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Reg.Nr.: 2007-2-15Aufgabe: Objektplanung sowie Freianlagenplanung für das St. Anna - Stift
Auslober: Katholische Kirchengemeinde St. Georg, Ulm
Wettbewerbsart: begrenzt offener Realisierungswettbewerb
Zulassungsbereich: Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Platz, Hessen
Teilnahmeberechtigung: Freie Architekten
Teilnehmer: 20 (15+ 5) Ausgewählte, 17 Abgaben
Fachpreisrichter: Prof. Jörg Aldinger, Stuttgart (V); Heiner Giese, Rottenburg; Marc Oei, Stuttgart; Christian Gaus, Göppingen; Volker Jescheck, Ulm; Theo Kurtenbach, Rottenburg
Wettbewerbssumme: 69.000 Euro (zzgl. MwSt.)
Preisgericht: 18.01.2008
Ein überraschender städtebaulicher Ansatz! Der Verfasser verzichtet auf die naheliegende Lösung einer geschlossenen Blockrandbebauung. Die Erweiterung des St. Anna Stifts schiebt sich als keilförmiger, 4-geschossiger Baukörper in den Block der an der Keplerstrasse press an den Gebäudebestand aus dem Jahr 200 anschließt. Das St. Anna Stift bildet zusammen mit der Katholischen Fachschule ein "U" in dessen offener Südseite das Gebäude für das Betreute Wohnen exponiert zum Liegen kommt. Dies wird noch positiv durch eine Überhöhung um 1 bzw. 2 Geschosse betont. Die Gebäudeanordnung ermöglicht den Erhalt des schönen introvertierten Gartens und fasst zur Zeitblomstrasse hin einen wohlproportionierten halböffentlichen Raum, von dem aus alle Hauszugänge erreicht werden und zu dem sich Speisesaal und das Cafe mit einem zusätzlichen externen Zugang orientieren. Eine kleine, transparente Passarelle zwischen halböffentlichem und privatem Außenraum dient geschickt als Verteiler mit kurzen Wegen zu den vertikalen Haupterschließungs-elementen. Die Pflegebereiche in den 3 Obergeschossen sind um einen überdeckten Innenhof gruppiert. Die Orientierung der Zimmer zum Garten und zur Süd- und Ostseite ist aus der Gebäudeform schlüssig entwickelt. Im Hinblick auf die hohe Anzahl demenzkranker Bewohner ist die Möglichkeit eines Umlaufs positiv. Die Aufenthalts-, Wohn- und Essbereiche in zentraler Lage bzw. Südorientierung mit Ausblick auf die Grünanlage an der Zeitblomstrasse sind richtig angeordnet. Die schönen und gut belichteten Grundrisse der betreuten Altenwohnungen lassen zusammen mit der guten "Adressbildung" eine gute Vermarktbarkeit erwarten.
Folgende Kritikpunkte wurden festgestellt: - eine Verbindung zwischen St. Anna Stift und Betreutem Wohnen ist nicht nachgewiesen, erscheint aber über den Dienstraum im EG möglich. - Die Kapelle liegt etwas Abseits, die langen Wege von den Pflegebereichen werden kritisch diskutiert- Die Verbindung vom Speisesaal zum Garten ist leider nur durch das Foyer möglich.- Die durch die keilförmige Gebäudeform bedingten Schrägen in den Grundrissen sind noch nicht überall zufriedenstellend gelöst.- Der Entwurf erzeugt im Bestand einen Leerstand von ca. 750qm. Ein guter Vorschlag für die Umsetzung der Aufgabe, der durch die vorgenanten Kritikpunkte belastet wird.
