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Reg.Nr.: 2003-1-11Aufgabe: Neubau einer 3-teilbaren Sporthalle mit Zuschauerbereich sowie Gestaltung des Schulhofes des Goethe-Gymnasiums/ Justinus-Kerner-Schule in Ludwigsburg
Auslober: Stadt Ludwigsburg
Wettbewerbsbetreuung: Architektur 109 Ludwigsburg, Mark Arnold und Arne Fentzloff
Wettbewerbsart: Realisierungswettbewerb als vereinfachtes Verfahren mit vorgeschaltetem Bewerbungsverfahren
Zulassungsbereich: BRD (Art. 49)
Teilnahmeberechtigung: Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit Garten- und Landschaftsarchitekten
Teilnehmer: 7
Fachpreisrichter: Winfried Engels, Reutlingen; Peter Haas, Schwieberdingen; Julius Mihm, Ludwigsburg; Helmut Raaf, Tübingen (V); Hans Schmid, Ludwigsburg; Beatrice Soltys, Ludwigsburg
Wettbewerbssumme: 42.000,00 Euro
Preisgerichtssitzung: 10.09.2003
Der Verfasser schließt mit einem pavillonartigen Baukörper exakt in den baufluchten des Schulzentrums die offene Blockecke. Obwohl es dem gewählten Bautypus der im Erdreich abgesenkten Sporthalle eigentlich an der notwendigen Baumasse und Bauhöhe dazu fehlt, wird dies durch das gerasterte Grundrissquadrat erreicht, daß das barocke Straßenraster der Umgebung wiederspiegelt. Das Aufgreifen der Straßenflucht in der Karlstraße hat zur Folge, daß der Eingangsbereich des Gebäudes im Dragonergässle angeboten wird und damit das Dragonergässle als zentrale Erschließungsachse des gesamten Sporthallen Ensembles aufgewertet (insgesamt 11 Sporthallen ) wird. Die klare Anordnung des Baukörpers wird entlang des Schulhife und Strassen durch Baumreihen unterstützt. Städtebaulich ist das typologisch eigenständige Gebäude als eine den besonderen Gegebenheiten des Ortes angepaßte Lösung anzusprechen.Durch die umlaufende transparente Fassade wird die Halle als Absenkung im Schulhof wahrgenommen, über der das quadratisch gerasterte Dach schwebt, so daß der Spielbetrieb im Außenraum präsent ist. Konsequenter Weise sind die Nebenräume des UG und des EG in diesen freien Raum als Körper eingestellt. Entlang der im Gelände nach Westen abfallenden Karlstraße bildet das Gebäude einen Sockel aus, der zum Schulhof Stufen zum Sitzen anbietet. Die Halle ist Ost- West ausgerichtet mit Nebenräumen und Tribünen im Osten mit Blick nach Westen. Der große Innenraum ist von allen Seiten und über Zenitoberlichter gleichmäßig und tageshell belichtet, wobei der Sonneneinfall über die Westfassade die Zuschauer und der Sonneneinfall über die Südseite die Sportler blenden kann. Nach Westen versucht der Verfasser dieses Problem durch eine in Dachhöhe vorgelagerte Lamellenpergola zu lösen. Dadurch das die Nebenräume im Osten von der Eingangsfassade abgerückt sind, ergibt sich eine umlaufende äußerst großzügige Tagesbelichtung des Untergeschosses: nirgendwo entstehen dunkle Ecken. Die Zenitoberlichter des Hallendaches werden im Hinblick auf eine Überhitzung der Halle kritisch betrachtet. Die klare, transparente Gestaltung des Baukörpers bietet im Zusammenhang mit der städtebaulichen Anordnung eine repräsentative Adresse an der Ecke Karlstrasse-Dragonergässle. Der Eingang im Osten erschließt die Halle über das Foyer mittig; zwei großzügige Treppen führen von der Eingangsbrücke direkt in das Untergeschoß. Die Multifunktionsräume können über einen extra Eingang erschlossen werden und sind separat benutzbar. Die Kiche ist richtig zwischen Multifunktionsräumen und Foyer angeordnet. Zwei WC- Blöcke sind den jeweiligen Nutzungen hilfreich zugeordnet. Alle Nebenräume liegen an der inneren Tribünenerschließung und sind so direkt mit dem Zuschauerbereich verbunden.Die großen räumlichen und funktionalen Qualitäten der Halle werden durch eine hohe Kubatur und hohen technischen Aufwand erkauft. In bezug auf Wirtschaftlichkeit liegt der Entwurf im oberen Bereich.Der Entwurf ist eine Typologisch sehr anspruchsvolle, gleichwohl städtebaulich gut eingebundene, räumlich großzügige und spannende sowie funktional ausgereifte Lösung, die für die Innenstadt von Ludwigsburg eine Bereicherung darstellt.
