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Foto: zooey braun FOTOGRAFIE
Seestraße 3771638 Ludwigsburg
Freianlagenplanung: Gänßle + Hehr Landschaftsarchitekten PartGmbB, Esslingen
Das Goethe-Gymnasium Ludwigsburg wurde in den 1950er-Jahren am südlichen Rand der barocken Innenstadt errichtet und ist ein Ensemble aus drei Baukörpern: dem stattlichen Hauptgebäude an der Seestraße, einem niedrigen Verbindungstrakt an der Alleenstraße, und einem anschließenden größeren Turnhallenbau. Das Hauptgebäude und der Verbindungstrakt werden derzeit in zwei Abschnitten grundlegend saniert, wobei das Hauptgebäude an der Seestraße als erster Bauabschnitt zu den Sommerferien 2017 fertiggestellt wurde und wieder in Betrieb ging. Im Herbst 2017 begannen die Arbeiten am Verbindungstrakt als zweiten Bauabschnitt der laufenden Generalsanierung, während die Planung und Durchführung der Sanierung des Turnhallenbaus noch nicht terminiert ist.
Obwohl erst nach dem 2. Weltkrieg Anfang der 1950er-Jahren in drei Abschnitten erbaut, stammt der Entwurf des Ludwigsburger Architekten Otto Eichert für das Hauptgebäude in der Seestraße aus den späten 1930er-Jahren. Dies wird vor allem an den charakteristischen Lochfassaden der Längsseiten und der imposanten, überhohen Eingangshalle mit ihren Seitenschiffen, Bögen und großem Treppenaufgang deutlich. Das Gebäude wurde - gegenüber dem ursprünglichen Entwurf um ein Geschoss erhöht - in Massivbauweise errichtet, wobei die Geschossdecken bereits mit den für den Wiederaufbau typischen, von unten verkleideten Rippendecken aus Stahlbeton ausgeführt wurden. Der nördlichste Abschnitt des Hauptgebäudes mit Aula im Erdgeschoss und Lehrerzimmer im ersten Obergeschoss wurde als letzter Teil in den späteren 1950er-Jahren zusammen mit dem anschließenden Verbindungstrakt errichtet und weist im Gegensatz zu den restlichen Fassaden des Hauptgebäudes auf der Nordseite eine völlig andere Gestaltung mit Fensterbändern und Stahlbetonpfeilern auf. Damit ist das Hauptgebäude bei genauerer Betrachtung sowohl konstruktiv als auch gestalterisch ein bemerkenswerter Hybrid zwischen Vor- und Nachkriegsarchitektur.
Die technischen Hauptaufgaben der Sanierung waren neben einer energetischen Sanierung die barrierefreie Erschließung der Geschosse über einen an der Südseite vorgestellten Aufzug, die brandschutztechnische Ertüchtigung der Rippendecken mit Sicherung der Flucht- und Rettungswege durch die erforderlichen Rauch- und Brandschutzabschlüsse sowie die komplette Neuinstallation aller haustechnischen Anlagen, inkl. flächendeckender mechanischer Lüftung.Die vollflächige Dämmung der verputzten Außenwände aus Vollziegel-Mauerwerk im Rahmen der energetischen Sanierung wurde untersucht, der Effekt wäre aber letztlich wegen der großen Mauerwerksstärke nicht sehr ins Gewicht gefallen. Eine Außendämmung wurde aus gestalterischen Gründen verworfen, weil dadurch die charakteristische Gesamterscheinung des Gebäudes stark gelitten hätte, und eine vollständige Innendämmung erwies sich als zu aufwändig für die zu erwartenden, im Verhältnis eher geringen Einsparungen. Die Heizkörpernischen unter den Fenstern mit geringerer Wandstärke wurden jedoch von innen gedämmt, alle Fenster durch neue Holz-Elemente mit Dreifach-Verglasung ersetzt und das Dach nach aktuellen Vorgaben vollständig neu gedämmt und neu eingedeckt.
Im Inneren sind die Raumaufteilungen in den Hauptgeschossen weitgehend unverändert erhalten geblieben, während das Dachgeschoss für die Kunst- und Computerräume völlig neu ausgebaut wurde. Vorhandene Parkett-, Werkstein- und Asphaltplattenbeläge wurden während der Sanierungsarbeiten geschützt und abschließend wieder aufgearbeitet, während alle übrigen Bodenbeläge erneuert wurden. Nach der flächendeckenden Brandschutzsanierung der Rippendecken mit Spritzputz wurden diese wieder mit Abhangdecken verkleidet, wobei alle Installationstrassen in den Mittelzonen konzentriert wurden, um die ursprünglichen Raumhöhen so weit wie möglich erhalten zu können.
Das ursprünglich recht karge Farb- und Materialkonzept der Nachkriegszeit für die Innenräume wurde mit der Generalsanierung behutsam erweitert. Ausgehend von den vorhandenen Parkettböden der Aula im Erdgeschoss und des Musikprobenraums im Untergeschoss wurde eine Vielzahl von neuen Elementen in Eiche oder Eichefurnier ausgeführt: alle neuen Rauch- und Brandschutzabschlüsse, alle Zugangstüren und Fensterbänke der Klassenzimmer und sonstiger Hauptnutzungen, die wandhängenden Sitzbänke in den Fluren sowie die aus Gründen des Unfallschutzes erforderlichen Ergänzungen der Treppengeländer. Dies ergibt - zusammen mit den hellen Wänden und den abgetönten Bodenbelägen - einen warmen und neutralen Hintergrund für die Aneignung der sanierten Schule durch die Schüler- und Lehrerschaft.
Der Gesamteindruck der charakteristischsten Einzelräume des Schulgebäudes - die Eingangshalle und die Aula im Erdgeschoss sowie der Musikprobenraum im Untergeschoss - sollten trotz aller zu integrierenden Technik so gut wie möglich wieder hergestellt oder verbessert werden. In der Eingangshalle sind die Veränderungen kaum sichtbar, da hier die verbaute Haustechnik über der neuen Abhangdecke auf das Nötigste reduziert wurde zugunsten einer maximalen Raumhöhe; die ursprüngliche Leuchte an der Decke sowie die aufwändigen Verkleidungen der Heizkörpernischen wurde dabei originalgetreu restauriert.In der Aula wurden die notwendigen technischen Installationsquerschnitte an der Decke und der Stirnseite so neutral und selbstverständlich wie möglich gestaltet und der festliche Charakter des Raums durch umlaufende, akustisch wirksame Vorhänge und einen schimmernden Bühnenvorhand gesteigert. Eine neue rückseitig Wandverkleidung der Bühnen rundet die Umgestaltungen ab und wertet die Theater- und Musikaufführungen im neu sanierten Goethe-Gymnasium mit seinem Musikprofil deutlich auf.
Im Dachgeschoss konnten bei der Sanierung größere Freiheiten bei der Neugestaltung in Anspruch genommen werden, da die Nutzungen hier größtenteils später eingebaut worden waren. Alle Haupträume wurden durch die Entfernung der Zwischendecke bis unter den First geöffnet, Dachflächenfenster in geänderten Größen und Positionen neu angeordnet und großzügige Oberlichtverglasungen in den Flurtrennwänden vorgesehen. Das jetzt vollständig sichtbare, außergewöhnliche Dachtragwerk erhielt einen neuen Anstrich in hellem Grau, der ihm die vorherige Schwere nehmen konnte. So entstanden trotz fehlender Sichtbeziehungen nach außen helle und freundliche Räume für den Kunst- und den Computerunterricht.
DREI ARCHITEKTENChristian Vogel
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