgersaals mit Nebenräumen in Heidelberg-Neuenheim
Auslober: Gebäudemanagement Stadt Heidelberg
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: Stadt Heidelberg, Rhein-Neckar Kreis, Interessierten Architekten von außerhalb des Zulassungsbereichs können sich nach Artikel 49 EG-Vertrag
Teilnahmeberechtigung: Architekten
Teilnehmer: 30 (24 + 6)
Fachpreisrichter: Xenia Hirschfeld, Heidelberg; Hannes Hübner, Heidelberg (V); Jean Heemskerk, Heidelberg/Mannheim; Anette Friedrich, Heidelberg; Armin Schäfer, Heidelberg; Urs Löffelhardt, Deidesheim/Mannheim
Wettbewerbssumme: 14.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 21.02.2007
Der Entwurf 1031 nimmt die vorhandenen Raumkanten auf, indem er einen kompakten Baukörper bildet, der sich sowohl an der Süd- wie an der Nordkante am Alten Schulhaus orientiert und zu diesem einen deutlichen Abstand hält. Hierdurch entsteht ein offener Weg, der den in der Mitte der Westseite des Neubaus liegenden Eingang aus allen Himmelrichtungen gut zugänglich macht. Mit teils einem teils zwei Geschossen fügt sich der neue Baukörper auch in der Höhe gut in die Umgebung ein und hält die erforderlichen Abstandsflächen ein. Die Dächer sind auf den niedrigeren Gebäudeteilen begrünt, auf den höheren mit Solaranlagen zur Bauchwassererwärmung versehen. Der Zugang erfolgt im neu geschaffenen Durchgang zwischen Bürgersaal und Alten Schulhaus von der Westseite her und führt in ein Foyer mit mobiler Garderobe und von dort geradeaus weiter in den Bürgersaal. Die Trennwand zwischen Foyer und Bürgersaal kann entfernt werden und vergrößert den Saal so auf zusammen 138 m². Der gut proportionierte Saal wird auf der Nordseite im Obergeschoss um eine Galerie von 18 m² ergänzt. Die Belichtung ist durch Fensterbänder im oberen Saalbereich gut gewährleistet. An das Foyer schließt sich die Küche an. An der Nordseite des Gebäudekomplexes liegen die Räume mit hohem Installationsaufwand, darunter je eine behindertengerechte Toilette mit Zugang von innen bzw. von außen. Im Oberschoss befinden sich die Galerie des Saals und die übrigen Toiletten, teils etwas zu klein dimensioniert. Nördlich des Gebäudes ist in der Rahmengasse der Behindertenparkplatz vorgesehen. Die Gebäudehülle ist in Holztafelbauweise ausgebildet, was bei relativ geringer Wandstärke eine optimale Wärmedämmung ermöglicht. Mit einer Kombination von Holzrahmen- und Massivholzkonstruktionen werden hohe Dämmwerte und ausgezeichnete Wärmespeicherung ermöglicht. Die Oberflächen sind aus grünlichen Faserzementplatten gebildet, was sowohl Klarheit wie auch Wartungsarmut gewährleistet. Vor allem der Saal erhält damit eine zurückhaltende Vornehmheit und vielfache Nutzbarkeit. Der Spielplatz zwischen Foyer/Bürgersaal und Johanneskirche ist zwar relativ gut dimensioniert, liegt aber für die Sichtbeziehung zum Marktplatz hin nicht günstig. Die Anordnung von drei Bäumen zwischen altem Schulhaus und Bürgersaal ist nicht schlüssig. Eine direkte Anlieferung der Küche fehlt. Das unterdurchschnittliche Gebäudevolumen und die wirtschaftliche Bauweise lassen günstige Herstellungs- und Betriebskosten erwarten. Im Ganzen überzeugt der Entwurf durch die Kombination aus rücksichtsvoller Einfügung in die Umgebung und klare und entschiedene architektonische Formensprache von hoher gestalterischer Qualität.
Der Verfasser interpretiert die Raumkanten des Marktplatzes als dörfliche Struktur, die es an der nicht definierten Nordseite fortzuschreiben gilt. Die kleinteilige Giebelstruktur wird in eine a-typologische Faltung übersetzt. Das Gebäudevolumen wird über eine einheitliche Materialwahl zusammengebunden. Der vorgeschlagene Cortenstahl wird jedoch hinterfragt. Die Übersetzung der Dachlandschaft wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Insgesamt ist die Arbeit kompakt und eröffnet gut proportionierte Außenräume. Die skulpturale Faltung des Daches zeichnet sich auch in den Innenräumen ab und schafft so einen unverwechselbaren Bürgersaal. Zwischen Bürgersaal und altem Schulhaus öffnet sich eine Passage als gemeinsame Eingangsplattform. Die Anlieferung könnte von der Rahmengasse erfolgen. Die Überwindung der Höhendifferenz ist jedoch nicht dargestellt. Das Foyer liegt zentral, der Bürgersaal im Süden ist zu einer gut proportionierten Raumeinheit koppelbar, alle Räume sind ebenerdig angeordnet, die Nebenräume sind T-förmig entlang der Rahmengasse und der östlichen Brandwand organisiert. Die funktionale Zuordnung ist stringent und stimmig. Energetik und Wirtschaftlichkeit: Sowohl BGF und BRI sind im unteren Drittel angesiedelt. In Verbindung mit der ebenerdigen Organisation aller Räume ist mit einer kostengünstigen Erstellung zu rechnen. Die großflächige Verglasung nach Süden wirft jedoch Fragen nach Sonnenschutz und Betriebskosten auf, die in der Wettbewerbsarbeit nicht beantwortet sind.
