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Foto: Ufuk Arslan
Am Leghornhof 2174523 Schwäbisch Hall
Eigentlich sollten am Wendehammer „Am Leghornhof“ Mehrfamilienhäuser entstehen – mit wenig Zuspruch. Daher wurde nach und nach für schlüsselfertige Einfamilienhäuser parzelliert. Im Süden blieb ein Rest, zwar immer noch über 1100 m² groß, aber eingezwängt mit einer nur 2,75 m schmalen Einfahrt und einem Baufenster viel zu klein für diese Grundstücksgröße. Problematisch zudem: der Grünzug auf der Westseite mit viel Verschattung durch sehr große Bäume auf ansteigendem Hang. Eine Senke als tiefster Punkt des Areals als Risiko bei Starkregenereignissen. Man beschloss, das Grundstück weiterzuverkaufen.
Die Bauherrenfamilie – Eltern, 4 Kinder plus Oma – brauchte viel Platz. Beruflich auch ein Büro und ein Musikzimmer mit Kundenverkehr. Das Haus sollte aber auch im Umzugsfall gut verkäuflich sein oder zur Vermietung dienen und bei Auszug der Kinder nach und nach auch in einzelne Wohnungen aufgetrennt werden können. Der Vorteil hier: keine Beschränkung der Wohnungszahlen, weil ja zunächst Mehrfamilienhäuser geplant waren.Weitere Planungsanforderungen: Hohe Energieeffizienz, möglichst ökologische Bauweise, preiswerte, robuste Konstruktion.
EntwurfsansatzMaßgeblich war die Verschattungssituation. Lägen wie üblich Wohnbereich und Terrasse in der Südwestecke des EGs, wäre mit Sonne im Sommer ab 16 Uhr Schluss, in den Übergangszeiten schon zu Mittag. Die eingehende Analyse des Bauortes ergab daher folgende Lösung:Im OG wird der große Wohn- und Kochbereich an die Nordostecke des Hauses verlegt. Alle Öffnungen und Innenwände sind zur maximalen Lichtausbeute platziert. Über dem Carport schließt sich die Hauptterrasse an, deren raumhohe Wand nach Osten ebenfalls das Licht der Abendsonne reflektiert und für eine intime Aufenthaltsqualität sorgt. Eine Freitreppe führt hinunter in den Garten. Ein weiteres Sonnendeck ist auf dem Hauptdach entstanden. Komplettiert wird das OG durch den Elterntrakt (Schlafzimmer und Bad).Im EG sind die Kinderzimmer den Freibereichen zugeordnet. Büro und Musikzimmer liegen für kurze Wege am Hauseingang. Im UG finden sich außer den Nebenräumen noch die letzten beiden Zimmer in einem Senkgarten. Die Freiflächengestaltung ist mit vier Ebenen so konzipiert, dass einerseits nur minimale Erdbewegungen (und Bauaushubabfuhr) notwendig wurden, andererseits das Wasser der erwähnten Starkregenereignisse abfließen kann.
KonstruktionDas Gebäude kommt ganz ohne baurechtliche Befreiungen aus. Es wurde als 4-Familienhaus eingereicht, die Wohnfläche der Großfamilie kann geschossweise aufgetrennt werden, im EG sogar auf zwei Wohneinheiten. Für die UG-Bereiche ist dies inzwischen geschehen. Bis hin zu vorbereiteten Brandschutzklappen der Lüftungsanlage oder zweischaligen Wänden (Schallschutz) ist die spätere Trennung bereits vorbereitet. Der Keller ist aus Stahlbeton, die oberirdischen Geschosse sind ein Holzrahmenbau mit sichtbaren Holzmassivdecken. Neben den energetisch-ökologischen Vorteilen ergibt dies schlankere Wände (=mehr Wohnfläche) und auch die Baustellenorganisation über die schmale Zufahrt profitiert durch die Vorelementierung und den geringeren Platzbedarf. Die Günstigerprüfung ökologischer Holzbau vs. Massivbau ergab: Die Mehrkosten von 24.000 Euro für den Holzbau werden durch die höheren KfW-Zuschüsse (60.000 Euro) mehr als aufgewogen. Der Holzbau ist ein KfW-Effizienzhaus 40plus. Die Konstruktion ist holzbauoptimiert und sehr nachhaltig: Zellulosedämmung, Holzweichfaserplatten, mineralischer Außenputz, alle Innenflächen mit Kalkstrukturfarbe gestrichen, Holzfenster, latexgebundene Splittschüttung als Deckenbeschwerung, Vollmassivparkett.
HaustechnikDas hohe energetische Niveau der Gebäudehülle – der Luftdichtigkeitswert von 0,4 1/h ist ein Drittel besser als im Passivhaus – ermöglicht ein sehr verbrauchsreduziertes Haustechnikkonzept. Zum Einsatz kommen eine hocheffiziente Luftwärmepumpe, Fußbodenheizung, Warmwasserbereitung mit Frischwasserstation, zentrale Lüftungsanlage mit Rotationswärmetauscher (Wärme- und Feuchterückgewinnung) und auf dem Dach eine PV-Anlage mit 10 kWp Leistung und einem Batteriespeicher mit 15 kWh Kapazität im Keller. Für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Hilfsenergie (Pumpen, Steuerung) wurde ein Strombedarf von 3.600 kWh/a errechnet. In 2018 und 2019 wurden jeweils 10.000 kWh Strom verbraucht, einschließlich Haushaltsstrom und 2.000 kWh für das Elektroauto, das damit 13.000 km fuhr. Davon wurden 8.300 kWh durch die PV-Anlage erzeugt. Damit ist das Haus nach üblicher Betrachtung ein Plusenergiehaus, das mehr Energie erzeugt, als es (sogar inkl. Haushaltsstrom!) verbraucht. Der große Batteriespeicher ermöglicht eine Autarkiequote von ca. 50 Prozent und eine Eigenverbrauchsquote von 60 Prozent. Durch konsequente Außenbeschattung und die gute Wärmedämmung ist eine Klimatisierung nicht erforderlich. Es genügt bei Bedarf eine erhöhte Nachtlüftung über die Lüftungsanlage.
Wohnfläche: 270 m², aufteilbar in 4 WENutz- und Verkehrsfläche: 83 m²; BRI (a): 1182 cbmGartengestaltung: Artterra GmbH, Westernach
Baukosten: Kostenschätzung DIN 276 KG 300+400: 546.000 Euro bruttoGesamtprojektkosten KG 200-700: 706.000 Euro bruttoKostenfeststellung: KG 200-700: 705.000 Euro brutto (zzgl. PV-Anlage und Speicher 22.000 Euro)
Energie: KfW-Effizienzhaus 40plusPrimärenergiewert Q''p = 6,8 kWh/m²a (Soll: 50,3)Gebäudehülle H'T = 0,213 W/m²K (Soll: 0,412)Reale Energiekosten: 90 Euro pro Monat für Haus, Haushalt und Fahrzeug
Aktuelle Ergebnisse, die Prämierungen aus den letzten beiden Jahren sowie die ausgelobten Verfahren in diesem Jahr inklusive Tipps zur Teilnahme finden Sie hier.