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Foto: Roland Halbe
Kloster Sießen 388348 Bad Saulgau
Die Kapelle mit Verbindungsgang bildet mit dem Winkelbau des neuen Pflegeheims einen Hof. Zum einen ein tradiertes Element in der Klosterarchitektur zum anderen ein wichtiger, geschützter Freibereich für die Bewohnerinnen des neuen Pflegeheims.
Die Kapelle hat verschiedene Funktionen zu erfüllen und soll sowohl als spiritueller Ort für das Kloster, aber auch für Aussegnungen der verstorbenen Schwestern wie auch für Verstorbene der Gemeinde Sießen zu Verfügung stehen. Mit einem großen Schiebeelement in der Ebene des Verbindungsgangs lässt sich die Kapelle bei Bedarf von außen erschließen. Für Aussegnungen kann der kleine Kapellenraum über zwei Türen zum Vorbereich geöffnet und erweitert werden, so dass auch eine größere Gemeinde an der Aussegnung teilnehmen kann.
Die Kapelle bildet in Bezug auf Materialität und in ihrem filigranen Erscheinungsbild den Kontrapunkt zur umgebenden Klosterarchitektur und wird ohne sichtbare christliche Insignien als besonderer Ort wahrgenommen. Mit Franziskus von Assisi wird die Einfachheit in der Lebensführung und das geschwisterliche Verhältnis zur Schöpfung verbunden: Die Ordensregeln der Franziskanerinnen von Sießen spiegeln sich in der Reduktion der Formensprache, in der Materialität, in der Ausbildung der Details und nicht zuletzt in der nachhaltigen Umsetzung.
Von außen erscheint die Kapelle durchgehend in einer konsequenten Verbretterung mit sichtbar geschraubten Wechselfalzbrettern welche auch die Dachflächen einschließen. Der Verbindungsgang, welcher mit der Kapelle eine bauliche Einheit bildet, trennt den Innenhof des Pflegeheims mittels eines transparenten Lisenenvorhangs vom benachbarten Hof. Der entstehende Zwischenbereich wird durch Kapelle mit Verbindungsgang sowie durch die neue Gestaltung des Freiraums aufgewertet.
Der Baukörper der Kapelle wird durch ein Lichtband an der Längsseite gegliedert. Aufgesetzte Holzlisenen im Außen- und im Innenbereich verbinden die beiden Baukörper. Die genannten Lisenen verhindern den direkten Einblick in die Kapelle, bei gleichzeitiger großzügiger Belichtung des Kapellenraumes und unterstützen das skulpturale Erscheinungsbild.
Der introvertierte Kapellenraum ist durch eine Vertäfelung aus gebürsteter Weißtanne sowie direkten und indirekten Belichtungselementen an Giebel und Seitenwänden von aufnehmender Freundlichkeit. Die besondere Dachform wirkt einerseits beschützend, andererseits befreiend. Die ohnehin ausdruckstarke Vertikalität wird durch blaue mundgeblasene Scheiben, welche die Gebäudeform nachzeichnen, verstärkt. Die Farbe Blau deuten wir als Farbe des Göttlichen, des Himmels, des Geistigen, unendlicher Weite, aber auch als Farbe für Introvertiertheit und Rückzug in sich selbst.
Eine Ikone, Christus Pantokrator darstellend, steht im Zentrum und im Schwerpunkt des freigestellten Giebels. Sie bietet dem Auge Halt und zentriert den Raum. Die Anordnung der Ikone in einer Nische, die Giebelwand als Passepartout und die Glaskunst als Rahmen, unterstreichen die elementare Bedeutung der Ikone für die Franziskanerinnen von Sießen.
Ohne weiteres Zutun entsteht ein Ort, der gut tut, an dem die Besucher:innen zu sich selbst finden können, ein Ort der inspiriert und Kraft gibt, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, ein Ort an dem Fragen nach dem Woher und Wohin gestellt werden.
Erläuterung der IkoneAnstatt eines Kreuzes befindet sich in der Kapelle eine Ikone. Keine Auferstehungs-Ikone, sondern Christus Pantokrator - der Allherrscher, Allerbarmer. Das Motiv konzentriert sich auch auf das Gesicht. Der Blick ist das wichtigste und andere Details, wie die segnende Hand und das Buch mit Bibelstellen, fallen weg.
Welche Aussage wollten wir an diesem Ort zu Tod und Auferstehung machen?
Der leibliche Tod zeigt es in letzter Konsequenz, was alles vergänglich ist und vergeht, doch das ist nicht das Ende.
Künstlerin Sr. Pietra Löbl, Kloster Siessen
Gedanken der Franziskanerinnen von Sießen zur KlosterkapelleDie Kapelle strahlt einen tiefen Frieden aus, in ihrer Schlichtheit und Natürlichkeit, besonders durch das viele Holz und ihre Höhe, führt sie zur inneren Stille und Ruhe.
Auf unserem Klostergelände ist durch Architektur und Material ein Ort der Stille und der Gegenwart Gottes geschaffen worden, ein Ort, um den inneren Frieden zu finden im Hier und Jetzt und in Ewigkeit:
Eine Ordensschwester sagte beim Anblick der Kapelle: „Der Architektin ist es gelungen, den Himmel herunter zu holen.“
Die neue Kapelle bietet eine Deutung von Tod und Auferstehung an. Dem dient die Öffnung in der Apsis. Sie ist eine Andeutung, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern die Tür in eine neue Wirklichkeit. Diese Hoffnung und Zuversicht strahlt die jetzige Kapelle aus. Dazu trägt auch das Baumaterial Holz bei. Von außen ist die Kapelle grau und wirkt vergänglich. Tritt man in ihr Inneres, steht man in einem hellen, warmen und dadurch kostbaren und schönen Raum. Durch die Höhe spürt man nicht, wie klein der Grundriss eigentlich ist. Er wirkt weit, stimmt hoffnungsvoll und wirkt der Schwere im Angesicht des Todes entgegen.
Beim Eintritt in die Kapelle wird der Blick unwillkürlich nach „oben“ gelenkt. Durch die einheitliche, helle Holzgestaltung innen strahlt der Raum eine Ruhe aus und führt durch die Ikone zu Sammlung und Konzentration. Durch die Glassegmente ist der vordere Teil geöffnet. Was außen ist, zeigt sich innen.
Assoziationen beim Betrachten der Kapelle:
Die Aussegnungskapelle bringt den Übergang vom Leben über den Tod zum Ewigen Leben zum Ausdruck. Diese Verbindung zeigt auch die Pergola auf dem Weg vom Haus St. Angela zur Kapelle.
Um die Kapelle herum wurde ein neuer Garten angelegt, der die Elemente vom Sonnengesang des Heiligen Franziskus symbolisiert. Die Kapelle steht für die Strophe vom „Bruder Tod“, die unsere Lebensperspektive ausdrückt: „Wehe jenen, die in tödlicher Sünde sterben. Selig, die er finden wird in deinem heiligsten Willen, denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun. Und dankt und dient ihm mit großer Demut“ (aus dem Sonnengesang des Hl. Franziskus).
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.