Das Konzept der Aktualisierung des St. Anna Stiftes greift die bestehende Blockrandbebauung des Quartiers als Ordnungsstruktur auf. Während das Pflegeheim die südöstliche Ecke des Quartierblocks bildet, findet das Betreute Wohnen seinen Standort am westlichen Rand. Im Inneren des nicht ganz geschlossenen Blocks bietet sich ein weiter, begrünter Innenhof an, um den alle wesentlichen gemeinschaftlichen Hauptnutzungen wie Kapelle, Verwaltung, Therapie, Tagespflege und Speisesaal erdgeschossig gruppiert sind. Die zentrale Erschließung des Pflegeheims erfolgt von der Zeitblomstrasse über ein Foyer, das zusammen mit einem Cafe den Auftakt der internen Erschließung darstellt. Die Pflegegruppen sind in den 3 Obergeschossen etabliert und unmittelbar an den bestehenden Altbau angeschlossen. Vorteilhaft bieten sich südliche Wohn- und Essbereiche mit Ausblick in die Stadt an, so dass Bewohner am öffentlichen Leben über Blickkontakte teilnehmen können. Kritisch werden die 15 rein nordorientierten Pflegezimmer gesehen, die Konzeptbedingt in Kauf genommen werden. Eine rundläufige Erschließung im Pflegebereich, der die Unterbringung von Demenzkranken erleichterte wird ebenfalls vermisst. Das Bauwerk für das Betreute Wohnen lässt sich trotz seiner ins Blockinnere zurückgezogene Lage als eigenständiges Bauwerk erkennen, obgleich es ebenfalls als Teil des Pflegeheimes identifiziert werden könnte. Die räumliche Gestaltung der Zimmer, Erschleißungs- und Aufenthaltsbereiche besitzt ansprechende Proportionen und Raumzonen. Die Gestaltung der Freiflächen insbesondere im Innenhof, verspricht eine hohe Aufenthaltsqualität, wenngleich ein eigenständiger Außenbereich, der auch für Demenzkranke geeignet ist fehlt. Der Umgang mit dem Bestand (Pflegebereiche) ist gekennzeichnet durch gelungene Anbindungen und folgerichtige Ersatzbaumaßnahmen (Betreutes Wohnen). Die konventionelle Bauweise und 2Bundstruktur lassen eine mögliche wirtschaftliche Erstellung erwarten. Dem vorliegenden Konzept der Erneuerung des St. Anna Stiftes gelingt es, einen Gesamtkomplex mit großen Freiflächenqualitäten in der Stadt zu schaffen, der als ein Pflegeheim erkannt werden kann.
Die Verfasser setzen ihren Entwurf sauber auf die gründerzeitlichen Baufluchten. Sie schließen an den Bestand mit einem Z-förmigen Baukörper an und bieten für das separat zu erstellende Betreute Wohnen ein vollständig freistehendes Haus an. Dadurch entstehen 2 angenehme Innenhöfe, die ihre Längsausdehnung in Ost-Westausrichtung haben und gut belichtet sind. Die städtebauliche Situation ist gut gelöst, auch solang der 2te Bauabschnitt Betreutes Wohnen nicht realisiert ist. Die Haupteingänge für Pflege- und Betreutes Wohnen werden über einen Bauwich nahe der Ecke Keplerstraße Zeitblomstrasse richtig erschlossen. Der Pflegebereich funktioniert gut. Das für Demenzkranke wichtige Rundlaufprinzip ist angeboten. Die Kapelle wird über den Aufzug erreicht. Die größere Raumhöhe ist ein schöner Vorschlag, der Zugang über Rampen muss verbessert werden. Speisesaal und Cafeteria orientieren sich sehr großzügig zu beiden Höfen. Die großzügigen, nach Süden orientierten Loggien, die an die Gemeinschaftsflächen der Pflegestationen anschließen, geben den Bewohnern viel Wohnqualität. Das eigenständige Haus für Betreutes Wohnen lässt hochwertiges Wohnen und eine hervorragende Vermarktbarkeit erwarten. Die Positionierung eines großen Teils des Stiftes in die 2te Reihe, sowie die Lage der Kapelle und des Eingangs in den Pflegebereich werden kontrovers diskutiert. Das Material Ziegel und die differenzierte Bearbeitung der Fassaden sind ein überzeugender Architektonischer Beitrag für die Neustadt. Die angebotenen Flächen liegen über den geforderten Programmflächen. Im Vergleich liegt das Konzept daher wirtschaftlich im mittleren Bereich. Insgesamt bieten die Verfasser eine Lösung an, die funktional und formal überzeugt.