Durch die deutliche Distanz zum ehemaligen Schulgebäude und gleichzeitige Aufnahme der Bauflucht der Rahmengasse gelingt es, dem städtebaulichen Kontext eine neue attraktive Eckausbildung hinzuzufügen und dem Bürgersaal eine prägnante Hervorhebung innerhalb der Baukörperanordnung zu verleihen. Mit dem großzügigen Abstand zur Johanniskirche entstehen neue differenzierte Raumfolgen, die hier die Gesamtsituation bereichern. Der Hauptzugang ist folgerichtig von Süden gewählt und führt in ein angenehm proportioniertes Foyer, an das sich ein nahezu quadratischer Saal anschließt, dessen Belichtung über das gläserne Foyer und die verglaste Nord-West-Ecke eine interessante innenräumliche Atmosphäre erwarten lässt. Mit der Möglichkeit, das Foyer bei Bedarf in die Saalnutzung einzubeziehen, kann flexibel auf unterschiedliche funktionale Anforderungen reagiert werden. Die Nebenzone ist an der Ostseite durch eine funktionale und gestalterische Fuge, deren Bewegungsfläche etwas zu gering ausgefallen ist, vom Saal getrennt. Trotz klarer Grundrissstruktur und plausibler räumlicher Ordnung wurden einige Raumanforderungen – insbesondere durch die Anordnung im Dachbodenbereich nur teilweise erfüllt. Es erscheint allerdings möglich, dies auch ohne Beeinträchtigung der Proportionalität –und der positiv hervorzuhebenden Wirtschaftlichkeit zu korrigieren. Die vorgeschlagenen Spielflächen sind in ihrer Dimensionierung ausreichend – jedoch als Spielstraße für die Nutzer zu weit vom Markt entfernt. Die Gestaltungsvorschläge dieses öffentlichen Raumes könnten jedoch auch unabhängig von einer Spielplatznutzung weiterentwickelt werden. Wenig verständlich bleibt die Wahl der Dachform, die komplizierte Verschneidungen mit den Fassadenflächen, den Abstandsflächen zum Nachbargebäude und auch für die Entwässerung der baulich-gestalterischen Fuge mit sich bringt. Dem an sich wohltuend ruhigen architektonischen Erscheinungsbild wäre, dem Lebensgefühl am Neuenheimer Marktplatz entsprechend, insgesamt etwas mehr Leichtigkeit zu wünschen. Hinsichtlich BGF und BRI liegt die Arbeit im unteren Bereich. Als eine besonders kompakte, klar strukturierte und schöne Wegebeziehungen eröffnende Lösung ist diese Arbeit ein interessanter Beitrag.
Der Verfasser schlägt einen pavillonartigen Bau vor, der zwischen beide Nachbarn eingefügt ist, was ihm wegen der Übernahme der Gesimshöhe des alten Schulhauses und der stringenten Geometrie gelingt. Der Saalbaukörper erhebt sich ebenso klar und kubisch über den langgestreckten Sockelbaukörper. Die klassisch-moderne Formensprache harmoniert unaufgeregt mit der unterschiedlichen historischen Umgebung. Die Schaffung einer "inneren Welt" ist gelungen, die Teilbereiche gewinnen eine angemessene räumliche Qualität. Die Eingangssituation ist angemessen, vielleicht etwas zu zurückhaltend, die Durchgängigkeit am alten Schulhaus wird durch das äußere WC mit der Müllnische unnötig behindert. Foyer und Saal haben gute Raumzuschnitte, eine Verbindung zwischen beiden ist bedingt möglich. Durch die nicht ganz unproblematische Anordnung der WCs im UG kann eine Luftigkeit im EG erhalten werden. Der Saal ist sehr hell und zum Marktplatz offen, die Verdunkelung ist nicht unproblematisch. Die Nebenräume sind schlicht und funktional angeordnet und gut erschlossen. Die vorgeschlagene Materialisierung/ Konstruktion/ Haustechnik mit Massiv- und Holzbau verspricht bei der schlichten Geometrie eine einfache (konventionelle) bzw. wirtschaftliche Umsetzung. Der insgesamt gelungene Vorschlag eines städtischen Pavillons wirft jedoch die Frage auf, ob an dieser Stelle dadurch eine ausreichende Prägnanz für einen Bürgersaal gegeben ist. Die direkten Anschlüsse an den Altbau sind im Weiteren wichtige Themen. Hinsichtlich BGF und BRI liegt die Arbeit im unteren Bereich.