Die Anordnung der Sporthalle stützt die blockartige Karrebildung des Schulquartiers und der Halleneingang liegt in Richtung zu den Hauptwegen der Schüler und ist durch seine räumliche Ausbildung und den Vorflächen gut nutzbar.Die Absicht den Gebäudekubus durch Eingrabungen unterhalb der straßenbegleitenden Baumkronen zu halten wird positiv anerkannt und die subtile Behandlung der Beton und Glasfronten zum öffentlichen Raum haben einen Reiz, der abends bei Beleuchtung noch verstärkt wird.Die Spielflächen bleiben von Strassen und Klassen nicht einsehbar. Vom Eingang öffnet sich der Blick in die Halle und die Gastronomie ist diesem Foyer direkt zugeordnet. Die anschließende multifunktionale Zone ist zur Halle und Kirche gut zugeordnet; die schulische Nutzung mit Nebeneingang und WC-Anlage haben funktionale Mängel. Die mobilen Glaswände bieten vielseitige Nutzungsmöglichkeiten.Die Sportlerumkleiden sind vom Eingangsvorraum über Treppe und Lift separat behindertengerecht zugänglich. Durch die Aufteilung der Umkleideeinheiten sind die innenliegenden Flure erträglich. Die weiteren Funktionsräume auf der Sportebene sind richtig gelöst.Die großzügige Nord-Lichtfassade gegenüber den Zuschauern bietet eine gleichmäßige blendfreie Belichtung. Die zusätzlichen 5 Oberlichter sind zwar nach Osten gerichtet, die bauliche Ausbildung garantiert reflektierten blendfreien Lichteinfall. In der westlichen Teilhalle befindet sich jedoch nur ein Oberlicht.Die gewählten Betonwände mit Kerndämmung und Stahltragwerk sind bautechnisch wirtschaftlich und die Kubatur liegt im unteren Bereich. Das Eingreifen bis in den Grundwasserpegel ist jedoch ein kostspieliger Nachteil, der verhindert werden sollte. Die großzügige Verbindung der Pausenflächen über das Dragonergässle zur Elly-Heuss-Knapp-Schule wird positiv angesehen, die dargestellten Möblierungen und Begründungen sind jedoch nicht befriedigend. Die im Erläuterungsbericht vorgetragene Haustechnik mit ökologischen Ansätzen ist in den Plänen nicht nachvollziehbar. Der Entwurf überzeugt städtebaulich und funktional, hat aber in der Durcharbeitung und in Details Mängel.
Dem Verfasser gelingt es mit umlaufender Traufhöhe zwei städtebauliche Kanten zu schaffen, die die Pausenhöfe nach den Worten des Verfassers: "beschützend umarmen." Er erreicht auf diese Weise den öffentlichen Straßenraum gegenüber dem Binnenraum abzugrenzen und unterschiedliche Raumqualitäten zu schaffen. Die sogenannte fünfte Fassade, die Dachaufsicht, unterstreicht gliedernd das positive Gesamtkonzept.Während zur Straße wohldimensionierte und gut proportionierte Außenräume entstehen, wirken die Bereiche der Pausenhöfe in der angebotenen Weise eher schematisch und wenig sinnlich. Insbesondere bei der Westfassade der Halle mit ihrer Orientierung zum Schulhof bleibt, weil nicht dargestellt, ein Fragezeichen. Auch der im Osten angebotene Graben zur Belichtung des Erschließungsflures und der UG-Räume ist für die Belichtung sowie Be- und Entlüftung zwar wünschenswert, in der angebotenen Form aber eher einfallslos.Vom Foyer aus teilen sich die Besucherströme: die Sportler über Treppe und Lift ins UG, die Zuschauer geradeaus zu den Trib¸nen, und in westliche Richtung gelangt man zu den Funktionsräumen des Erdgeschosses. Der Multifunktionsraum hat einen schönen Einblick zum Sportgeschehen, läßt aber die gewünschte Verbindung zum Foyer vermissen. Richtig ist die Zuordnung zur Bewirtschaftung und zu den Toiletten. Durch die erdgeschossige Gabelung der Erschließungswege entsteht im Foyer als Gelenk zwar ein gewünschter Treffpunkt, was aber bei Volllastbetrieb der Halle zu viel Bewegung und Unruhe führen kann, uns insbesondere im Türbereich zur Tribüne zu Engpässen führen wird. So liegen die Toiletten für die Zuschauer mit langem Weg am falschen Ende da der Multifunktionsbereich durchquert werden muß. Der östliche Nebeneingang liegt richtig und ist gut, warum ein zusätzlicher Nebeneingang im östlichen Bereich nahe der Treppen angeboten wird ist nicht verständlich. Sofern eine Kasse im Eingangsbereich gewünscht oder angeboten wird, erwartet der Auslober hier eine entsprechende Überdachung oder ähnliches für die Wartenden. Mit einer Vor-Auskragung des Daches wäre hier auch räumlich mehr gewonnen.Im UG entspricht die Aufteilung den Programmvorgaben und funktionalen Anforderungen. Wüschenswert wäre eine bessere Zuordnung und damit Übersicht der Lehrer zu den Umkleiden der Sportler. Der Regietrakt ist zu groß, der verbleibende Geräteraum für das mittlere Hallendrittel zu klein.Alle Oberlichter orientieren sich richtig nach Norden und werden ohne notwendigen Sonnenschutz eine gute und gleichmäßige Belichtung der Sportfläche gewährleisten.Die angebotenen Materialien und Gestaltungsmittel sind der städtebaulichen Situation angemessen, sie sind zurückhaltend und fein, bedürfen aber bezüglich der unterschiedlichen Orientierung der Fassaden (Strasse, Schulhof, Dragonergässle) der Präzisierung.Die Arbeit ist bezüglich der Zahlenwerte im mittleren Bereich, obwohl der Verkehrsflächenanteil verhältnismäßig hoch ist. Die Kubatur ist niedrig, der Hüllflächenanteil ist wirtschaftlich gering, da die Halle niedrig, aber doch oberhalb des Grundwasserspiegels positioniert wird. Die Aussagen zur Dachbegrünung und zum Energiekonzept selbst sind dürftig.Fazit: Eine städtebaulich anspruchsvolle und gelungene Arbeit. Die Gestaltungsmittel sind angemessen zurückhaltend. Im Inneren zeigen sich leider funktionale Mängel, die die Qualität der Gesamtlösung erheblich einschränken.