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Reg.Nr.: 2003-1-26Aufgabe: Neubau des Gemeindezentrums Heilig Geist in unmittelbarer Nähe zur Kirche. Der Gebäudebestand mit dem Pfarrhaus und der Pfarrverwaltung ist auf die Möglichkeit einer Integration zu prüfen
Auslober: Katholisches Pfarramt Heilig Geist Giengen
Wettbewerbsbetreuung: Kohler Mizsgár Grohe Architektengesellschaft, Stuttgart
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als begrenzt offener Wettbewerb
Zulassungsbereich: Diözese Rottenburg-Stuttgart
Teilnahmeberechtigung: Architekten sowie Stadtplaner, Garten- und Landschaftsarchitekten und Innenarchitekten in Arbeitsgemeinschaft mit Architekten
Teilnehmer: 30 (6 Gesetzte + 24 Geloste)
Fachpreisrichter: Ingrid Burgstaller, Freie Architektin, Morphologic München; Heiner Giese, Diözesanbaumeister, Rottenburg; Peter Schürmann, Freier Architekt, Stuttgart (V); Anne Sick, Baudirektorin, Karlsruhe; Ralf Schlüter, Diözesanbaumeister, Osnabrück; Odile Laufner, Freie Architektin, Stuttgart; Antonius Stolarczyk, Bischöliches Bauamt, Rottenburg
Wettbewerbssumme: 25.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 19.03.2004
Die Verfasser dieses Entwurfes schlagen einen kompakten zweigeschossigen Baukörper vor, der einen Teil des Kirchplatzes räumlich fasst. Die geschützte Freifläche bildet einen attraktiven Außenraum für gemeindliche Aktivitäten. Der gut proportionierte, klar strukturierte Baukörper fügt sich angemessen in die Umgebung ein und nimmt sich im Verhältniss zum Kirchengebäude auf angemessene Weise zurück. Die Anforderungen des Auslobers an die funktionalen Zuordnungen wurden im Wesentlichen erfüllt. Positiv hervorgehoben wird die gute Anbindung des Saales an die Freifläche, die kurzläufige Erreichbarkeit des Pfarrbüros und die Anordnung der nichtöffentlichen Bereiche im Obergeschoss. Kritisch beurteilt wird die Eingangssituation: Die Türöffnungen in der hofseitigen Fassade erscheinen etwas beliebig und das abschließende Foyer als Fortsetzung der Flurzone zu unterbewertet. Die gestalterische Qualität des Entwurfes liegt insbesondere in der klaren Struktur der Grundrissorganisation und der gut gestalteten Fassaden, die mit wenigen aber effektvollen Mitteln dem Gebäude einen offenen, sympatischen Ausdruck verleihen. Begrüßenswert ist die Aufwertung des Auferstehungsfensters im Chorbereich der Kirche durch Rückbau der Sakristei. Der Entwurf läßt aufgrund des relativ geringen Flächenverbrauchs und der kompakten Bauform eine wirtschaftliche Umsetzung vermuten. Die Jury lobt den Entwurf als gelungenen Beitrag, der das Raumprogramm mit einfachen Mitteln umsetzt.
Das Gemeindezentrum umschließt die Kirche in der Art eines Kirchhofes. Dieser Gedanke beinhaltet Schutz und schafft eine Idendität des Ortes, grenzt aber die Umgebung aus. Der einladende Charakter des Kirchplatzes geht verloren. Dieser Duktus wird kontrovers diskutiert. Mit diesem Zwiespalt muss die Arbeit leben. Die eingeschossige Anlage bleibt angenehm niedrig und unterstreicht die Bedeutung der Kirche. Es entsteht eine ruhiger großzügiger Platz, der vielfältig bespielbar ist. Der Parkierungsnachweis ist nicht gelungen, die Stellplätze hinter der Chorfassade undenkbar. Am Hof liegt die interne Erschließung. Über die großzügige Glasfassade wird ein wohltuender Innen-Außenraumbezug hergestellt. Dem Hof abgewand liegen die ruhigen Büros, deren Anordnung aufgrund der notwendigen Belichtung zu Konflikten an der südliche Grenzbebauung führt, mit Baulasten für diesen Nachbar. Der Saal liegt richtig an der Schnittstelle zwischen pastoralem Bereich und Gemeindezentrum. Die Abgrenzung zwischen Saal und begleitendem Flur ist nicht vorhanden. Der Saal ist eher mit den Qualitäten einer offenen Aula zu vergleichen. Zudem werden die Benutzer des Gemeindezentrums bei belegtem Saal von der Toilettennutzung ausgegrenzt. Der pastorale Bereich überzeugt. Das Chorfensters angenehm freigestellt. Die Flächen sind trotz der langgestrecketen Anlage ökonomisch verteilt. Obwohl der Entwurf in seiner Gesamtfläche im unteren Drittel aller Arbeiten bleibt hinterläßt das Ensemble einen großzügigen Eindruck. Die geringen Spannweiten ermöglichen einen geringen konstruktiven Aufwand. Die Stärke der Arbeit liegt in der Idenditätsbildung bei gleichzeitiger einfacher Ausformung.
Der Verfasser gliedert die Baumasse kompakt durch zwei Baukörper entlang der West- und Südgrenze wobei eine behutsame Distanz zum Geländeversprung geschaffen wird, mit dem Vorteil, das hier durch eine gute Belichtung der Raumzonen ermöglicht wird. Der Baukörper bietet eine angenehme Distanz zur Kirche und schafft einen gut proportionierten Vorplatz unter Wahrung der wesentlichen Architekturelemente der Kirche. Das Foyer bindet die einzelnen Funktionsbereiche gut zusammen, die Erschließungswege sind kurz. Die in Teilbereichen zweigeschossige Halle sowie die Galeriezone zum Saal schaffen interessante Raumerlebnisse. Die Anordung der Hauptfunktionsbereiche sind schlüssig und auch in der vertikalen Gliederung gut erschlossen. Die Lage der Sakristei wird kritisch bewertet. Das Preisgericht bezwiefelt , das die überschneidung von Dachflächen und Kubatur notwendig ist um die vorhandenen Qualitäten des Entwurfs umzusetzen. Die Fassadengestaltung und Architekturdetails lassen einen zu großen Interpretationsspielraum, zum Beispiel Übergang Glaskubus Dach, Gestaltung und Fassadenteilung der Ostfassade, Verhältnis offene zu geschlossenen Raumbereiche. Aufgrund der vorgenannten Details und der wider Erwarten hohen Bruttogeschoßflächen wird eine wirtschaftliche Angemessenheit der Erstellungskosten und die langfristige Wirtschaftlichkeit eher kritisch bewertet.